An der richtigen Stelle absaugen


Moderne Trockenfiltersysteme arbeiten sehr effizient und sind wartungsfreundlich. Bild: SchreinerZeitung
Moderne Trockenfiltersysteme arbeiten sehr effizient und sind wartungsfreundlich. Bild: SchreinerZeitung
Spritzraum. Hochwertige Oberflächen-Finishs bedürfen einer sauberen und staubfreien Verarbeitung. Moderne Lackierräume mit Spritznebelabsaugung schaffen diese Bedingungen – aber für welches Absaugsystem soll man sich entscheiden? Die SchreinerZeitung hat nachgefragt.
Wenn es um die Oberflächenbehandlung geht, gehen die Meinungen meist auseinander. Jeder Spezialist hat seine eigenen Tricks, Kniffe und Vorlieben, um das perfekte Finish hinzukriegen. Verschiedene Ansichten gibt es ebenfalls bei der Wahl der Spritznebelabsaugung: Boden, Wand oder sogar Wasserwand?
Gemäss Experten sind Wasserwände kaum noch ein Thema. Zwar bindet das Wasser den Spritznebel sehr gut und hat einen positiven Einfluss auf die Luftfeuchte im Lackierraum. Allerdings eignet sich das System hauptsächlich für Lösemittellacke und weniger für Wasserlacke. Zudem sind Wasserwände teuer in der Anschaffung und im Unterhalt. Denn die Anlage muss die im Wasser gebundenen Partikel trennen, damit diese fachgerecht entsorgt werden können. Nicht zuletzt lassen sich mit den heutigen Trockenfiltersystemen ebenfalls sehr gute Absaug- und Filterleistungen erzielen.
Also bleibt noch die Frage, ob der Spritz- nebel am Boden oder an der Wand abgesaugt werden soll. Einen wesentlichen Faktor stellt der verfügbare Platz dar. Für eine Bodenabsaugung wird eine Vertiefung von ungefähr einem Meter benötig, um die Filterkästen und das Bodengitter installieren zu können. Möglich sind auch tiefere Lösungen, damit der Bereich für die Reinigung via separaten Zugang betreten werden kann, ohne die Bodengitter entfernen zu müssen.
Darüber hinaus hängt die Wahl des Systems davon ab, wie die Teile lackiert werden sollen. Spritzt ein Betrieb seine Teile vorwiegend stehend, zum Beispiel, weil sie an einer Hängebahn in den Raum gleiten, macht eine Wandlösung Sinn. Lackiert der Oberflächenspezialist seine Teile meistens horizontal, empfiehlt sich eine Bodenabsaugung, denn hier muss man weniger Rücksicht auf die Spritzrichtung nehmen und die Teile lassen sich ohne Verschieben oder Drehen von allen Seiten lackieren.
Letztlich unterscheiden sich die beiden Lösungen auch stark im Preis: Alleine die baulichen Massnahmen verteuern die Boden- gegenüber der Wandlösung. Und je grösser die Absaugfläche, desto mehr Leistung benötigen die Ventilatoren. Daraus resultiert ein grösserer Energieverbrauch. Hier ist die Wandlösung im Vorteil, weil sie den Spritznebel sehr gezielt abzieht, wodurch die Absaugfläche verhältnismässig klein gehalten werden kann.
Auf den folgenden zwei Seiten befinden sich je ein Beispiel einer Boden- und einer Wandabsaugung aus zwei verschiedenen Schreinereien.
Als die Duss Küchen AG in ein neues, grosszügiges Gebäude in Emmenbrücke zog, hatte das Unternehmen beinahe freie Hand, was die Planung des Produktionslayouts anbelangte. «Für uns war klar, dass dazu auch ein neuer, leistungsstarker Spritzraum gehören musste, weil die Nachfrage nach lackierten Fronten stieg», erzählt Oberflächenspezialist Fritz Christen. Am alten Standort lackierte er in einem Raum mit Wandabsaugung, mit der er eigentlich auch ganz zufrieden war.
