Durchgängig, digital und automatisiert
Bild: Noah Gautschi
Bild: Noah Gautschi
Fachmesse. Fräsen, sägen, bohren, leimen, kappen, lackieren oder bestücken – für kaum eine dieser Arbeiten gab es an der Ligna kein Beispiel, wo nicht ein Roboter am Werk war. Der Praxistransfer der neuen Technologien stand im Zentrum.
Unter dem Slogan «It’s Ligna again!» zeigte die Fachmesse Ligna fünf Tage Innovationen, Trends und Lösungsansätze für die holzbe- und -verarbeitenden Branchen.
1300 Unternehmen aus rund 50 Ländern zeigten vom 15. bis 19. Mai ihre Lösungen für die Holz- und Möbelindustrie.
Nach vier Jahren Messepause standen die Megatrends Nachhaltigkeit und Digitalisierung im Zentrum der Fachmesse. Über 80 000 Besucherinnen und Besucher aus 160 Ländern nutzten die Chance und informierten sich über die neuesten Entwicklungen bei den Maschinen und Produk- tionsverfahren. Die Chance, wieder persönlich zusammenzukommen, die Maschinen live zu erleben und das Netzwerk zu pflegen, wurde rege genutzt. So stand vor allem die praxistaugliche Integration der bisher isoliert vorgestellten Automatisierungs- und Digitalisierungslösungen im Zentrum.
Roboter, die Maschinen bestückten, Platten und Beschläge in eigens konstruierten Lagern verstauten, Werkstücke direkt an Arbeitsstationen bearbeiteten oder auch einfach einen Bohrautomaten in der Werkstatt bedienten, zogen das Interesse auf sich. Die Grundlagen für einen Praxistransfer dieser neuen Technologien in die produzierende Werkstatt ist in greifbarer Nähe. Zudem zeigten viele Hersteller ihre Maschinenlösungen direkt in Verbindung mit angeschlossenen Partnern. So gab es einige CNC-Maschinen mit Roboterbestückung, Kantenleimmaschinen mit direkt angeschlossenem Bohrzentrum oder Zuschnitt- und Nestinglösungen in Kombination mit Bohrautomaten.
Im Bereich der Software zeigte sich ganz klar der Trend zur Vereinfachung der Bedienung und zur Durchgängigkeit. Es gab Konfiguratoren, Zuschnittoptimierungen oder einfachere Integrationen von bestehenden Funktionen zu entdecken. Standardmaschinen und Werkzeuge nahmen diesen Trend ebenfalls auf und überzeugten mit optimierten Steuerungen und Funktionen.
Nach der Messepause hat die Ligna aufgezeigt, dass der Mehrwert des persönlichen Austausches und der Live-Vorführung nur sehr schwer online abgestützt werden kann. Die nächste Ligna findet vom 26. bis 30. Mai 2025 statt.
Die neue Oberfräse «LO 55» von Mafell verfügt über eine werkzeuglose Fräserspannung und die neu entwickelte Fräs- tiefeneinstellung mit permanenter Höhenklemmung Permafix. Die Deboost-Funktion reduziert die Drehzahl per Knopfdruck um 30 Prozent, was vor allem beim wechselnden Fräsen von Längs- und Stirnholz hilfreich ist. Die integrierte Motorüberwachung IPC verhindert das Überhitzen der Maschine. Farbige LEDs informieren den Nutzer laufend über die Drehzahl und den Zustand der Maschine. Mit verschiedenen Anschlägen, dem Höhenausgleich, Kopierringen und der Führungsschiene kann die Maschine individuell eingestellt werden.
Mit «OptiStock» zeigte Striebig eine Software-Erweiterung zur externen Restlagerverwaltung. Die Software benötigt die «ExpertCut»-Zuschnittoptimierung als Basis und verwaltet dadurch das Restlager in Echtzeit. So wird dem Nutzer beispielsweise angezeigt, welchen Rest er für den aktuellen Auftrag verwenden kann oder wo er die anfallenden Reste verräumen soll. Die Ausgabe der Etiketten erfolgt mit dem externen Drucker «OptiDivide», welcher an oder neben der Maschine platziert werden kann.
