Architekturmöglichmacher
Die Birdprotect-Scheiben von Glas Trösch gibt es schon länger. Mehr Designs und eine prominente Platzierung als Leitthema am Messestand für das vogelfreundliche Glas sind dagegen neu. Bild: Christian Härtel
Die Birdprotect-Scheiben von Glas Trösch gibt es schon länger. Mehr Designs und eine prominente Platzierung als Leitthema am Messestand für das vogelfreundliche Glas sind dagegen neu. Bild: Christian Härtel
Messeneuheiten. Alle zwei Jahre sind die 18 Hallen des Messegeländes in München (D) für die Messe Bau ausgebucht. Gezeigt werden Verfahren, Bauteile, Materialien, Hilfsmittel sowie Werkzeuge für die verschiedenen Handwerker, die damit Architektur erst möglich machen.
Die Erwartungen für die Messe Bau vom 13. bis am 17. Januar 2025 in München waren im Vorfeld eher etwas verhalten. Wichtige Märkte entwickelten sich zuletzt schwach. Das gilt für Deutschland als wichtiger Treiber in Europa, aber auch für China auf globaler Ebene. Bemerkenswert ist gerade deshalb auch, dass die Anzahl der internationalen Aussteller mit über 50 Prozent einen neuen Höchstwert in München erreichten. Ebenfalls bemerkenswert: Trotz des um einen Tag verkürzten Messelaufes kamen über 180 000 Besucherinnen und Besucher in die bayerische Hauptstadt. Gegenüber dem alten Format sind das nur einige Prozent weniger.
Die drängenden Herausforderungen der Baubranche zogen sich durch die Präsentationen. Etwa die Transformation hin zum nachhaltigen Bauen. Ressourcen- und Klimaschutz, die Zukunft des Wohnens und auch die Geschwindigkeit im Bauprozess scheinen bei vielen Akteuren einen wachsenden Stellenwert zu bekommen.
Für die Schweiz ist die Bau traditionell ein wichtiger Marktplatz. Das gilt für eine Vielzahl von Ausstellern, aber auch für die Szene insgesamt. Die Schweiz gehört regelmässig zu den besucherstärksten Ländern.
Zwei Aussteller aus der Glasbranche verdeutlichen die Schwerpunkte und Inhalte der Bau 2025. So fokussierte Glas Trösch neben Solar und dem sommerlichen Hitzeschutz auf seine Birdprotect-Gläser. Diese gibt es zwar seit vielen Jahren, aber nun wurde das Thema der internationalen Bau-Szene prominent präsentiert. Das Unternehmen zeigte das Produkt mit neuen Designs. Entscheidend für einen Schutz der Vögel ist die Art der optischen Markierungen auf der Glasfläche. Diese müssen mindestens 15 Prozent einnehmen und dürfen nicht weiter als eine Handfläche gross voneinander entfernt sein. Zwischen diesen Leitplanken kann man spielen, und das hat Glas Trösch gezeigt mit neuen Designs, die attraktiver daherkommen als das bekannte, einfache dunkle Punkteraster.
Beim international aufgestellten Glashersteller AGC Glass Europe hat man vor einigen Jahren in eine Produktionsstätte von grossformatigen Vakuum-Isoliergläsern beim belgischen Tochterunternehmen Fineoglass investiert. Der Start mit den Produkten der neuen Fertigung war nicht zuletzt pandemiebedingt eher schleppend, sodass gerade Schweizer Schreinereien und Fensterbauer auf funktionierende Vertriebswege warten mussten und ihre direkt bestellten Gläser ab Hafenkante Basel in Empfang nehmen mussten. «Das ist nun anders. Wir kümmern uns um alles in der Schweiz», sagt Lassad Dahmani, Direktor der Starwall Glass GmbH in Moutier BE, die den Vertrieb nun erledigt.
www.bau-muenchen.comwww.glastroesch.comwww.fineoglass.eu
Beschläge aus sandgegossenem Messing sind etwas Besonderes. Schwer und massiv tragen sie die Spuren der handwerklichen Produktion in sich und sind deshalb hochwertig und auch selten. Noch seltener, fast einzigartig, ist das Konzept der belgischen Manufaktur Jolie, die sich nicht nur beim neuen kantigen Design Six Fois, sondern auch bei allen anderen handverlesenen Designs zeigt: Es gibt in jeder Linie jeden Beschlag. Also den Türdrücker und die Fensterolive in gleicher Art. Dazu Möbelgriffe und -knöpfe. Das einheitliche Design macht auch vor dem Badezimmer mit Handtuchstangen und anderen Helfern nicht halt und erlaubt so, ein durchgängiges Erscheinungsbild der ausdrucksstarken Beschläge.
Das estnische Unternehmen Decnord produziert überwiegend kleinformatige Echtholzpaneele für die besondere Note einer Sauna. Deshalb kommen vor allem Hölzer zum Einsatz, die entweder thermisch behandelt oder von Natur aus wenig wärmeleitend sind, wie etwa das Holz der Aspe. Dazu gesellte sich eine in die Paneele integrierte indirekte Beleuchtungslösung, indem einfach ein Element des Formatverbundes aufgedoppelt und rückseitig mit LED bestückt wird. In Eiche gefertigt, sind die Paneele nun auch in Wohn- oder Geschäftsräumen ein Hingucker. Je nach Verbund sind etwa vier Elemente auf einer Grundplatte, die mit Nut- und Kamm zusammengesteckt und durch den Kamm mit dem Untergrund unsichtbar verschraubt werden.
