Beschichtungen. Tages- wie auch UV-Licht verändern die Optik von Hölzern im Innenausbau. Ausbleichungen und Verfärbungen sind aber oft nicht erwünscht. Welche Lacke schützen, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab.
Die Sonne bringt es an den Tag: nicht nur die typische Eigenfarbe von Holz, sondern auch unschöne Verfärbungen. Im Aussen- wie auch im Innenbereich entstehen mit der Zeit buchstäbliche Brandmarken. Doch entsprechende Oberflächenbeschichtungen helfen, das Vergilben, Verfärben und Bleichen bei Holzeinrichtungen zu verzögern.
Auch durchs Glas
Für die Wahl der passenden Beschichtung müssen die Lichtarten in sichtbares und unsichtbares, sogenanntes UV-Licht, unterschieden werden. Selbst gängiges Fensterglas ist für die UV-Strahlung teilweise durchlässig und bietet daher keinen vollständigen Schutz gegen Verfärbungen auf dem Holz. «Die Folgen der Gesamtstrahlung sind bei hellem Holz Verfärbung und Verdunkelung, bei dunklem Holz eher Vergilbung und Bleichung», sagt Verkaufsleiter Münir Toprak von Adler. Einen hundertprozentigen Schutz bietet nur ein hoch pigmentierter, deckender Anstrich. Das Holzbild geht dabei allerdings verloren. Wenn der natürliche Holzton erhalten bleiben soll, muss die UV-Strahlung ferngehalten werden. Die Experten haben mit Lacken verschiedene Erfahrungswerte gesammelt.
Hölzer reagieren individuell
Die Wahl des richtigen UV-Absorbers ist eine Herausforderung. Denn jedes Holz reagiert anders auf die Wellenlängen des Lichts. Dementsprechend fällt auch die Wirkung von UV-Additiven aus. «Je nach Art des Holzes können sie schützen, nichts bewirken oder sogar zu negativen Effekten führen», so Münir Toprak. Die Grundvoraussetzung für einen wirksamen Schutz sei ein vergilbungsfreier Lackfilm, denn NC- oder SH-Lacke seien nicht vergilbungsecht. Die meisten Hölzer reagieren stark auf UV-Strahlung. Daher empfiehlt der Fachmann generell die marktgängigen 2-K-Mehrschichtlacke auf CAB-Basis (Celluloseacetobutyrat) mit Lichtschutzmittel, wie beispielsweise «Legno Pur» von Adler. Auch wasserlösliche Kombinationen wirken vergleichbar.
Organische Absorber verzögern
Zweikomponentenlacke mit Lichtschutz können beispielsweise bei einem Nussbaumtisch das Vergilben verzögern. Verhindert werden die Veränderungen damit aber nicht. Das gilt auch für andere Holzarten. Die Ursache liegt in den organischen UV-Absorbern, die in den 2-K-Mehrschichtlacken enthalten sind. «Sie werden im Lauf der Zeit verbraucht, ihre Wirkungsdauer ist also beschränkt», sagt Dieter Schmid, Leiter Anwendungstechnik bei Feyco Coatings. Dauerhaft positive Erfahrungen mit organischen Absorbern hat die Firma Dynasol gemacht. Sie empfiehlt speziell für Fenster im Innenbereich den organischen «Lichtschutz UV 100» als optimale Imprägnierung. «Dieser kann mit wasserlöslichen 1-K-Lacken wie ‹Impralan Hydrolack S400› kombiniert werden», sagt Peter Kamber, Geschäftsführer von Dynasol.
Zweierlei Beizen
Für einen zuverlässigen Sonnenschutz sind auch noch andere Mittel im Gespräch. «Der Schreiner behandelt das Holz vor der Lackierung am besten mit lichtechten Beizsystemen», sagt Münir Toprak. Die darin enthaltenen mikronisierten Pigmente (Metalloxide) werden von den Holzfasern angenommen und verhindern so das Vergilben. Freilich verändert sich mit diesen anorganischen UV-Absorbern der Holzton abhängig von der Intensität der Pigmente. Die Farbtöne bewegen sich auf einer Skala von grau bis bräunlich.
