Familientreffen der verrückten Stühle

Neue Stühle und die Klassiker an einer Familientafel. Bild: HFTG

Neue Räume. Studenten der Höhere Fachschule für Technik und Gestaltung Zug inszenierten an der Designmesse «Neue Räume 17» ein Familientreffen der besonderen Art. An einer langen Tafel fand eine Sippe von umgestalteten Horgenglarus Stühlen zusammen.

Um das Projekt der Höheren Fachschule für Technik und Gestaltung Zug (HFTG) an der «Neue Räume 17» zu erklären, muss man das Rad der Zeit um rund ein Jahr zurückdrehen. Damals hatten Studenten die Aufgabe, den klassischen Stuhl von Horgenglarus weiter zu denken, neu zu gestalten, aus seinem Kern heraus weiter zu entwickeln. So sind verschiedene Adaptionen des Klassikers entstanden. Einige Stühle weisen nur dezente, neue Elemente auf, andere tragen das Design nur noch in ihrem Herzen, sind in der Form also so stark verändert, dass man kaum mehr einen Stuhl erkennen würde. Das Design Horgenglarus hingegen ist dennoch unverkennbar da. Diese im Design «verrückten» Stühle wurden dieses Jahr an der Designmesse präsentiert.

Auftritt an der grossen Tafel

Diese Stuhlreihe an der Designmesse zu bespielen, war die Aufgabe der diesjährigen Einrichtungsgestalter der HFTG. «Wir haben wie bei einem klassischen Projektauftrag die Rahmenbedingungen angeschaut und haben dann diverse Ideen diskutiert», blickt Gabriela Thomann, Teilzeit-Studierende der HFTG zurück. Die Klasse habe sich nach mehreren Phasen der Entscheidungsfindung auf das «Familientreffen» geeinigt. Die neuen Stühle und die Klassiker sollten zusammenkommen wie eine Familie. «Denn letztlich haben alle Stühle die gleiche DNA, den gleichen Designer als Ursprung», erklärt Thomann. Mit dem Familientreffen als Leitidee entstand sodann die Stuhl-Ausstellung entlang einer grossen Tafel, einem festlich gedeckten Tisch.

Jedem Stuhl seine Geschichte

Jeder Stuhl wurde mit Namen versehen und erhielt eine Tischkarte. Der Stuhl ist somit personalisiert und lebt als Objekt. Mehr noch: Er bringt eine Geschichte mit sich, welche man an einer Pinnwand vor Ort nachlesen konnte. Beispielsweise nennt sich ein Stuhl «Frau Egli». Er erzählt an der Pinnwand, dass er in Wädenswil an einem Familientisch steht und sich jeweils über Kinderbesuche freut. Ein anderer Stuhl heisst «Pilatus», weil er früher, bevor er in einem Zürcher Brockenhaus nach Meggen verkauft wurde, bei der Pilatus AG treue Dienste leistete. «Olivia» wiederum wohnt normalerweise in der hippen Zürcher Altstadt und «Juliette» ist unwiderstehlich präsent in einem Varieté. Eines ihrer Stuhlbeine ist darum erotisch-angehaucht eingeschnürt.

Gespräche in exklusiver Runde

Ergänzend zur Präsentation wurden an der Tafel Tischgespräche mit eingeladenen Persönlichkeiten geführt. Zu Gast waren bei Andreja Torriani, Leiter der HFTG, und bei Alex Kobel, Leiter der Abteilung Berufsmaturität am Gewerblich-industrielles Bildungszentrum Zug der Schriftsteller Arno Camenisch, der Künstler Alois Lichtsteiner und der Chef von Horgenglarus, Marco Wenger. Die Gespräche drehten sich um Möbel, ums Wohnen, ums Leben. So erfuhr ein kleiner, auserlesener Kreis von Zuschauern, dass Marco Wenger zu Hause 28 Stühle besitzt, 80 Prozent davon sind von Horgenglarus. Seiner Meinung nach müsse ein Stuhl folgende Eigenschaften aufweisen: Er muss bequem sein, stabil, filigran, ästhetisch und selbstverständlich muss er auch seine Funktion erfüllen. Stühle würden meistens wenig beachtet, erzählte er am Tischgespräch mit Torriani weiter. Für das Projekt an der «Neue Räume 17» galt das aber bei weitem nicht.

ids

www.hftg.ch
www.gibz.ch
www.horgenglarus.ch

Veröffentlichung: 29. November 2017

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