Eine Öffnung an der Tür


Spezialisierte Türenfachplaner zeigen sich offen für komplexe Beschlägesysteme, müssen aber auch werkstoffunabhängig sein, wie zum Beispiel bei dieser Metallkonstruktion. Bild: Kaba
Spezialisierte Türenfachplaner zeigen sich offen für komplexe Beschlägesysteme, müssen aber auch werkstoffunabhängig sein, wie zum Beispiel bei dieser Metallkonstruktion. Bild: Kaba
Fachplanung. Immer komplexer werdende Funktionen im Bereich von Türen haben dazu geführt, dass spezialisierte Fachplaner diesen Part übernehmen. Schreiner und Türenbauer profitieren dadurch von klareren Informationen, und ihre Offerten lassen sich so besser vergleichen.
Elektro-, Sanitär- und Heizungsplaner sind in grösseren Bauobjekten seit längerer Zeit normal und breit akzeptiert. In den letzten Jahren haben sich Türenfachplaner immer mehr etabliert. Bedingt durch komplexere Anforderungen an die Türelemente sowie eine konsequente Umsetzung bestehender Normen und Vorschriften erlangen ihre Planungsarbeiten zunehmende Bedeutung. Die Aufgabe eines Türenfachplaners besteht primär darin, Kundenwünsche mit den Vorschriften unter einen Hut zu bringen und in ein funktionierendes Konzept umzusetzen. Dabei soll auf der Kostenseite nicht nur die Investition allein berücksichtigt werden, sondern auch die später im Betrieb anfallenden Unterhaltskosten.
Im Türenbereich können Architekt sowie Bauherrschaft auf verschiedenen Ebenen Planungs-Know-how einholen. Die Türenhersteller selber bieten in diesem Bereich Unterstützung an, aber natürlich auch ihre Lieferanten, in erster Linie die Beschlägehersteller. Logischerweise werden deren Planungen immer auf den eigenen Produkten basieren. Demzufolge bieten verschiedene Hersteller die Planung als kostenlose Dienstleistung an. Reine Türenfachplaner – einige dieser spezialisierten Büros nennen sich auch Türen-Engineers – nehmen für sich in Anspruch, produktneutral zu sein. Sie müssen allerdings ihre Aufwendungen direkt der Bauherrschaft verrechnen, da sie keine Möglichkeit haben, die Kosten anderweitig abzuwälzen.
«Für uns ist es ganz zentral, möglichst früh einbezogen zu werden, am liebsten bereits in der Vorprojektphase», erklärt Roland Joss, Geschäftsführer der E-Tool AG in Münsingen. Sein Unternehmen befasst sich seit 2003 intensiv mit der Türenfachplanung. «Wir sehen relativ schnell, ob es überhaupt sinnvoll ist, für die vorgesehenen Türen einen Fachplaner beizuziehen, und wenn ja, zu welchem Zeitpunkt.» Der schlechteste Fall sei immer dann, wenn nach der Ausschreibung noch ein Türenfachplaner beigezogen werden müsse, um zu retten, was noch zu retten sei. Es gehe schliesslich auch um viel Geld, koste eine Funktionstür doch oft zwischen 5000 und 10 000 Franken. Da sei es schon aus wirtschaftlichen Überlegungen wichtig, dass jedes Element von Anfang an richtig geplant und am Ende auch korrekt ausgeführt werde.
In reinen Wohnbauten kommen bei den Türen nur selten spezialisierte Fachplaner zum Einsatz. Sie sind eher mit im Boot, wenn es um gewerblich genutzte Liegenschaften geht, in denen sich viele Leute aufhalten.
Um die Türen eines Objektes sauber planen zu können, ist ein Betriebskonzept erforderlich. Dies kann in der Regel nicht der Architekt oder ein Generalunternehmer liefern, sondern nur der zukünftige Gebäudenutzer. Aus dem Konzept muss zum Beispiel die Zirkulation von Personen oder allenfalls von Waren ersichtlich sein. Je detaillierter die Abläufe geklärt sind, desto schneller kommt der Fachplaner zum Ziel. Für seine Ausschreibung muss er allerdings die Wünsche und Ansprüche des Gebäudenutzers sehr genau kennen. Welche Leute müssen um welche Zeit wo Zutritt erhalten? Machen Karten oder Schlüssel mehr Sinn? Reicht eine mechanische Lösung? Braucht es eine Überwachung? Gibt es bereits bestehende Systeme, welche es zu ergänzen gilt? Solche Fragen und noch viele weitere muss der Türenfachplaner mit den Verantwortlichen der zukünftigen Nutzer klären.
