Alles Glas oder was?

Glasstec 2012.  Glas gilt als Baustoff der Zukunft – Fachleute konnten sich an der Düsseldorfer Messe ein umfassendes Bild über neue Produkte und Konstruktionen machen. Neben den vielen Neuigkeiten konnte man aber auch Glaslösungen der Zukunft bestaunen.

Alle zwei Jahre im Herbst dreht sich in Düsseldorf alles ums Thema Glas. An der Glasstec wird die ganze Prozesskette, von der Schmelze bis zum Glasbeschlag, gezeigt. Messebesucher können sich ein gutes Bild über aktuelle Trends im Innenausbauglas, beim Isolierglas und beim Zubehör machen. Auf besonderes Interesse stiess dabei die Sonderausstellung «Glass Technology Live». Die Universität Stuttgatt hatte eine Fülle von Exponaten zusammengetragen, die zukünftige Entwicklungen im Glasbereich aufzeigen. So gab es zum Beispiel beim Fraunhofer Institut prüfstanderprobte Solarzellen aus organischem Material zu sehen. Diese lassen sich ganz einfach mittels Siebdruck auf das Glas aufbringen. Der Wirkungsgrad dieser Elemente liegt bei etwa 7%. Für die grossflächige Anwendung sind die Zellen noch nicht wirtschaftlich, sie könnten aber in der Fassadentechnik sehr interessant werden, etwa wenn sowieso ein Sichtschutz aufgebracht werden muss.

Glas-in-Glas-Fenster?

Daneben gab es aber auch noch eine Fülle von neuen Konstruktionen im Isolierglasbereich zu sehen. Spektakulär kommt das neue Glas-in-Glas-Fenster der Firma Woschko Winlite GmbH daher. Der Fensterflügel besteht nur aus einem Dreifach-Glasaufbau, die Beschläge sind im Randverbund integriert. Dies ist im Rahmen ebenfalls der Fall. Auch er besteht nur aus einem Dreifach-Glasaufbau. Damit lässt sich der Flügel bündig in ein Isolierglas integrieren.

Neben all diesen Forschungs- oder Sonderkonstruktionen gab es auch jede Menge aktuelle Marktentwicklungen zu sehen. Die 1162 Aussteller aus den Bereichen Glasbeschläge, Flachglas und Glastechnologie zündeten ein Feuerwerk an neuen Produkten und Lösungen.

www.ise.fraunhofer.dewww.woschko-winlite.dewww.glasstec.de

Beleuchtung am Geländer

Mit der neuen Produktlinie «Q-Lights» von Q-Railing kann man nicht nur Glasgeländer in Szene setzen, sondern auch Treppenhandläufe und Brüstungen. Das System basiert auf LED-Leuchten, die im Handlauf nach unten strahlen. Die Leuchten sind dabei um rund 15° schräg angeordnet, so dass sie die Wand oder das Geländer optimal anstrahlen. Einsetzen lässt sich das System in Verbindung mit den Rohren von «Q-Tube». Diese Kombination ist vorteilhaft, weil die Stromversorgung der Leuchten direkt im Rohr erfolgen kann. Das wirkt sich besonders bei Glasgeländern aus, bei denen das Rohr mit einem Halter direkt am Glas befestigt werden kann. Bis zu 52 LED bei einer maximalen Geländerlänge von 26 m lassen sich so ohne weitere Stromzufuhr zusammenhängen.

www.opo.ch

Nach oben offen

Die Dusch-Schiebetüre «Essence» von C. R. Laurence kommt ohne obere Laufschiene aus. Die Rollen laufen unten auf einer Halbrundschiene, oben erfolgt nur die Stabilisierung durch eine Führungseinheit an der Seite. Das untenliegende Rollensystem lässt sich problemlos in der Höhe einstellen. Die Rollen verfügen zudem über einen Entgleisungs- und Einklemmschutz. Durch die leicht vorstehende Bodenschiene wird zudem ein gutes Wassermanagement erreicht. «Essence» eignet sich sehr gut für Duschen in hohen Räumen wie Lofts oder in Stadthäusern. Die nach oben offenen Duschen strahlen eine elegante Weite aus. Zu bestellen sind die Produkte von C. R. Laurence direkt in Deutschland.

