Ein Teil der SCB-Familie

Der gelernte Schreiner Hans Loosli (49) hat als Teammasseur einen Teil zum Schweizermeistertitel des SCB beigetragen. Bild: Franziska Gertsch

Tausende von Fans jubelten Hans Loosli zu, als er jüngst bei der Meisterfeier des Schlittschuhclubs Bern auf dem Bundesplatz den Pokal hielt und für Fotos posierte. Als Teammasseur und Spielerbetreuer hat auch er einen Teil zum Meistertitel beigetragen. Wann immer nötig, war er da, linderte mit Massagen Schmerzen und sorgte für Entspannung bei den Eishockeystars. Er begleitete die Spieler während der ganzen Saison hautnah. Aber richtig mitgefiebert hat er nicht. «Ich darf kein Fan sein. Mein Job ist es, auch unter grösster Anspannung ruhig zu bleiben», erklärt er. Nun aber, nach der Meisterschaft, ist auch bei ihm die Freude gross. «Der Titel ist vor allem das Verdienst der Jungs, die hart gearbeitet und Grossartiges geleistet haben», meint er. Er freue sich, ein Teil des Teams und seiner Erfolgsgeschichte zu sein. Die Saison ist für den gelernten Schreiner oft streng. Er begleitet das Team bei allen Trainings und Matches. Nicht nur für die Massagen ist er zuständig, er hilft an allen Ecken und Enden. Er kocht Tee, füllt Getränkeflaschen auf, legt Energieriegel und Vitamintabletten bereit, hilft beim Aufwärmen oder sorgt dafür, dass die Schleifmaschine am Spielrand bereitsteht. Bei Auswärtsspielen fährt er mit einem Materialbus voraus und richtet die Garderoben ein. Da kann ein Arbeitstag locker 18 Stunden dauern. «Das macht mir nichts aus. Ich habe die Stunden noch nie gezählt», sagt der 49-Jährige. Zur Entspannung setzt er sich fast täglich ans Klavier. Als Autodidakt erlernt er mit Videoanleitungen auf Youtube immer wieder neue Stücke. «Noten lesen kann ich nicht», sagt er und lacht.

Seinen Traumjob als Masseur beim SCB fand Loosli über viele Umwege. Er lernte Schreiner und wollte später den Bauernhof der Eltern übernehmen. Dazu kam es nicht – nach dem frühen Tod der Mutter fuhr er nach Israel, um in einem Kibbuz zu arbeiten. Danach arbeitete er in Somalia in einem Kinderheim und erlebte «schockierende Zustände» und eine «unvorstellbare Armut». Als der Bürgerkrieg zu eskalieren begann, musste er zurück in die Schweiz. «Es war hart, wieder in das materielle Denken zurückzufinden. Mich schockierte der Überfluss, als ich zum ersten Mal wieder in eine Migros ging», erinnert er sich an die bewegte Zeit.

Quälend war die Ungewissheit, wie es den Kindern und den Betreuern im Kinderheim während des Krieges erging. Nach Reisen in die USA sowie nach Thailand leitete er fünf Jahre lang die Schreinerwerkstatt einer Therapie-Wohngruppe für psychisch kranke junge Leute. Unterdessen verheiratet und Vater dreier Kinder, machte er eine Ausbildung zum Betagtenbetreuer, um regelmässigere Arbeitszeiten zu haben. Dass Loosli in Kontakt mit der Eishockeywelt kam, liegt an seinen Kindern. Sein älterer Sohn spielte bei den SCL Young Tigers. Aus Neugierde besuchte der Familienvater einen Sportmassagekurs und fing prompt Feuer. Er machte Ausbildungen, massierte die SCL-Junioren und bald auch die erste Mannschaft. Als er nach drei Jahren weggespart wurde, machte er sich selbständig und arbeitete zudem als Instruktor in einem Fitnesszentrum. Als er ein Angebot des SCB für eine Vollzeitstelle erhielt, sagte er sofort zu. Seit fünf Jahren ist er nun Teil der SCB-Familie. «Das Umfeld ist wirklich familiär. Die Spieler sind keine Diven, sondern lustige und bodenständige Typen», sagt er.

Für seine Arbeit bekomme er von den Spitzensportlern viel Wertschätzung. Aber auch der SCB ist längst Teil der Familie Loosli geworden, die heute in Boll bei Bern wohnt. Die beiden Söhne sind Nachwuchsspieler des Berner Clubs und wer weiss, vielleicht werden sie dereinst den SCB zum Titel schiessen.

«Ich darf kein Fan sein. Mein Job ist es, auch unter grösster Anspannung ruhig zu bleiben.»

fg

Veröffentlichung: 09. Mai 2013 / Ausgabe 19/2013

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