Fisch, Esel – und viel Abenteuerlust

Und plötzlich war Auswandern kein Thema mehr: Schreiner Stefan Fisch (37) geniesst das Abenteuer als Eselhof-Betreiber.Bild: SchreinerZeitung

Es dauert ein paar Stunden, aber dann siegt die Herbstsonne gegen die Wolken, taucht den Eselhof Säge in ein mildes Licht und macht die Idylle noch idyllischer. Auf der Weide neben dem Hof glänzt der Tau, das weis-se Tipi leuchtet. Der Bach plätschert seine Melodie. Nur 400 m weiter hinten haben die Biber ihr Revier – abends schwimmen sie schon mal hier entlang. Zwei Katzen schleichen ums Haus. Am Holzzaun beäugen fünf neugierige Augenpaare die Besucherin aufmerksam und begrüssen sie mit sanftem Schnauben: Joschi, Mio, Anouk, Mona und Galan, die Esel, sind an Besuch gewöhnt. Biber, Katzen, Esel, demnächst Hühner – wen wundert es da, dass der Hofherr Fisch heisst? Stefan Fisch lacht. Zusammen mit seiner Frau Natalie und seinen beiden Kindern lebt und arbeitet er in diesem Paradies, das sich im Dorf Buch bei Schaffhausen befindet, offi-ziell wenigstens. Und inoffiziell? «Das hier ist mein persönliches Kanada, mein Outdoorprojekt, einfach adaptiert auf die Schweiz», erklärt der 37-jährige Schreiner lachend. Nach Kanada oder Alaska auszuwandern, sei lange sein Wunsch gewesen, bekennt er. Nun hat er seinen Traum umgesetzt, wenn auch anders als geplant, und dafür brauchte er lediglich in den Kanton Schaffhausen zu ziehen. Hier fanden seine Frau Natalie und er, wonach sie lange gesucht hatten: Einen Bauernhof mit Platz, viel Platz. Für die Kinder, für die Tiere, für die Gäste, die hier Geburtstag feiern, auf Esel-Trekking gehen, im Tipi, im Stroh oder in einem Bett übernachten oder ein Outdoor-Fondue geniessen möchten. Für die Werkstatt, in der Stefan Fisch neben Schreinerarbeiten auch Sättel herstellt. Für die Spielgruppen- und Schulkinder, die auf dem Eselhof den Umgang mit den sensiblen Tieren lernen: sie putzen, satteln, führen und reiten und dabei erleben, dass bei Eseln mit Druck nichts, aber auch gar nichts zu erreichen ist.«Esel sind nicht stur», demontiert Stefan Fisch das gängige Vorurteil, «und dumm schon gar nicht. Sie sind eigenwillig und sehr klug. Wenn sie einem vertrauen, lassen sie sich problemlos führen.» Spricht er von «seinen» Eseln, hört es sich an, als sei von guten Freunden die Rede: «Das sind sie ein Stück weit auch. Sie zeigen ihre Zuneigung, und gehören ebenso zur Familie wie unsere beiden Katzen – mit dem Unterschied, dass sie sich nicht auf meinem Schoss zusammenkugeln und schnurren», schmunzelt er. Die Liebe zu den Eseln kam mit der Liebe zu seiner Frau: «Sie hatte als Kind einen Esel gepflegt und wollte nun unbedingt selbst einen halten.» Der Funke für das graue Wüstentier sprang auf ihn über, und plötzlich stand bei Fischs ein ganzes Trio im Stall: «Der Zoobesitzer bat uns, alle drei Jungesel zu kaufen – sie seien zusammen aufgewachsen wie Geschwister.» Später gesellten sich die ältere Eseldame Mona dazu und Galan, der grosse Spanier – da hatten Fischs längst einen Eselhalterkurs absolviert.«Zu Beginn waren die Esel unser Hobby, doch dann kam die Idee auf, dass sie eigentlich ihr Futter selber verdienen könnten.» Als Schulische Heilpädagogin bezieht Natalie die Esel in ihre Arbeit mit ein. Stefan Fisch hat vor wenigen Monaten seine Stelle im Aussendienst einer Baufirma gekündigt und sich doppelt auf das Abenteuer Selbständigkeit eingelassen: einerseits in seinem Herkunftsberuf als Schreiner, andererseits als Leiter des Eselhofs. In jeder freien Stunde baut er den Hof um und aus. «Auf dem Eselhof ist jeder Tag anders», sagt er über sein neues Leben. «Aufregender könnte es selbst in Kanada nicht sein.»hid

«Zu Beginn waren die Esel unser Hobby, doch dann kam die Idee auf, dass sie eigentlich ihr Futter selber verdienen könnten.»

Veröffentlichung: 17. Oktober 2013 / Ausgabe 42/2013

Artikel zum Thema

29. April 2025

Jörg Teunissen wird neuer Geschäftsführer

Geschäftsleitung. Am 1. April hat Jörg Teunissen die Geschäftsleitung der Gretsch-Unitas GmbH Baubeschläge übernommen.

mehr
25. April 2025

Die Berufslehre soll attraktiv bleiben

In Deutschland und Österreich beginnen immer weniger Jugendliche eine Berufsausbildung. Deren Regierungen wollen deswegen eingreifen. In der Schweiz sieht es hingegen aktuell noch besser aus.

mehr

weitere Artikel zum Thema:

News