Bauleiter aus Leidenschaft


Jérôme Baila (22) mag die Arbeit im Büro genauso wie auf der Baustelle, hier auf 3020 Meter über Meer auf dem Titlis Tower. Bild: Caroline Mohnke
Jérôme Baila (22) mag die Arbeit im Büro genauso wie auf der Baustelle, hier auf 3020 Meter über Meer auf dem Titlis Tower. Bild: Caroline Mohnke
Leute. Plötzlich aufkommende Winde sorgen an diesem Freitagmorgen dafür, dass die Luftseilbahn mit verringerter Geschwindigkeit auf den Titlis fahren muss. Für die Skibegeisterten in Engelberg OW fällt die Fahrt bis nach ganz oben leider aus. Wer wie Jérôme Baila arbeiten muss, kommt mit einer Dienstfahrt auf den Gipfel.
«Das Wetter ist unberechenbar», sagt er in der nächsten Seilbahn, die bis zum Gipfel führt. Der gelernte Schreiner ist als Bauleiter verantwortlich für den reibungslosen Ablauf des Baus von einer der Hauptattraktionen auf dem Titlis: dem Titlis Tower. «Die Winde hier oben wehen manchmal gigantisch», erzählt er auf über 3020 Meter über Meer. Bis im Frühling/Sommer 2026 soll der Turm fertig sein. Der Zeitdruck, die Logistik und das Wetter gehören zu den grössten Herausforderungen. «Spielt das Wetter nicht mit, gibt es Verzögerungen», erzählt der 22-Jährige, der in Meggen LU aufgewachsen ist und schon früh wusste, dass er etwas Handwerkliches lernen möchte. Nach einer Schnupperlehre in einer Schreinerei kam für ihn kein anderer Beruf infrage. Zurzeit besucht er die Teko in Luzern, dort schliesst er bald den «HF Techniker Bauplanung Fachrichtung Architektur» ab. «Diese Weiterbildung ermöglicht es mir, mein Wissen in Bauplanung und Architektur zu vertiefen und meinen beruflichen Horizont zu erweitern.»
«Ungefähr viermal die Woche gehe ich auf den Berg. Ich mag die Abwechslung zwischen Büro und Baustelle.»
Planung und Organisation wurden ihm in die Wiege gelegt. Seit der zweiten Primarklasse ist Baila in der Jungwacht, heute als Lagerleiter. «Auch dort bin ich viel am Organisieren», lacht er. Im vierten Lehrjahr gewann er den «Art in Wood»-Wettbewerb mit einem Möbel «Fox in the Box», das er in seinem Lehrbetrieb, der Odermatt Ideen Schreinerei in Adligenswil LU, produziert hat. Seine Mutter, die einzige Kürschnermeisterin der Schweiz, hatte Fuchsfelle im Atelier. Das Thema des Wettbewerbs war «Inspiration Natur». «Ein Möbel zu planen von A bis Z hat grosse Freude gemacht.» Es entstand ein einzigartiges Sideboard mit einem Fuchskopf aus Fellen auf der Klappe, welche mit einem Fingerzinken-Scharnier öffnet. Während er erzählt, nimmt Baila Stufe für Stufe, um nach ganz oben auf den Titlis Tower zu gelangen, begrüsst hier und da die Handwerker und sagt: «Es ist eine bewundernswerte, körperliche Höchstleistung, die unsere Leute hier tagtäglich vollbringen.» Wenn Fragen auftauchen, ist er jederzeit für Antworten und Ratschläge bereit. In der Hand immer sein I-Pad und ein Doppelmeter. Denn da und dort muss er noch Mass nehmen für die Fachplaner und für die Architekten von Herzog & de Meuron. Vor seiner Anstellung bei der Archbau AG, einer Firma für Baumanagement und Architektur, sammelte er Erfahrungen als Monteur in den USA und war bei der Montage von Schreinerarbeiten in anspruchsvollen Schmuckboutiquen dabei. «Auch an die Zeit in der Stiftung Brändi erinnere ich mich gerne», erzählt er. Dort habe er im Rahmen des Zivildienstes sechs Monate als Hilfsgruppenleiter in der Schreinerei gearbeitet.
Baila geniesst die Abwechslung im Beruf: «Ungefähr viermal die Woche gehe ich auf den Berg.» Er mag die Arbeit im Büro genauso wie auf der Baustelle. So pendelt er zwischen den Büros in Luzern, Stans, Engelberg und der Titlis-Baustelle. Seine Arbeitstage sind lang. Doch das tut seinem Bewegungsdrang nichts ab. An den Wochenenden geht er gerne auf Skitouren oder spielt Squash. Erholung sei für ihn fast ein Fremdwort, erzählt er später bei der Ankunft in Engelberg im Baubüro und blickt mit Freude auf das 3D-Modell des Turms auf seinem Bildschirm.
Veröffentlichung: 24. Februar 2025 / Ausgabe 8/2025
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