Davon unterscheiden muss man Beizen auf der Basis von Farbstofflösungen in klaren Tönen wie Rot, Grün usw. Diese liegen nicht als Festpartikel vor, sondern in gelöster Form. «Diese Variante kaschiert zwar kurzfristig Verfärbungen des Holzes, aber im Laufe der Belichtungsdauer verändert sich der Beizton», meint Dieter Schmid. Es sei denn, man füge Metalloxide hinzu.
Alternative Aufheller
Eine andere Möglichkeit der Imprägnierung sind sogenannte Aufhellerlacke. Feyco beispielsweise bietet das Produkt «Hydroscan» an, einen wasserverdünnbaren Decklack. «Die anorganischen UV-Absorber basieren auf Metalloxiden und bleiben bei Absorption von UV-Strahlung unverändert», so Anwendungstechniker Schmid. Bei Adler vertritt man eine andere Philosophie. «Der Einsatz von Aufhellerlacken bietet keinen idealen UV-Schutz, weil sie den Strahleneinfluss nicht sichtbar verzögern», sagt Münir Toprak. Fest steht, dass die weissliche Einfärbung des Lacks durch Titanoxid oder andere Metalloxide keine transparenten Lackierungen erlaubt. Sie eignet sich also, wenn ein aufhellender Effekt gezielt gewünscht ist, was bei Ahorn häufig der Fall ist.
Beratung einholen
Die unterschiedlichen Expertenmeinungen zeigen, dass über die Wirksamkeit von Oberflächenbeschichtungen keine endgültigen Ergebnisse vorliegen. Das bestätigt auch die Holzforschung Austria. Die dafür hauptverantwortlichen Faktoren sind Beleuchtungsdauer, Lichtintensität und Holzart. Es empfiehlt sich, vor der Lackierung zuerst die Wünsche des Endkunden abzuklären. Zusätzlich bieten die Lackhersteller eine Beratung für das zu behandelnde Holz. In ihren jeweiligen Labors laufen dauernd Testverfahren. mz
Holzverfärbung
Im Licht der Veränderung
Generelle Aussagen über Veränderungen von transparent beschichteten Oberflächen unter Lichteinwirkung sind nur bedingt machbar. Deshalb nimmt man bei der Holzforschung Austria in Wien die «Farbstabilisierung von Holzoberflächen» genauer unter die Lupe. Berücksichtigt werden dabei die Faktoren Holz- und Lackart sowie Belichtungsdauer mit einer Xenon--Bogenlampe. Erste Fallstudien mit organischem UV-Lichtschutz-Additiv kommen zu folgenden Ergebnissen:
Ahorn, Birke und Esche
Vergilben mit PUR-Lack ohne Lichtschutz relativ rasch. Dieser Einfluss kann durch Zugabe von einem Additiv stark verringert werden.
Bei Wasserlackbeschichtung ohne Lichtschutz entsteht ein ähnliches Bild. Mit einem Additiv erscheint die Holzfarbe gebleicht.
Birnbaum, Buche und Eiche
Zeigten bei beiden Beschichtungs-arten, mit und ohne Additive, zu Beginn der Bestrahlung starke Ver-färbungen.
Amerik./Europ. Nussbaum
Amerikanischer Nussbaum zeigte bei beiden Beschichtungsarten, mit und ohne Additive, im Lauf der Bestrahlung eine hohe Farbveränderung.
Beim europäischen Bruder dagegen zeichnete sich bei beiden Beschichtungen nach kurzer Belichtung eine hohe, bei längerer Belichtung eine geringe Farbänderung ab, die durch Lichtschutzmittel verringert werden konnte.
Veröffentlichung: 13. Januar 2011 / Ausgabe 2/2011
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