Die gefräste Schwalbenschwanz-Verbindung für stabförmige Tragwerke ist unter dem Begriff Ligna-Tool bei Holzbauern bekannt. Mittels zweier Schablonen für den Zapfen und das Zapfenloch lassen sich so schnell und einfach tragfähige Holz-Holz-Verbindungen auch vor Ort wirtschaftlich realisieren. Das System ist über die Jahre immer ausgeklügelter geworden, etwa was den geneigten Anschlag angeht.
Auch für die Herstellung von Pfosten-Riegel-Verbindungen gibt es besonders schlanke Frässchablonen. Ganz neu sind die drei Mini-Grössen. Mit dem Kleinsten der neuen Schablonenpaare können Kanthölzer mit maximal 40 × 80 mm Kantenlänge gefräst werden. Damit arbeitet sich das Ligna-Tool nun auch in Schreinerdimensionen hinein.
Der Holzwerkstoffhersteller Egger hat bei den Bauprodukten gleich mehrere Neuheiten in München gezeigt. Die vielleicht wichtigste ist das stabförmige Produkt Eco Box. OSB-Streifen und Kanthölzer bilden den Rahmen, der mit einer Holzfaserplatte ausgefüllt ist. Der Verbund hat so ein optimiertes Verhältnis von Trag- fähigkeit und Gewicht. Ausserdem erlaubt er den Einsatz eines hohen Anteils an Resthölzern. Dazu hat Egger auch in eine Keilzinkenanlage investiert, wodurch technisch getrocknete Dachlatten in gleich- bleibender Qualität und unterschiedlichen Querschnitten neu im Programm sind. Die kastenartige Konstruktion Eco Box soll ihren Einsatz vor allem im industriellen Element- und Modulbau finden. Aber auch der Trockenausbau ist ein naheliegender Einsatzbereich.
Mit einer Handkreissäge, die es auf 85 mm Schnitttiefe bringt, lassen sich im Holzbau viele gängige Querschnitte bewältigen. Mafell hat genau diese Maschine jetzt auch mit einem doppelten Akku ausgestattet. Die zwei 18-Volt-Lithium-Ionen-Akkus sorgen zwar für das stattliche Gewicht von 8,1 kg, aber auch für ordentlich Kraft ohne Kabel auf der Baustelle. Schnitte bis 80 mm in Vollholz schafft die Säge scheinbar mühelos, und das Gewicht wird durch eine gute Balance der Akkuplatzierung wirkungsvoll gemildert.
Der italienische Edelparketthersteller Latifoglia überrascht immer wieder mit ungewöhnlichen Verlegeverbünden und Formaten. In München hat das Unternehmen neben eingefärbten Oberflächen etwa in grünlichen Farbtönen auch Einlegearbeiten in Marmor und Messing für den ganz besonderen Boden gezeigt.
Bis zu 6 m2 Öffnungsfläche können die doppelflügligen Dachschiebefenster von Lideko freigeben. Das Dachflächen- fenster zum Schieben ist in Aluminium konstruiert. Optional sind elektrische Öffnung sowie Sonnen- und Insektenschutz für die Panoramafläche erhältlich.
Das brandneue akustisch wirksame Wandpaneel mit dem Namen Waynerr wird aus Leder-Restprodukten hergestellt. Ausgetüftelt von einem Schweizer Team in Courfaivre JU weist sie aber noch eine Besonderheit auf. Das leichte und weiche Material kann beduftet werden. Nach etwa sechs Monaten soll die Wirkung spürbar nachlassen, dann kann die Duftnote gewechselt werden.
Hersteller von scheinbar rahmenlosen Schiebeelementen in übergrossen Formaten, die ganze Häuserfronten öffnen und verschliessen, gibt es einige, auch in der Schweiz. Das Besondere von Ironlev aus Italien ist die Konstruktion der Schiebeschlitten für die Elemente. Anstatt wie üblich mittels Rollen setzt man auf eine Magnetschwebeführung für die Hebeschiebe- und Schiebefenster und -türen. Die gewohnt riesigen Formate gleiten da- durch beim Betätigen nahezu geräuschlos. Verwendet werden dazu Permanentmagnete, die über jeden Verschleiss erhaben sein sollen.
Veröffentlichung: 23. Januar 2025 / Ausgabe 4/2025
Messevorschau. Die Messe Bau in München öffnet am kommenden Montag ihre Tore. Vom 13. bis 17. Januar bietet die Veranstaltung Neuheiten und Lösungen aus allen Bereichen des Bauens von Parkett über LED bis zu Türdrückern und von Schraubzwingen über Dämmung bis hin zu Dachfenstern.
mehrBlickfang. Vom 15. bis 17. November war das Kongresshaus Zürich wieder Schauplatz für aussergewöhnliche Möbel und gutes Design. Über 180 Labels zeigten ihre Arbeiten im 28. Jahr der Veranstaltung. Die SZ durfte bereits vor Öffnung der Türen auf Entdeckungstour gehen.
mehrPaidPost. Die «Windays» der Berner Fachhochschule Architektur, Holz und Bau präsentieren bereits zum zehnten Mal die neuesten Entwicklungen und Trends in Sachen Fenster und Fassaden.
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