Oertli zeigte eine Weiterentwicklung des Wendeschneiden-Systems speziell für die Bearbeitung von Türblättern. Im Bereich der Deckschichten, welche oftmals belegt oder furniert sind, kommen nun Diamant-Wendeschneiden zum Einsatz. Dadurch erreichen die Werkzeuge laut Hersteller bis zu zehnmal höhere Standzeiten.
Martin zeigte die neue Dicken- und Abrichthobelmaschinen «T32». Die kompakte Maschine mit einem robusten Maschinentisch aus Grauguss verfügt über einen sich elektrisch klappbaren Abrichttisch. Während des Klappvorgangs bleibt die Abluft angeschlossen. Der moderne Fügeanschlag ermöglicht das Hobeln kleiner Werkstücke, und beim Dickenhobeln kann bis zu einer Reststärke von drei Millimetern gefahren werden.
Die Paul Ott Maschinenfabrik präsentierte eine automatisierte Kombi-Lösung, welche die Kantenanleimmaschine direkt mit einer CNC verbindet. Die «Storm+» mit Rückführung wurde mittels eines «Translift»-Moduls an eine CNC-Maschine angebunden. Das Modul entnimmt die fertig bekanteten Teile und legt sie auf den Beschickungstisch der CNC. Weiter zeigte Ott eine «Door Edition»: Diese kundenspezifisch entwickelten Maschinen können Türfälze bekanten.
Atemag zeigte ein neues Dübeleintreib-aggregat, welches zukünftig auf Holz-Her- Maschinen verbaut wird. Das neue Dübelaggregat kann verschiedene Eintreib- tiefen und Dübelausstände einstellen wie auch unterschiedliche Dübelgrössen verarbeiten.
Mit der neuen «PowerPin 7605» zeigte Holz-Her eine kompakte Bohr- und Dübel-eintreibmaschine. Die Maschine ist laut Hersteller die ideale Ergänzung zur Nestingbearbeitung. Je nach Anwendung können entweder beidseitig vorbeschichtete Dübel oder Standardholzdübel mit Leimauftrag verarbeitet werden. Der grosse Auflagetisch erlaubt eine Mehrfeldbestückung, sodass mehrere Werkstücke nebeneinander bearbeitet werden können. Durch das intuitive Spannkonzept ist eine sichere und schnelle Bestückung möglich. Je nach Einsatzgebiet sind mehrere Automatisierungsstufen wählbar.
Die neue Generation der transportablen und flexiblen Tischmaschine «MU 3» von Hoffmann fräst pro Arbeitstakt eine Keilnut für die bekannten Schwalben-Verbinder. Die Maschine ist in manueller Ausführung und mit pneumatischer Ansteuerung als «MU 3-P» erhältlich. Bei den zusätzlich digitalen Ausführungsvarianten werden sowohl die aktuelle Fräsposition als auch die Frästiefe digital ange- zeigt. Speziell für ganz filigrane Rahmen oder den Heimwerkerbereich ist die neue «MU-S»-Maschine geeignet.
Mit dem «TurboHawk» hat Leitz einen Fräser speziell für die Herstellung von Keilzinkenverbindungen auf Flachverzinkungsanlagen entwickelt. Der Werkzeugkopf ist mit Minizinkenmesserköpfen ausgestattet und bietet dadurch zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten. Der flexible Werkzeugaufbau macht Randzinken möglich und bietet eine grosse Nachschärfzone.
Bacci zeigte mit dem «Master Triple Tables» eine Doppel-3-Achs-Maschine mit drei unabhängigen Maschinentischen. Die zwei 3-Achs-Köpfe können gleichzeitig auf den unterschiedlichen Tischen arbeiten. Die ausgestellte Maschine wurde für das Schleifen und Fräsen von Fronten entwickelt.
Am Stand der Felder Group gab es die Marken Format4, Felder, Hammer und neu auch EMC zu sehen. Das PCS-Schnittschutzsystem von Format4 gibt es nun auch für die Tischkreissäge «K 945 S». Zudem zeigte die Felder Group die neuesten EMC-Schleifmaschinen und das CNC-Saugersystem-«LightPos».
