Der Trend spricht für die Frauen

Konzentriert: Das Vermitteln von Expertinnen-Know-how ist ein wichtiges Element des Forums. Bilder: Dorothee Bauland

Forum holzbau.  In Meran im Südtirol ist das 12. Internationale Forum für Frauen der Holzbranche über die Bühne gegangen. Rund 150 Teilnehmerinnen nutzten den Anlass zum Netzwerken und zur fachlichen Horizonterweiterung. Aber auch der Humor kam nicht zu kurz.

«Ist es nicht besser, einen intelligenten Partner zu haben als einen intelligenten Kühlschrank?» Diese Frage sorgte am 12. Internationalen Branchenforum für Frauen (IBF) im italienischen Meran für Heiterkeit. Der zweitägige Kongress ist ein Netzwerkanlass für Frauen aus dem Holzbau und Innenausbau, organisiert vom Forum Holzbau (siehe Box). Die provokative Frage stellte Oona Horx-Strathern, Forscherin am Zukunftsinstitut in Wien, in den Raum. Sie beleuchtete in ihrem Referat, was es in der Zukunft für das Wohnen und Leben sonst noch braucht. Und sie begab sich mit ihren 125 Zuhörerinnen (ungefähr ein Fünftel im Publikum waren Zuhörer) auf eine kurzweilige Reise in ihr persönliches Haus der Zukunft. Dieses steht in Wien und wird von ihr und ihrer Familie bewohnt.

Die Vorstellungen vom Haus seien zunächst recht weit auseinander gegangen: vom futuristischen Gebilde à la Raumschiff Enterprise (das Ideal ihres Mannes) bis hin zu ihrem eigenen romantischen Bild von einem englischen Cottage. Das Ergebnis ist schliesslich ein Kompromiss. Entstanden ist ein Gebäude, das mit seinem modularen Wohnkonzept und den flexibel gestaltbaren Räumen den Ansprüchen der ganzen Familie gerecht wird. Für sie selbst seien dabei – typisch weiblich – weniger die technischen Möglichkeiten, sondern vielmehr die Bewohner und ihre sozialen Bedürfnisse im Vordergrund gestanden. Entscheidend sei doch, sagte Horx-Strathern, auf welche Technik man verzichte: «Ich möchte mein Haus ja nicht bedienen müssen, sondern einfach darin wohnen.» Womit die Eingangsfrage beantwortet wäre.

Gleichberechtigt, nicht weiblich

In welche Richtung sich die Gesellschaft entwickelt, zeigte Zukunftsforscherin Horx-Strathern auch anhand von sogenannten Megatrends. Diese beschreiben Veränderungen, die uns schon länger prägen und dies noch lange tun werden. Sie umfassen alle Ebenen der Gesellschaft. Als Megatrends gelten unter anderem Mobilität, Urbanisierung, Altersverjüngung, Neo-Ökologie, Individualisierung und Globalisierung. Neu hinzugekommen ist laut Horx-Strathern der Megatrend Sicherheit.

Dagegen zeichne sich beim Megatrend «Female Shift» (Auflösung der traditionellen Geschlechterrollen) ein Wandel ab, sagte ihre Kollegin Theresia Schleicher vom deutschen Zukunftsinstitut in Frankfurt den IBF-Teilnehmerinnen. Hier gehe es nicht mehr bloss darum, dass die Zukunft weiblich, sondern gleichberechtigt sei. Frauen seien heute auf dem Vormarsch, und der Trend wandle sich damit zum «Gender Shift». Der Einfluss von Frauen in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik nehme stetig zu. Und Frauen rückten auch beruflich mit ihren gestiegenen Wahlmöglichkeiten in einstige Männerdomänen vor. Immer mehr Frauen strebten Positionen in den Führungsebenen von Unternehmen an.

Die Situation der Männer verändert sich

Zugleich seien Männer durch die Gleichstellungsbemühungen in Beruf, Bildung und Privatleben gefordert, ihre Rollen und Bedürfnisse den veränderten Situationen anzupassen. Die Berufswelt müsse darauf reagieren und männliche Mitarbeiter auch als Väter mit Fürsorgepflichten und -wünschen sehen. Dies auch unter dem Aspekt, dass ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis klare wirtschaftliche Vorteile mit sich bringe. «Mit dem Megatrend ‹Female Shift› wird der grundsätzliche Wandel in unserer männerdominierten Welt beschrieben», sagte Theresa Schleicher. Dass der Wandel noch nicht vollzogen sei, zeigte sie mit einem Zitat der norwegischen Ministerin Laila Davoy aus dem Jahr 2005: «Gleichheit wird es erst geben, wenn in den Vorständen auch unfähige Frauen sitzen.»

Nachdem die Fragen zur Zukunft geklärt waren, widmeten sich die Teilnehmerinnen den fachlichen Themen. In zwölf Vorträgen, gesplittet in die Gebiete Holzbau/Architektur und Innenausbau/Materialien, bot das IBF eine Menge Expertinnen-Know-how. Referentin Sophia Huber von der Umdasch Shopfitting Group aus dem österreichischen Amstetten erläuterte beispielsweise, wie die Verkaufsräume der Zukunft aussehen. «Wer weiss, wofür sein Laden heute steht? Und morgen?», fragte sie die Teilnehmerinnen des Blocks «Innenraum/Konzepte». Seit jeher werde dem stationären Handel die Rolle des Treffpunkts und der sozialen Kontakte zugedacht.

Ein Angebot auf allen Kanälen

Durch die Digitalisierung würden nun die Regeln auf den Kopf gestellt. Die digitale Revolution sei im Handel nicht mehr aufzuhalten. Doch der stationäre Laden bleibe – nur eben anders. Die Kunden von heute seien auf allen Kanälen unterwegs. Zwar kaufen viele noch immer im Ladenlokal ein, doch der Prozess beginne bereits online.

Die grösste Herausforderung für Händler liege in der nahtlosen Bereitstellung von Inhalten an verschiedenen Touchpoints. Welchen Kanal ein Kunde auch favorisiere – die Informationen oder die Angebote müssten überall zugänglich sein, sagte Huber.

Das habe Auswirkungen auf den Verkaufsort (Point of Sale). Läden können die digitalen Möglichkeiten nutzen und das bieten, was der Kunde am meisten erwartet: ein emotionales Einkaufserlebnis. Haptische Produkterlebnisse, gepaart mit digitaler Produktinformation und Online-Funktionen, würden am virtuellen Point of Sale («viPOS») verknüpft. Dieser gebe beispielsweise mit Produktvideos Auskunft über die Kleider. Die Likes aus dem Online-Shop könnten direkt auf dem Kleiderbügel eines Kleidungsstücks angezeigt werden. Durch die Einbindung von Social-Media-Funktionen würden Produkte am «viPOS» mit Freunden geteilt. Diese Emotionalisierung beginne bereits beim Ladenbau.

www.forum-holzbau.ch

Das Forum

Das Internationale Branchenforum für Frauen (IBF) wird vom Forum Holzbau durchgeführt, einem länderübergreifenden Zusammenschluss von «hölzigen» Hochschulen. Auch die Berner Fachhochschule Biel (BFH) ist dabei. Das IBF ist ausgerichtet auf Frauen aus dem mittleren und höheren Kader sowie auf Studentinnen. Etwa ein Drittel der Teilnehmerinnen kommt aus der Schweiz, die Schreinerinnen sind gut vertreten.

dob

Veröffentlichung: 23. Juli 2015 / Ausgabe 30-31/2015

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