Infolge dieser Grundlage kann der Fachplaner eine Türenliste erstellen mit allen erforderlichen Angaben. Sie bildet die Basis für das ganze Projekt, also nicht nur für die Ausschreibung. «Uns geht es darum, in dieser Phase möglichst alle Details geklärt zu haben. Erfahrungsgemäss nimmt der Zeitdruck mit dem weiteren Projektfortschritt ständig zu. Zu diesem Zeitpunkt müssen wir nicht mehr Probleme lösen, da darf es nur noch um den Einbau gehen. Bei Feuerwehrübungen nimmt die Fehlerquote immer zu», erläutert Roland Joss seine Erfahrungen.
Auch ein produktunabhängiger Türenfachplaner ist beim Bestimmen der Komponenten meist ziemlich eingeschränkt: Dass die Bauherrschaft bei der Auswahl von Sichtbeschlägen wie der Drückergarnitur mitbestimmt, liegt auf der Hand. Oft werden aber auch technische Produkte durch die Kundenwünsche stark beeinflusst oder sogar entschieden, etwa wenn nur ein einziges Produkt die spezifischen Anforderungen erfüllen kann oder ein Auftraggeber aufgrund bereits bestehender Objekte Präferenzen für den einen oder anderen Hersteller hat. Ein Ausschlusskriterium können auch zu lange Lieferfristen sein, was zum Beispiel bei speziellen Schlössern keine Seltenheit ist.
Einen gewissen Einfluss darauf, was ausgeschrieben wird, hat der Fachplaner aber doch. «Jeder der grossen Anbieter wie Kaba, Keso oder Assa Abloy hat seine Stärken in einem anderen Bereich», erklärt Roland Joss. «Weil wir die kennen, geben wir den Kunden entsprechende Empfehlungen ab. Ähnlich ist es bei kleineren Herstellern, da spielt für uns die Flexibilität eine wesentliche Rolle.»
Die erwähnte Türenliste enthält eine grosse Anzahl Informationen zu den verschiedenen Türen. Es geht also nicht nur um die Beschläge, sondern auch um Funktionen wie Brand-, Schall- oder Einbruchschutz, die Rahmen- beziehungsweise die Zargenkonstruktion und natürlich die Masse. Mit den Ausschreibungsunterlagen erhalten die Unternehmer diese Türenliste oder einen Zusammenzug davon.
Die E-Tool AG arbeitet regelmässig mit Schreinereien zusammen und zwar nicht nur mit grossen, sondern auch mit einigen ganz kleinen (siehe Box auf Seite 11) . «Für uns ist nicht die Grösse entscheidend, sondern das vorhandene Know-how und das Engagement der verantwortlichen Leute», meint Roland Joss zu diesem Thema. Bei einem grösseren Türenbauer brächten ja auch nur zwei bis drei Personen die nötige Fachkompetenz mit.
Allenfalls fehlende Kapazitäten in der eigenen Produktion könne ein kleines Unternehmen heute mit guten Partnern kompensieren, erklärt Roland Joss. «Es muss uns bei der Vergabe überzeugen, dass es den Auftrag wirklich stemmen kann.» Bei kleinen Schreinereien schätze er die Flexibilität sowie die Tatsache, dass sie voll hinter ihren Aufträgen stehen würden.
Ähnlich wie andere Fachplaner gibt der Türen-Engineer üblicherweise aufgrund der eingereichten Offerten eine Empfehlung ab, an wen der Auftrag vergeben werden soll. Je nach Bauherrschaft werden die angewendeten Kriterien von ihr vorgegeben oder vom Türenfachplaner bestimmt. Infrage kommen neben dem Preis zum Beispiel das Einhalten von Terminen oder entsprechende Referenzen.
Während der Ausführungsphase koordiniert der Türenfachplaner die Termine, unterstützt den Türenhersteller in technischen Fragen und ist zum Schluss auch für die Abnahme verantwortlich. Roland Joss hat festgestellt, dass sein Unternehmen in den letzten Jahren immer mehr solche Tätigkeiten übernommen hat. «Unsere Aufgaben erweiterten sich von der reinen Fachberatung hin zur gesamtheitlichen Fachplanung. Da gehört inzwischen auch die Kostenkontrolle dazu.»
Nach Abschluss des Projektes übergibt der Türenfachplaner der Bauherrschaft eine Schlussdokumentation, welche als Grundlage für Unterhalt und Betrieb des Gebäudes dient. Darin findet man unter anderem eine aktuelle Türenliste mit allen eingebauten Komponenten.
www.e-tool.chFrank Hofer ist Inhaber der Schreinerei Hofer + Cie im bernischen Zäziwil. Der gut eingerichtete Kleinbetrieb beschäftigt vier Mitarbeitende. Das Tätigkeitsgebiet ist sehr vielseitig, neben Türen werden Schränke sowie allgemeine Schreinerarbeiten ausgeführt, Böden verlegt und Fenster montiert.
Veröffentlichung: 26. Dezember 2013 / Ausgabe 52/2013