www.crlaurence.de

Neue Strukturen

Saint-Gobain-Glass hat mit der «Master»-Linie eine Kollektion von hochpräzis gewalzten Gussgläsern lanciert. Neben den bereits bekannten «Carré», «Point», «Ligne», «Ray» und «Lens» sind nun mit dem «Shine» und «Soft» zwei neue Kreationen dazu gekommen. «Shine» orientiert sich am Aussehen von Tautropfen auf einer matten Glasfläche. Wenn das Licht auf das Glas trifft, versprühen die kleinen Lichtperlen Glanz und und funkeln um die Wette.

Neue Wege beschreitet Saint Gobain mit dem «Master Soft». Das Glas weist Hügel und Einbuchtungen auf, die sich auf Linien aus einem matten Hintergrund erheben. Die Anordnung der Hügel ist diagonal wie auch gerade zu haben. Erhältlich sind die neuen Gläser in den Dicken 4, 6 und 8 mm. Alle Gläser der «Master»-Serie eignen sich zum Härten und als Verbundglas mit PVB-Folien. Sie kommen für den Innenausbau genauso wie für das Küchen- und Baddesign infrage. Die Formate entsprechen denen der gesamten «Master»-Kollektion.

www.glassolutions.ch

Neue Transparenz

Die Glas Trösch-Gruppe hat einen neuen Star im Sortiment: «Eurowhite» ist ein Weissglas und steht für Transparenz und Farbneutralität. Praktisch alles farbgebende Eisenoxid wird im Läuterungsprozess ausgeschieden. Der sonst übliche, gut sichtbare Grünstich fehlt fast vollständig, die Gläser lassen sich, wie auf dem Bild gut sichtbar, deutlich unterscheiden. Neben dem rein optischen Vorteil bedeutet dies auch eine Verbesserung des Lichtrans- missionswertes um rund 2%. Das neue Glas lässt bei 12 mm Dicke ganze 91% des einfallenden Lichts in den Raum. Das sorgt für neue Voraussetzungen bei der Lichtplanung: Das zusätzlich einfallende Tageslicht muss nicht durch energieintensives Kunstlicht ersetzt werden. «Eurowhite» ist für den Einsatz in Fassaden, im Innenausbau sowie in der Dünnschichtfotovoltaik geeignet. Die neutrale Optik ergibt sich auch aufgrund des besseren Farbwiedergabeindexes. Bei heiklen Einsätzen, etwa in Schaufenstern, führt dies zu einer verbesserten Farbwahrnehmung. Auch die Verwendung unterschiedlicher Glasdicken in der gleichen Fassade fällt farblich weniger auf. Momentan ist das Glas in mehreren Dicken erhältlich, ab Frühjahr 2013 wird dann das vollständige Dickenspektrum zur Verfügung stehen.

www.glastroesch.ch

Schaltbarer Sonnenschutz

Elektrisch schaltbare Gläser können den Lichteinfall und die Klimalast individuell steuern. Bereits länger auf dem Markt sind die elektrochromen «EControl»-Gläser der Econtrol Glas GmbH. Nun haben die Spezialisten die bestehenden Produkte weiterentwickelt und können nun durch erweiterte Funktionen glänzen. Die helle Variante weist nun mit Lt 55 eine deutlich höhere Lichttransmission auf. Ausserdem hat das Unternehmen mit dem «EControl smart» eine noch dunklere Variante ent-wickelt. Damit lässt sich der G-Wert in abgedunkeltem Zustand stufenlos von 38 bis auf 10% reduzieren. Die Schaltdauer beträgt dabei rund 15 Minuten, die Gläser lassen sich aber auch über verschiedene Datenformate in das Gebäudemanagement integrieren. Verändert wurde auch das maximale Glasformat. Waren bisher geschaltete Scheiben nur im maximalen Format von 1200 × 2200 mm erhältlich, kann man nun auch Gläser im Format 1350 × 3300 mm bestellen.

