Blick über den Gartenzaun

Auch Einblicke in die Lebenskultur der Gastgeber gehören zum Austauschprojekt: Patrick Mümken beim Fondue. Bild: Pfister Ladenbau AG

Austausch. Mit dem Projekt «Let‘s go» ermöglichen Ladenbaubetriebe aus Deutschland und der Schweiz einen internationalen Lehrlingsaustausch. Während zweier Wochen erhalten Schreinerlernende Einblick in den Berufsalltag auf der anderen Seite des Rheins.

Nachdem bereits vor zwei Jahren der erste deutsche Lernende die Schweiz besucht hatte, wagten vor einigen Monaten auch junge Schweizer Schreiner den Sprung ins Nachbarland und arbeiteten im Rahmen des Projekts «Let’s go» zwei Wochen in Deutschland. Marc Zürcher von Pfister Ladenbau in Worb ging im November nach Vreden im Nordwesten Deutschlands, nahe der holländischen Grenze. Zusammen mit seinem deutschen Austauschkollegen Patrick Mümken fertigte er ein Möbel aus verschiedenen Werkstoffen und mit integrierter LED-Beleuchtung für einen bekannten Parfümhersteller. Für die Hochglanzoberflächen wurden die beiden Lernenden auch in der Lackierabteilung eingesetzt. Durch weitere Arbeiten im Plattenzuschnitt, bei der Kantenbearbeitung und in der CNC-Fertigung bekam Marc einen umfangreichen Gesamteindruck.

Auch die gemeinsame Teilnahme am deutschen Berufsschulunterricht gehörte dazu: «In der Schweiz geht es disziplinierter und ruhiger zu und die Lehrer sind strenger», findet er. Im Gegenzug besucht Patrick Mümken den Betrieb von Marc im Kanton Bern und lernt dabei auch das Fondue kennen. Die Menüwahl hätte für diese kalte Jahreszeit nicht besser sein können.

Spezialbriefkasten für Bank

Etwas früher war Mario Streit aus dem gleichen Betrieb wie Marc als allererster Schweizer Lernender des Projekts «Let’s go» in Deutschland. Bei der Ladenbau Ganter GmbH in Schramberg-Sulgen im Schwarzwald wurde er unter anderem beim Ausbau von zwei grossen Buchhandlungen eingesetzt. Ausserdem stellte er Umkleidekabinen und einen speziellen Briefkasten für eine Bank her. Betreut wurde er durch den gleichaltrigen Lernenden Patrick Schwenk. Neben vielen Ähnlichkeiten hat Mario im Berufsalltag auch einige Unterschiede zwischen den beiden Ländern ausmachen können: «In Deutschland ist CNC bereits im ersten Lehrjahr ein Thema. Zudem besuchen sie die Berufsschule alle zwei Wochen für je drei Tage, während wir jede Woche hingehen. In meinem Gastbetrieb war der Maschinenpark viel grösser und die Mittagspause dauert lediglich eine halbe Stunde, dafür wird auch nur bis 16 Uhr gearbeitet.» So blieb genügend Zeit für Ausflüge in die Umgebung. Mit seinen deutschen Kollegen ging Mario kegeln und die weltgrösste Kuckucksuhr in Schonach anschauen. Sie ist so gross wie ein Einfamilienhaus.

Verschiedene Methoden

Als sein Austauschpartner Patrick in die Schweiz kam, lernte dieser, dass in der Praxis oft viele Wege zum selben Ergebnis führen. Er liefert gleich ein konkretes Beispiel für den Erfahrungsgewinn: «Bei uns sprühen wir für Schichtstoffe (HPL) den Kontaktkleber auf, bei Pfister Ladenbau habe ich es mit dem Spachtel aufgetragen – das Ergebnis ist aber das gleiche.» Ebenfalls am Austauschprojekt beteiligt hat sich bisher die Glaeser Baden AG, die heute Glaeser Wogg AG heisst. Dem Lernenden aus Deutschland hat dort die Lehrlingswerkstatt am besten gefallen: «Jeder schaut da auf den anderen und die Werkstücke werden in kleinen Teams zusammengebaut», erzählt Patrick Bühler begeistert. «Das gibt es bei uns leider nicht.»

Selber ins Ausland gehen

Das Austauschprojekt steht Lernenden ab 18 Jahren aus dem Bereich Ladenbau offen. Neben Schreinern und Zeichnern mit Fachrichtung Innenarchitektur gehören auch kaufmännisch Lernende dazu. Die Austauschzeit ist auf zwei Wochen begrenzt. So lässt sich das Ganze gut in die eigene Ausbildung integrieren und bietet dennoch genügend Zeit für einen guten Einblick in ein neues Umfeld.

Weiteres Austauschangebot

Mit «Xchange» können Lernende vier Wochen ihrer betrieblichen Ausbildung in einer Firma eines anderen Landes absolvieren. Im Gegenzug kommt ein Lernender oder eine Lernende der Austauschfirma in das eigene Unternehmen. Angeboten wird das Projekt in der Schweiz, in Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien sowie im Fürstentum Liechtenstein. «Xchange» hilft bei der Suche nach einer geeigneten Firma, bei der Organisation und bei der Finanzierung des Auslandaufenthalts.

www.swiss-shopfitters.ch

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Veröffentlichung: 11. Januar 2013 / Ausgabe 1-2/2013

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