Leuco setzt das Fibonacci-System aus der Natur bei der Gestaltung seiner Produkte ein, um ihre Leistungsfähigkeit zu verbessern. Dadurch kann Leuco mit der spiralartigen Anordnung die höchstmögliche Anzahl von Schneiden auf dem knapp bemessenen Platz des Grundkörpers eines Werkzeugs anbringen. Angeordnet im goldenen Schnitt von 137,5 Grad stehen die Schneiden zusätzlich in einer optimalen Position zueinander. Dies bringt eine bessere Schnittqualität, einen ruhigeren Arbeitslauf und einen um bis zu 20 Prozent reduzierten Leistungsbedarf der Maschine.
Am Stand von Homag gab es unter anderem die «Sawteq S-300 ProfiLine» zu sehen. Diese unterstützt den Nutzer bei der Bedienung, misst, ob die Platte gerade oder verzogen ist, und gibt über «IntelliGuide» optische Anweisungen, wie das Werkstück gedreht werden muss. Weiter gab es das neue schwenkbare «ProDuo»-Kantenanleim-Aggregat auf einer «Centteq E-510» zu sehen, welches Kanten auf schräge Flächen mit Kontur aufbringen kann. Ebenfalls wurde ein «Techbot» vorgeführt, welcher Werkstücke an einer Frässtation bearbeitete.
Aigner zeigte unter anderem einen neu entwickelten Schrupp-Schlicht-Fräser, der HPL-Bearbeitungen mit bis zu 12 Metern Vorschub fahren kann. Der Fräser wird später in der DP-Nutschaftfräser-Familie «Nesting» zu finden sein. Ebenfalls optimiert wurde der «Konstantin Mini», der sich neu ebenfalls mit einzelnen Schrupp-Wendemessern ausrüsten lässt.
Mit der «EZ 360» zeigte Bessey eine neue Einhandschraubzwinge, deren Griff um 360 Grad geschwenkt werden kann. Dadurch kann je nach Arbeits- oder Montagesituation die passende Pump-Position gefunden werden.
Am Stand von Kündig gab es die Schleifmaschine «Technik» mit integrierter Hobelwelle zu sehen. Diese eignet sich für sehr hohe Spanabnahmen, und es steht eine grössere Arbeitsbreite als bei herkömmlichen Hobelmaschinen zur Verfügung. In Kombination mit den Schleif- aggregaten sind so optimale Oberflächen in einem Durchgang möglich.
CAD-T präsentierte zusammen mit RWDM den webbasierten Korpuskonfigurator «EOS». Dieser ermöglicht es, alle Anpassungen online umzusetzen und die passenden Beschläge zu integrieren. Die Software ist auch übers CAD oder direkt an der Maschine einsetzbar. Anschlies-send kann das erstellte Werkstück über die AR-Ausgabe virtuell im Raum platziert werden.
www.cadt-soloutions.comwww.rwdm.ch
Die Borm-Informatik AG hat das bekannte Kantenbild beim Erstellen der Stückliste im ERP nun in die Zeichensoftware «Pointline» integriert. So kann der Planer direkt auf den Materialstamm im Borm-ERP zugreifen oder sich eigene Materialien anlegen.
Die Durchlaufbohrmaschine «Imagic L1» von Ima Schelling zeigte ein neuartiges, völlig rüstfreies Bohrkonzept für die Losgrösse-1-Fertigung. Es können bis zu drei Bearbeitungssupporte auf einer Maschine installiert werden, und die Integration einer Frässpindel mit stationärem Werkzeugwechsler ist optional möglich. Das neue patentierte Zimmer-Transportsystem mit umlaufenden Klemm- spannern befördert die Werk-18-Stücke in einer permanenten, festen Aufspannung durch die gesamte Anlage.
Auf der Webseite der Schreinerzeitung gibt es noch einige weitere spannende Maschinen, Produkte und Dienstleistungen von der diesjährigen Ligna.
Veröffentlichung: 25. Mai 2023 / Ausgabe 21/2023
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