www.flachglas.ch

Schnell zum Fenster-U-Wert

Die Berechnung des Fenster-U-Wertes ist wichtig, wenn es um den Wärmeschutznachweis bei Baugesuchen geht. Fensterbauer können nun auf ein sehr einfaches Werkzeug von Swisspacer, einem Hersteller für innovative Abstandhalter, zurückgreifen. Die Software «Caluwin» in der neuesten Version berechnet in einfachen Schritten den Gesamt-U-Wert des Fensterelementes, unabhängig von Rahmen- und Abstandhaltermaterial und Verglasung. Zum Ermitteln der wichtigsten Einzel- U-Werte stehen umfangreiche Bibliotheken bereit. Dabei wird nicht mehr nur zwischen Holz, Holz-Metall und Kunststoff unterschieden, enthalten sind auch die Werte vieler neuen Konstruktionen mit Verbundmaterialien. «Caluwin 5.0» kann man kostenlos von der Website der Swisspacer herunterladen und lizenzfrei betreiben.

www.swisspacer.ch

Schöner Duschen

Gral, bis 1996 eine eigenständige Firma und heute eine Marke von Dorma, entwickelt in Bad Salzuflen Duschsysteme und Türprodukte für den Werkstoff Glas. Neben Duschbeschlägen hat sich das Unternehmen auf Designtüren in Glas spezialisiert. An der Glasstec hat die Firma diverse neue Glasbeschlägekomponenten gezeigt, zum Beispiel das neue Pendelduschband. Damit lassen sich Duschtüren um über 90° auf beide Seiten öffnen. Dabei bleibt der Glasrand in der Nullstellung nur wenige Millimeter von der Wand entfernt und schliesst damit gut ab. Die Nullstellung lässt sich dabei stufenlos einstellen. Ab 20° greift eine Selbstschliessfunktion ein und sorgt für sanften Schwung in die Nullstellung. Das Band eignet sich für die Glasdicken 8 und 10 mm. Die Tragkraft beträgt 40 kg. Sämtliche Verschraubungen sind verdeckt angeordnet. Zu beziehen sind die Komponenten von Gral über die Firma Dorma, Informationen gibt es direkt auf der Website des Herstellers.

www.gral-systeme.dewww.dorma.ch

Sonnenschutz mit Rollos

Sonnenschutzgläser können heute sehr viel von der Klimalast fernhalten. Noch mehr Filterwirkung ist mit Lamellen möglich. Die Firma Pellini fertigt unter der Marke «Screenline» Lamellen für den Scheibenzwischenraum. Nun stellt das Unternehmen eine neue Oberflächentechnik vor, die nochmals für eine Verbesserung des Sonnenschutzes sorgt. Mit der «V95»-Beschichtung lässt sich der G-Wert bis auf 7% reduzieren. Erreicht wird dies, indem man nicht nur die direkten Strahlen reflektiert, sondern auch die elektromagnetischen. Der Scheibenzwischenraum beträgt dabei nur 27 mm und wird mit dem günstigen Argongas gefüllt.

www.screenline.net

Ökologisch schützen

Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen liegen im Trend. Mit dem «Nomapack Green» präsentiert die belgische NMC SA erstmals Verpackungs- und Schutzprofile mit einem massgebenden Anteil an Kunststoffen aus nachwachsenden Quellen. Der biologische Anteil von rund 30% weist sehr ähnliche Eigenschaften aus wie das Ursprungsmaterial aus polyolefinen Schäumen. Die Werkstoffe sind in einer Dichte von 25 bis 65 kg/m3 erhältlich. Die Profile eignen sich als Transport- und Kantenschutz für Gläser, Möbelteile oder Naturstein, aber auch um die Kanten von Fenster- oder Türrahmen zu schützen. Noch sind aber nicht alle NMC-Profilquerschnit- te mit dem neuen Schaum erhältlich.

www.eliaslusti.ch

wi

Veröffentlichung: 02. November 2012 / Ausgabe 44/2012

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