Der Präsident tritt kürzer

Ferdinand Riederer tritt als Präsident des Verbands Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten des Kantons St.Gallen ab. Bild: Ralph Dietsche

VSSm St.Gallen.  Kein anderer hat die Schreinerbranche im Kanton in den letzten Jahrzehnten so stark geprägt wie Ferdinand Riederer. Nach 44 Jahren Engagement, die vergangenen 16 Jahre als Präsident des Schreinerverbandes St.Gallen, nimmt er morgen in Mels seinen Abschied.

Ferdinand Riederer lebt in Valens, hoch über Bad Ragaz. Von hier aus geniesst er die Weitsicht. Diese legte er in den vergangenen rund 50 Jahren in verschiedenen Funktionen beim Schreinerverband sowie in der Politik an den Tag. Einerseits als Gemeindepräsident von Pfäfers, Kantonsrat sowie Kantonsratspräsident, andererseits beim St.Galler und dem Schweizerischen Schreinerverband. Noch heute ist der 73-Jährige regelmässig in seiner Werkstatt unweit des Wohnhauses anzutreffen. Der Sohn eines Schreiners und Enkel eines Sagers schloss 1969 seine Schreinerlehre ab. Nach Militärdienst und Lehr- und Wanderjahren, die ihn bis nach Afrika führten, wo er eine Möbelfabrik mit 40 Mitarbeitenden leitete, kehrte er ins Sarganserland zurück.

Herzblut für die Schreinerlehre

Nach der Meisterprüfung wurde er 1979 Lehrbeauftragter der Schreinerfachschulen Buchs und Flawil, was er bis ins Jahr 2000 blieb. Seit 1997 leitete er die Schreinerfachschulen des Kantons. «Über all die Jahre dürften etwa 3500 Schreinerinnen und Schreiner die Berufsschule besucht haben», sagt Riederer. Ein Herzensanliegen war ihm stets die duale Berufsbildung. Für diese setzte er sich im Verband und in der Politik ein. Von 1992 bis 2016 gehörte er dem St.Galler Kantonsrat an. In den Jahren 1998 und 1999 präsidierte er diesen und war damit der offiziell höchste St.Galler.

Neues Kurszentrum als Schlusspunkt

Sein politisches Netzwerk wusste Riederer für die Schreinerbranche zu nutzen. So gelang es ihm vor gut 20 Jahren bei der Kantonalisierung der Berufsschulen, dass die Schreinerfachschule als eine der wenigen Schulen weiterhin eigenständig bleiben durfte. Die Trägerschaft der Fachschule ist nach wie vor der Branchenverband. Erst kürzlich konnte er diese Verträge für die nächsten 10 Jahre mit dem Amt für Berufsbildung des Kantons St.Gallen verlängern. «Die Sicherheit ist für uns wichtig, da wir in St. Margrethen ein Schul- und Kurszentrum realisieren und damit die Berufsbildung an einem Ort weiter stärken wollen», sagt er. Die Suche nach einem geeigneten Standort dauerte zwar. «Doch unsere Mitglieder haben das Vorhaben vor zwei Jahren einstimmig unterstützt. Das klare Resultat hat mich sehr erfreut. Es zeigt auf, dass die Schreiner an ihre Zukunft glauben.» Ziel ist es, dass nächstes Jahr die Bauarbeiten starten und der Neubau 2026 eröffnet werden kann. Die Eröffnung wird hingegen nicht mehr seine Aufgabe sein. Dies dürfte die Aufgabe seines Nachfolgers werden. Denn Riederer gibt das Verbandspräsidium der Schreiner des Kantons St.Gallen an der ordentlichen Delegiertenversammlung morgen Freitag in Mels ab. Ganz verabschieden von der Schreinerbranche wird er sich hingegen nicht. «Auf Wunsch des Vorstandes werde ich die Realisierung des neuen Schulstandorts weiter begleiten.» Die Freude an der Verbandsarbeit hat er sichtlich nie verloren. Im Gegenteil: Er hat bis zum Schluss neue Projekte angerissen, Verbesserungen eingeleitet und die Schreinerbranche für die Zukunft gerüstet.

«Der Schreinerberuf hat Zukunft»

Das Interesse am Schreinerberuf bleibt ungebrochen hoch. «Letztes Jahr durften wir mit einer zusätzlichen Klasse starten. Auch dieses Jahr erwarten wir viele Lernende.» Dies stimmt ihn positiv. Schliesslich meint Riederer: «Der Schreinerberuf hat eine gute Zukunft. Der duale Bildungsweg ist super, und Handwerk geniesst wieder ein höheres Ansehen.» Es scheint, dass er den idealen Zeitpunkt gefunden hat, seine Ämter nach fast 50 Jahren in jüngere Hände zu geben.

www.vssm-sg.ch

Ralph Dietsche, VSSM St. Gallen

Veröffentlichung: 01. Juni 2023 / Ausgabe 22/2023

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