Dem Wert von Abfall auf der Spur


Der gelernte Chemiker Jürg Kürsteiner: Für seine Masterarbeit an der FHNW hat er Schreinereien auf ihre Ökoeffizienz hin untersucht.
Der gelernte Chemiker Jürg Kürsteiner: Für seine Masterarbeit an der FHNW hat er Schreinereien auf ihre Ökoeffizienz hin untersucht.
Interview. In Rest- und Altholzabfällen aus Schreinereien vermutet der VSSM ein grosses ungenutztes Potenzial. Er hat daher eine Masterstudie in Auftrag gegeben. Jürg Kürsteiner zeigt darin nun Strategien rund um das Thema «Vermeidung und effiziente Nutzung von Holzabfällen».
Der Chemiker Jürg Kürsteiner ist beim Kanton Aargau zuständig für den Bereich Sondermüll. In seiner Masterarbeit unter dem Patronat des VSSM befasste er sich mit dem Thema, inwieweit Holzabfälle aus Schreinereien vermieden werden können und wie man Abfälle energetisch optimal nutzt. Zu diesem Zweck prüfte er zehn Schreinereien auf Herz und Nieren. Im Gespräch verrät Jürg Kürsteiner nun der SchreinerZeitung die Ergebnisse seiner Fachhochschulstudie.
Für acht der befragten Betriebe habe ich diesbezüglich ein Enegiesparpotenzial zwischen 30 und 50 % ausgemacht. Bei einem untersuchten Betrieb liessen sich alleine durch die Sanierung der Gebäudehülle sogar rund 70% einsparen. Nun muss man aber sagen, dass diese Zahlen auf Schätzungen beruhen. Trotzdem bilden sie das Verbesserungspotenzial schön ab. Die Defizi- te bestehen nicht nur in Schreinereien. Andere Branchen dürften ganz ähnlich abschneiden.
Die Einsparung wäre also mit einer Sanierung möglich?
Ich wage die Prognose, dass in Zukunft mehrere mittelgrosse, dezentral stationierte Altholzfeuerungen entstehen werden. Diese speisen die produzierte Heizenergie mit Vorteil in Wärmeverbunde ein. Allein die Tatsache, dass im Jahr 2008 noch ungefähr die Hälfte des in der Schweiz angefallenen Altholzes ins Ausland exportiert wurde, zeigt das Energiepotenzial auf, welches man hierzulande in diesem Bereich nutzen könnte.
Diesen Punkt habe ich in meiner Masterarbeit auch angeschaut. Der Bund schlägt die Kaskadennutzung vor. Dementsprechend wäre es sinnvoll, die Holzabfälle vor der Verbrennung stofflich zu verwerten, zum Beispiel in der Spanplattenproduktion. Leider reicht die Qualität von Restholz in der Regel nicht aus, um daraus Spanplatten herzustellen.
Die totalen Entsorgungskosten für eine externe Entsorgung liegen im Durchschnitt bei 1900 Franken pro Tonne. Sie setzen sich zusammen aus den externen Entsorgungskosten, den betriebsinternen Kosten, den Transportkosten sowie den Kosten für weggeworfene Rohstoffe. Auf letztere entfällt der weitaus grösste Teil. Oft rechnet man den Materialwert dieser Holzabfälle nicht mit ein. In den von mir besuchten Schreinereien entstehen in der Produktion zwischen 25 und 35 % Holzabfälle, die als Verschnitt wegfallen. Hier gilt es, den Hebel anzusetzen.
Einerseits könnten mit Produktdesign materialeffiziente Gegenstände geschaffen werden. Nesting-Programme unterstützen bei der Verschnittoptimierung von Plattenmaterialien. Andererseits können Holzabfälle reduziert werden, indem man vermehrt Fertigteile einkauft oder Holzwerkstoffe auf Mass bestellt. Wer sich auf ein spezifisches Produkt spezialisiert, weiss das Material besser auszunutzen und erzeugt weniger Ausschuss. Zudem besteht stets die Möglichkeit, Holzresten zu verkleben und sie dadurch aufzuwerten. Auch die Einplanung von Leichtbauplatten kann Material und damit in vielen Fällen auch Energie einsparen.
Jürg Kürsteiner zeigt in seiner Masterarbeit durch elf konkrete Vorschläge, wie mit Holzabfällen effizienter umgegangen werden kann:
Veröffentlichung: 06. Juni 2013 / Ausgabe 23/2013
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