Aufgrund der grossen Raumhöhe am neuen Standort drängte sich eine Spritzkabine auf, die separat im Produktionsgebäude installiert wird. Beim Absaugsystem entschied man sich für eine Bodenabsaugung mit Frischluftzufuhr über die Decke. «Wir hatten den Platz und somit die Möglichkeit dafür, also warum nicht», sagt Christen. Dafür musste allerdings eine Vertiefung im Boden ausgehoben werden. Darin sind an drei Seiten die Filterkästen angebracht.
Für die Reinigung und das Wechseln der Filter muss der Oberflächenspezialist zwar die Bodengitter entfernen. Dank dieser Anordnung gelangt aber weniger Spritznebel in die Filter, wodurch sich die Wartungs- intervalle verlängern, denn ein Grossteil des Nebels schlägt sich auf dem Boden der Vertiefung nieder, der mit einem «Floor- liner» abdgedeckt ist.
Ein direkter Anschluss an die Heizung sowie ein Wärmetauscher garantieren eine gleichbleibende Temperatur bei geringem Energieverbrauch. Auf ein Kühlsystem für die Sommermonate wurde allerdings verzichtet. Dafür legte man grossen Wert auf ausreichend Abstellfläche und die Funk- tion Trockenbetrieb. Somit kann bei Bedarf der Lackierraum auch als Trocknungsraum genutzt werden.
www.duss-kuechen.chLange Zeit diente bei der Dettli + Sahli AG in Muttenz ein kleiner Raum mit einer einfachen Spritznebelabsaugung als Lackierraum. Dieser genügte aber in vielerlei Hinsicht nicht mehr den heutigen Ansprüchen. «Zu wenig Platz und gestiegene Anforderungen bezüglich Emissionen sowie Energieverbrauch waren damals Gründe für eine neue Anlage», erinnert sich Produk- tionsleiter Matthias Sigwart. Diese Situa- tion ist in anderen Schreinerbetrieben ebenfalls oft anzutreffen.
Aufgrund der vorherrschenden Platzverhältnisse – im Erdgeschoss befinden sich unter anderem zwei Bearbeitungszentren – entschied man sich, den neuen Lackierraum im Obergeschoss unterzubringen. Dieses wurde bis anhin als Lagerraum genutzt. Aufgrund der relativ geringen Raumhöhe und der leicht schrägen Decke fiel der Entscheid auf eine Wandabsaugung. Der neue Oberflächenraum wurde als eigenständiges Modul in das Gebäude integriert. Das hat den Vorteil, dass er dicht ist und mit allen nötigen Installationen versehen werden kann, ohne an der Bausubstanz Veränderungen vornehmen zu müssen.
Ventilator und Wärmetauscher platzierte man neben der Kabine, damit der Spritzraum möglichst gross dimensioniert werden konnte. Denn der Raum sollte ausreichend Platz für das Abstellen und Trocknen der lackierten Teile bieten. «Zudem müssen wir manchmal sehr grosse Bauteile lackieren wie zum Beispiel ganze Empfangskorpusse», ergänzt Sigwart. Die saubere, durch den Wärmetauscher aufgewärmte Frischluft wird durch einen Kanal um den Raum herum geführt und gegenüber der Absaugwand eingeblasen.
Die verschiedenen, hintereinander angeordneten Filter der Absaugwand lassen sich problemlos vom Spritzraum her auswechseln. Für den Unterhalt der ganzen Anlage hat die Schreinerei einen Wartungsvertrag abgeschlossen. Dadurch wird sichergestellt, dass Verschleissteile gegebenenfalls rechtzeitig ersetzt werden, um einem Ausfall der ganzen Absauganlage vorzubeugen.
www.dettlisahli.chVeröffentlichung: 20. März 2014 / Ausgabe 12/2014