«Die dicke Altholzplatte war eine Herausforderung»

In dieser Küche hat Fabian Pfister selbstständig alle Fronten ausgewechselt.

Fast in Eigenregie durfte Fabian Pfister einer alten Küche zu neuem Glanz verhelfen. Der 19-jährige Toggenburger befindet sich im vierten Lehrjahr bei der Andreas Bischof GmbH in Wildhaus SG und freut sich, dass ihm von seinem Vorgesetzten viel Vertrauen entgegengebracht wird und er Verantwortung erhält.

Auf Instagram hat dein Ausbildungsbetrieb ein Bild einer Küche gepostet, die du alleine saniert hast. War das dein erster grosser Auftrag, den du alleine ausführen durftest?
Fabian Pfister: Ja. Mein Chef kam zu mir und meinte, dass er einen Auftrag für mich alleine hätte. In einer älteren Villa sollte ich in der Küche die Fronten erneuern. Ich musste deswegen aber nicht die ganzen Möbel und Gerätschaften herausreissen und auswechseln.
Dann ging es nur um die Fronten?
Ja. Ich habe auf der Baustelle alles demontiert. In der Werkstatt habe ich die neuen Teile angefertigt und dann selber in der Küche wieder befestigt.
Der Schrank links auf dem Bild oben sieht toll aus. Welches Holz hast du da verwendet?
Das ist eine Dreischichtplatte aus Altholz-Eiche. Die Herausforderung dabei war, dass es eine 27 Millimeter dicke Platte war. In der Regel haben diese ja eine Dicke von 19 oder 20 Millimetern. Ich musste deswegen verschiedene Probeelemente herstellen und die Teile immer wieder an- passen, damit überall die Distanz stimmt und es gut aussieht.
Und bei der restlichen Küchengarnitur?
Da habe ich eine beschichtete MDF-Platte verwendet. Sie hat eine spezielle Oberfläche. Sie ist grau-schwarz und hat eine grobe Struktur.
Bist du mit deiner Arbeit zufrieden?
Ja schon. Es ist recht gut gelaufen. Für mich war es schön, so viel Verantwortung zu tragen. Das war etwas völlig anderes, als immer nur mitzuhelfen. Dem Chef habe ich jeweils Fotos geschickt, weil die Baustelle recht weit vom Betrieb entfernt war, und ich 40 Minuten Fahrzeit für einen Weg benötigte. Aber auch das gehört zum Job.
Und was hat der Kunde gesagt?
Leider habe ich diesen nie persönlich getroffen. Aber mein Vorgesetzter hat gesagt, dass ihm meine Arbeit sehr gefällt. Ich darf deswegen demnächst im gleichen Haus neue Badezimmermöbel herstellen. Vielleicht treffe ich die Auftraggeber ja dann. Das wäre interessant.
Welche Arbeiten werden dir alles zugeteilt?
Nach dieser Küche durfte ich noch weitere Aufträge selbstständig bearbeiten. Sonst sind meine Aufgaben vielfältig, über die ganze Schreinerhandwerkspalette hinweg. Das ist toll. Ich arbeite zum Beispiel nicht nur mit Spanplatten. Ich mag es, wenn ich einen Auftrag selber abwickeln und montieren darf. Da mein Lehrbetrieb sowohl eine Schreinerei- als auch eine Zimmerei-Abteilung hat, helfe ich manchmal auch bei den Arbeiten der Zimmerleute mit.
Machst du deswegen später eine Zweitlehre als Zimmermann?
Nein, ich möchte nach dem Abschluss als Schreiner weiterarbeiten, ehe ich dann im kommenden Winter in die Rekrutenschule gehe. Was danach kommt, lasse ich auf mich zukommen.
Weshalb lernst du Schreiner?
Mir war schnell klar, dass ich in Richtung Holzberuf gehen möchte. Ich schnupperte zuerst als Dachdecker, doch das hat mir nicht besonders gefallen. Ich habe mir auch die Zimmermann-Ausbildung angeschaut, doch der Schreinerberuf hat mir am meisten zugesagt. Der Rohstoff Holz hat meiner Meinung nach Zukunft, und die Arbeit ist sehr abwechslungsreich.
Gibt es noch weitere Lernende in deinem Betrieb?
Zuerst nicht, denn ich war der erste Auszubildende in der Firma. Später sind aber zwei Lernende hinzugekommen. Diesen darf ich öfters etwas zeigen oder erklären. Das mache ich gerne. Vor allem lerne ich dabei auch wieder. Mir gefällt es super im Betrieb.
Hast du dir schon Gedanken über deine IPA gemacht?
Ja. Mein Chef und ich haben kürzlich darüber gesprochen. Ich werde für ihn als Auftraggeber eine Garderobe herstellen. Ich durfte wählen, ob ich etwas für mich selbst oder für einen Kunden herstellen möchte. Aber aktuell brauche ich nichts. Ich bin damit sehr zufrieden und freue mich auf die baldige Arbeit.
www.andreasbischof.ch

nicole d'orazio

Veröffentlichung: 07. Januar 2021 / Ausgabe 1-2/2021

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