Ein Gespür für alte Maschinen


Wenn Christoph Röthlisberger seine Fahrzeuge instand setzt, dann überlässt der 51-jährige Schreinermeister nichts dem Zufall. Bild: Christian Bärtschi
Wenn Christoph Röthlisberger seine Fahrzeuge instand setzt, dann überlässt der 51-jährige Schreinermeister nichts dem Zufall. Bild: Christian Bärtschi
Wenn Christoph Röthlisberger wie an diesem Sommertag den Lanz Bulldog mit Baujahr 1938 aus der Scheune fährt, dauert es meist nicht lange, bis sich eine Zuschauerschar auf dem Vorplatz versammelt hat. Der technikbegeisterte Schreiner wärmt zuerst einmal die sogenannte Glühnase, die sich im Zylinderkopf befindet, mit einer Lötlampe vor, bevor der alte Dieselmotor mit 10,3 Liter Hubraum gestartet werden kann. Danach hat er genügend Zeit, um etwas über den alten Traktor und die anderen Fahrzeuge, die er sammelt, zu erzählen. «Angefangen hat alles mit einem grauen Willys CJ-3B-Jeep, der 1956 gebaut wurde», erzählt Röthlisberger. Als der damals 22-Jährige nach ca. 1000 Arbeitsstunden den Jeep originalgetreu bis auf die letzte Schraube zerlegt, revidiert und restauriert hatte, folgte bald ein zweiter Willys, ein MB mit Jahrgang 1944. Später restaurierte er dann den Lanz Bulldog, den er zuvor in Deutschland gekauft hatte. In seinem Büro in der Schreinerei Röthlisberger AG, die der Schreinermeister seit 2009 gemeinsam mit seinem Bruder Adrian im bernischen Schüpbach führt, stehen einige Bundesordner mit Fotos seiner Schätze. Hier hat Christoph Röthlisberger seine Leidenschaft dokumentiert. Warum schraubt er so gerne an alten Maschinen herum? «Einerseits faszinieren mich die alte Technik und die Motoren. Andererseits arbeite ich gerne wieder mal mit den Händen, denn als Geschäftsführer und Leiter des Bereichs Technologie komme ich nicht mehr oft dazu.»
Beigebracht hat er sich die meisten Fertigkeiten selbst, einen Teil hat er auch von Kollegen gelernt, die als Mechaniker oder in verwandten Berufen arbeiten. Mittlerweile findet er als Geschäftsführer und Familienvater kaum mehr die Zeit zum Schrauben. Er hat auch kein nächstes Fahrzeug im Kopf, welches er wieder zum Leben erwecken möchte. «Zudem habe ich gar keinen Platz mehr», ergänzt er.
Doch die Faszination für die alte Technik ist nach wie vor ungebrochen. Und da der Lanz Bulldog die Garage für den Fototermin sowieso schon verlassen hat, lässt es sich Röthlisberger nicht nehmen, eine Spritzfahrt durchs Dorf zu machen. Der kräftige Motor ist gut im Schuss, und die fröhlich winkenden Dorfbewohner zeigen, dass der Schreiner auf dem Traktor kein seltener Anblick ist. Röthlisberger selber trägt während der ganzen Fahrt ein breites Lächeln im Gesicht. Auf die Feststellung seines Mitfahrers, dass der Bulldog doch ziemlich flott unterwegs sei, schmunzelt er. Er habe ein schnelleres Getriebe eingebaut, damit er im Strassenverkehr nicht ein allzu grosser Bremsklotz sei. Das sei keine komplizierte Sache, dazu seien bloss etwas grössere Zahnräder nötig, fügt er an. Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Hobby und Beruf?
Röthlisberger zeigt stolz auf das Holz-Lenkrad des Traktors: «Da habe ich schon mein Fachwissen einbringen können», sagt er. Und natürlich sei die von einem Schreiner verlangte Massarbeit bei Restaurationen auch immer wieder sehr hilfreich. Die Detailtreue treibt Röthlisberger offenbar wirklich weit: Für einen anderen Traktor, einen orangefarbigen Fiat mit 110 PS und Baujahr 1977, erhielt er ein Lob von jemandem, der die Traktoren kannte, wie sie original ab Förderband liefen. «Er hat mir versichert, dass die Traktoren ab Fabrik nie so perfekt geputzt und lackiert waren», meint der Schreinermeister zufrieden.
Ein Qualitätsdenken, das nicht nur bei seiner Freizeitbeschäftigung, sondern auch im Schreinerberuf von zentraler Bedeutung ist.
«Einerseits faszinieren mich die alte Technik und die Motoren. Andererseits arbeite ich gerne wieder mal mit den Händen.»
Veröffentlichung: 06. September 2016 / Ausgabe 34/2016
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