Events mit Schreinerqualität

Mit der Überseh-Bar nahm die Selbstständigkeit von David Meier (36) ihren Anfang. Bild: Franziska Herren

Leute. Durch einen Bogen aus kreuz und quer übereinanderliegenden Holzbrettern tritt man in eine gemütliche Oase. «Welcome Überseh-Bar» ist über dem Bogen zu lesen.

Wer eintritt, kommt an handgefertigten Holzgebilden vorbei zu einer Bar mit Holzbühne. «Hier hat alles seinen Anfang genommen», erzählt David Meier aus Wohlen AG. 2018 gründete der 36-Jährige zusammen mit seinem Kollegen Raphael Kull eine eigene Firma, die Events wie die Überseh-Bar in Villmergen AG plant, koordiniert und organisiert. «In der Überseh-Bar machen wir praktisch alles selber. Wir fertigen das Mobiliar an, bauen die Bar auf, organisieren die Bands und die Foodtrucks, teilen das Personal an der Bar ein und bauen am Ende der Saison alles wieder ab», erzählt der gelernte Schreiner. Events sind seine Welt. Und diese Welt begann er mit 15 Jahren zu entdecken. Seinen ersten Event organisierte er auf dem Bauernhof eines Freundes – eine Party mit DJ. Was klein anfing, wurde bald grösser. So betreute Meier am Open Air Monsun in Wohlen ein eigenes Zelt und organisierte dafür die passende Musik. Als 2009 das Open Air Zamba Loca in Wohlen ins Leben gerufen wurde, war Meier ebenfalls mit dabei. Am Anfang betreute er ein Zelt, später leitete er den Aufbau, teilte die Mitwirkenden ein und wickelte Bestellungen ab. Er lernte von anderen und zog seine Lehren aus den Erfahrungen. So legte er einmal Bretter ins Gelände, als es zu regnen begann. «Das war keine gute Idee. Denn die Bretter begannen zu schwimmen», erinnert er sich.

Zwei bis drei Wochen arbeitete er jedes Jahr unentgeltlich fürs Zamba Loca, das bis zu 5000 Besuchende verzeichnete – bis es nach zehn Jahren eingestellt wurde. «Es war eine prägende Zeit. Nach so vielen Jahren der Zusammenarbeit waren wir wie eine Familie.» Es entstanden Freundschaften, von denen Meier noch heute zehrt. «Für mich war das Schönste, durchs Festivalgelände zu gehen und zu sehen, wie sich die Besucher freuten», sagt er. Doch es gab auch schwierige Momente, wenn das Open Air verregnet wurde und die Gäste ausblieben. «Das finanzielle Risiko zu tragen, war zunehmend belastend.» Am Zamba Loca kreuzten sich die Wege von Meier und Raphael Kull wieder. Die beiden kannten sich aus der Berufsschule. Sie stellten fest, dass sie Freude am Planen und Organisieren haben. Und so kam es, dass sie sich entschieden, eine eigene «schreinerangehauchte Eventfirma» zu gründen. Rund zwei Jahre später kam Corona. «Das war einschneidend für unser Geschäft mit den Events», sagt Meier. Kurzerhand richteten sie ihre Firma anders aus. Sie arbeiteten als Schreiner bei Bauprojekten mit und konnten sich so über Wasser halten. Heute legen sie den Fokus wieder verstärkt auf Events. Das Geschäft läuft so gut, dass sich aus dem Zwei-Mann- ein Sieben-Mann-Betrieb entwickeln konnte. «Freizeit ist bei mir im Moment kleingeschrieben», sagt Meier. Es gibt Wochen, da arbeitet er sieben Tage durch.

«Die Leidenschaft steht über allem. Jeder Event ist anders und das macht es so spannend», erklärt er. Nebst dem Planen, Organisieren und Koordinieren legt Meier immer auch wieder als Schreiner Hand an, wenn beispielsweise noch auf die Schnelle eine Bar gebaut werden muss. «Einen Event zu organisieren, ist vergleichbar damit, eine ganze Baustelle zu planen», stellt Meier fest. «Da kann ich von meinem Know-how als Schreiner profitieren.»

«Einen Event zu organisieren, ist vergleichbar damit, eine ganze Baustelle zu planen.»

Franziska Herren

Veröffentlichung: 14. November 2022 / Ausgabe 45/2022

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