Der Flow beim Fotografieren


Sandro Schmid (41) ist gelernter Schreiner, aktiver Hauswart und passionierter Fotograf.
Sandro Schmid (41) ist gelernter Schreiner, aktiver Hauswart und passionierter Fotograf.
Soeben ist Sandro Schmid aus Costa Rica zurückgekehrt. Im Gepäck: jede Menge Fotos. Der Thurgauer lacht: «Am liebsten fotografiere ich Menschen aus anderen Kulturen in ihrem Alltag. Und Tiere. Und Landschaften.» Schon im Herbst wartet mit Südwest-Amerika das nächste Highlight auf den Hobby-Fotografen: «Diese Fotoreise führt uns zu den Ureinwohnern, den Indianern. Nicht zum ersten Mal», erklärt der ausgebildete Schreiner. «Es war mein grösster Wunsch, dorthin zurückzukehren – die Menschen und die Art, wie sie leben, faszinieren mich.» Die geführten Reisen seien für ihn Abenteuer und Weiterbildung in einem: «Ich bringe neben den Bildern auch unvergessliche Erinnerungen nach Hause.» Im Vordergrund stehe für ihn nie die perfekte Aufnahme, sondern das Erlebnis – die Begegnungen mit Land und Leuten. Er erinnert sich an eine Fotoreise in den Krüger Nationalpark in Südafrika: «Ich habe manchmal einfach auf das perfekte Licht gewartet, dabei die Kamera Kamera sein lassen, die Aussicht und die Stimmung genossen und die spezielle Atmosphäre aufgesogen. Das war wie eine Meditation. Andere in unserer Gruppe feilten ununterbrochen an den Einstellungen, drückten ständig auf den Auslöser, wechselten immer wieder den Standort – und das alles in grösster Hektik.» Seine Sache sei das nicht: «Ich gerate beim Fotografieren öfters in einen Flow», schmunzelt er.
Ohne seine erste Freundin, die vor vielen Jahren zur Konfirmation eine Kamera geschenkt bekam, hätte er seine Leidenschaft fürs Fotografieren vielleicht nie entdeckt. Aber da war diese Kamera, und da war seine damalige Freundin, die sich kein bisschen dafür interessierte. Sandro Schmid fand das schade und schenkte ihr kurzerhand ein Objektiv. «Eigentlich habe ich damit vor allem mir ein Geschenk gemacht», grinst er, «dabei hatte ich damals keine Ahnung von Fotografie.» Objektiv hin, interessierter Freund her – die Kamera fristete ein Schattendasein. Dann ging die junge Liebe in die Brüche; und Sandro kaufte sich eine eigene Kamera. Als er eines Tages in der Bedienungsanleitung blätterte, fiel ein Gutschein für ein Abonnement der Fachzeitschrift «Fotospiegel», auf den Boden. Er sandte ihn ein, erhielt bald darauf das erste Heft, entdeckte dort einen Einführungskurs zur Bedienung seines Kameramodells und ging hin. «Der Kurs eröffnete mir eine neue Welt», schaut er zurück. «Vorher hatte ich ja nur geknipst.» Und da der Kursleiter auch Fotoreisen anbot, ergab sich die erste Fotoreise fast von selbst. Aus der einen Reise wurden zehn, inzwischen war der 41-Jährige mit seiner Kamera in Südafrika, Myanmar, Kanada, Südwestamerika, auf den Hebriden und nun in Costa Rica unterwegs. Sujets findet er aber auch in seiner Thurgauer Heimat: Natur, Tiere, Häuser, Situationen, Menschen. Im Fotoclub Hinterthurgau macht er an Ausstellungen mit, besucht Themenabende, interne Weiterbildungen und nimmt an Wettbewerben teil – durchaus erfolgreich. Für Freunde und Bekannte fotografiert er an Hochzeiten und Anlässen, die Regionalzeitungen publizieren seine Bilder. Und doch: Die Fotografie wird sein Hobby bleiben. Zu umkämpft ist der Markt, und zu sehr mag er seinen Beruf: Als Hauswart im Greuterhof Islikon ist er für die Liegenschaft verantwortlich und bildet gleichzeitig Jugendliche mit einer schwierigen Biografie aus. Abgesehen davon gibt es einen dritten, entscheidenden Grund: «Ich will weiterhin ohne finanziellen Druck fotografieren können – aus purer Freude an der Sache.» Und dabei immer wieder in den Flow geraten.
«Ich habe manchmal einfach auf das perfekte Licht gewartet, dabei die Kamera Kamera sein lassen, die Aussicht und die Stimmung genossen.»
Veröffentlichung: 29. März 2012 / Ausgabe 13/2012
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