In Frieden mit dem Papierkrieg

Statt in der Klasse unterrichteten die Referenten Simon Schneider (l.) und Peter Liechti im Januar vor den Monitoren. Bild: Sascha Frey (HFB)

Türen. Der Weg zur Werkseigenen Produktionskontrolle (WPK) scheint mühsam und kompliziert. Als Hilfe bieten der VSSM und die Prüfstelle Sipiz neu einen Workshop an. In nur einem Tag lernen die Teilnehmenden, die WPK auf ihren Betrieb masszuschneidern und einzurichten.

Die Abkürzung WPK ist für viele Schreinerinnen und Schreiner wohl noch ein Buch mit sieben Siegeln. Werkseigene Produk­tionskontrolle heisst das Kind mit vollem Namen. Und es hat den Zweck, den Produktionsprozess einer Tür so zu dokumentieren, dass er rückverfolgbar ist und die Eigenschaften des Bauteils gegenüber dem Kunden nachgewiesen werden können. Die WPK ist seit Inkrafttreten der harmonisierten Norm für Aussentüren und Aussentüren in Fluchtwegen seit 2015 Pflicht, für Aussentüren mit Brandschutz- oder Rauchschutzeigenschaften seit 2019 (SN EN 16034 und SN EN 14351-1). Ausschliesslich Betriebe, die eine WPK eingerichtet haben, dürfen noch Türen mit dem entsprechenden Zertifikat in Verkehr bringen.

Praktische Hilfe für Betriebe

Doch das Kontrollinstrument einzuführen, ist mit einigem administrativem Aufwand verbunden. Und Papierkram gehört erfahrungsgemäss nicht zu den Lieblingsdisziplinen der Schreiner. Das wissen natürlich auch die Verantwortlichen von VSSM und Sipiz, der schweizerischen Prüfstelle. Sie haben daher im Laufe des vergangenen Jahres einen Workshop entwickelt, der an der Höheren Fachschule Bürgenstock (HFB) ­besucht werden kann.

Konzipiert war er als Präsenzveranstaltung, doch die ersten Durchführungen im Januar mussten aufgrund der Pandemielage online abgehalten werden. «Das hat aber gut funktioniert, und die Rückmeldungen waren sehr positiv», sagt Simon Schneider, Projektleiter Technik & Betriebswirtschaft beim VSSM und Fachreferent des Workshops. Die Teilnehmenden können im Rahmen des Kurses gleich an ihrer WPK arbeiten und das 38-seitige Qualitätshandbuch Schreiner, das der VSSM als Vorlage zur Verfügung stellt, auf ihren Betrieb spezifizieren und ausfüllen. «Bis Kursende haben sie verstanden, wie die WPK funktioniert, und sie sind in der Lage, diese in ihrem Unter­nehmen umzusetzen», sagt Schneider.­

Wohlgemerkt geht es bei der WPK um mehr als bloss das Ausfüllen eines Formulars. Weil die Produktionsprozesse genau dokumentiert werden, müssen diese auch hinterfragt und allenfalls angepasst werden. «Wichtig ist auch, dass sich die Betriebe für den Weg entscheiden, der für sie richtig ist», sagt Schneider. Will man am Markt zum Beispiel als Hersteller oder als Subunternehmer auftreten? Je nach Entscheid fällt die WPK anders aus.

Bald auch für Innentüren

Derzeit ist die WPK erst bei der Herstellung von Aussentüren gefordert. Doch dies könnte sich bald ändern. «In den nächsten Jahren tritt auch die harmonisierte Norm für Innentüren, die SN EN 14351-2, in Kraft. Bis dann müssen viele Schreinereien eine WPK eingerichtet haben, wollen sie weiterhin mit Türen am Markt präsent sein», sagt Schneider. Jetzt sei der richtige Moment, sich darauf vorzubereiten.

Alle Artikel zum Thema sind in diesem Dossier gesammelt.

Martin Freuler

www.vssm.ch/wpk
www.sipiz.ch

Workshop: WPK-Kenntnisse an einem Tag

Der Kurs bereitet die Teilnehmenden darauf vor, die Werkseigene Produk­tionskontrolle (WPK) in ihrer Schrei­nerei aufzubauen und umzusetzen. Angesprochen sind die WPK-Beauftragten der Unternehmen. Vorausgesetzt werden Grundkenntnisse des Türenbaus im Holz- und Metallbereich. Fachreferenten sind Simon Schneider vom VSSM und Peter Liechti, Leiter Inspektion bei der Prüfstelle Sipiz, welche die Zertifizierung überwacht. Die nächsten Kurse sind am 17. März in Winterthur ZH und am 18. Mai in Zollikofen BE geplant. Je nach Pandemielage werden sie online durchgeführt.

mf

www.hfb.ch

 

Veröffentlichung: 11. Februar 2021

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