Daheim auf der ganzen Welt


Der 34-jährige Berner Simon von Fischer arbeitete sieben Jahre als Schreiner in Australien. Bild: PD
Der 34-jährige Berner Simon von Fischer arbeitete sieben Jahre als Schreiner in Australien. Bild: PD
«Ich wusste bereits in der ersten Klasse, dass ich Schreiner werde», sagt Simon von Fischer. Er verkörpert das Image des gemütlichen Berners schlechthin. Seine Sätze formuliert er seelenruhig und mit Bedacht. Die Wörter spricht er gedehnt und langsam.
Sein Schreinervorbild sei ein Antikmöbelschreiner im Quartier gewesen, dessen Werkstatt ihn als Bub magisch angezogen habe. Sein Berufswunsch blieb durch die Schule hindurch so konstant und unverändert wie das Kommen und Gehen der Jahreszeiten. Wie bereits sein Grossvater, absolvierte von Fischer die Schreinerlehre in den Lehrwerkstätten der Stadt Bern, der «Lädere». Es gibt Menschen, die spüren bereits früh und deutlich, was sie im Leben machen werden, und ziehen es genauso durch. Für den heute 34-Jährigen war immer klar, dass er irgendwann ins Ausland gehen möchte. Ein Inserat in der SchreinerZeitung wies ihm den Weg. Denn dort war eine Stelle als Schreiner im kanadischen Vancouver ausgeschrieben. «Ich musste nicht überlegen. Ich ging einfach.» Ein Jahr lang arbeitete der Berner in einem Küchenbau-Unternehmen und reiste danach durch Kanada und Amerika. Zurück in der Schweiz, absolvierte er die Holztechnikerschule in Biel. «Später schickte mir ein Kollege ein Stelleninserat.» Dieses Mal lautete die Destination Australien.
2011 wanderte der Abenteurer vorübergehend aus und arbeitete als Projektleiter bei der Firma Germax Interiors, die sich auf den Hotel- und den gehobenen Innenausbau spezialisiert hat. Hier traf er auf ein kleines Stück Heimat. Die Inhaber waren Schweizer, der Werkstattchef und ein Projektleiter ebenfalls.
Er ging ohne Erwartungen. «Du musst es nehmen, wie es kommt», lautet die Devise. Seine Freundin kam drei Monate später nach. «Die Australier haben kein duales Bildungssystem wie wir. Klassische Lehren gibt es nicht.» Europäer seien deshalb gefragte Leute.
«Um die Arbeitsmoral der Aussies steht es nicht zum Besten», erzählt von Fischer. «Eine Minute vor Feierabend sind alle auf dem Sprung nach Hause. Da kann man noch so ‹im Seich si› – das interessiert sie nicht.» In Australien sei alles reglementiert, die Gewerkschaften stark und den Chefs seien die Hände gebunden, sagt er weiter. Schreiner sind besonders gesucht. Seine ehemalige Firma sucht seit Monaten nach einem Projektleiter und findet keinen.
Aus einem Jahr Australien sind sieben geworden. Der Berner hat den australischen Pass erworben. Während seinem Auslandaufenthalt sei er bloss drei Mal zurück in die Schweiz gekommen. Heimweh kenne er nicht. Rückblickend hält er fest: «Die Zeit in Australien hat mich geprägt und verändert. In Australien werden Probleme viel spontaner gelöst, während der Schweizer sich schon im Vorfeld grosse Sorgen macht.» Seit er wieder zurück in der Schweiz sei, falle ihm auf, dass er einiges gelassener und geduldiger geworden sei. Nach seiner Rückkehr hat der Schreiner einen 123-tägigen Zivildienst bei der Nonprofit-Organisation Schweizer Tafel absolviert.
Im neuen Jahr wird er zusammen mit einem ehemaligen Arbeitgeber eine Firma gründen und sich auf die Planung und Montage von Möbeln konzentrieren. Doch vorerst ist Pause und Weihnachten angesagt.
Und wie war es, Weihnachten an der Wärme zu feiern? «Weihnachten fällt genau auf den Beginn der Sommerferien. Die Aussies verbringen die Festtage sehr chillig. Sie gehen an den Strand, grillieren, campieren, tummeln sich im Pub und schauen Cricket.»
«In Australien werden Probleme viel spontaner gelöst, während der Schweizer sich schon im Vorfeld grosse Sorgen macht.»
Veröffentlichung: 21. Dezember 2017 / Ausgabe 51-52/2017
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