Adrenalinkick auf dem Gras


Der 27-jährige Schreiner Mirko Hüppi ist der beste Grasskifahrer der Schweiz.
Der 27-jährige Schreiner Mirko Hüppi ist der beste Grasskifahrer der Schweiz.
Dieser Moment, wenn er oben am Start steht und runterschaut auf die steile Strecke. Wenn die Zeit einen Moment anzuhalten droht. Wenn er hoch konzentriert jeden Windhauch wahrnimmt. Wenn er spürt, wie das Adrenalin von ihm Besitz nimmt, wie der ganze Körper den Nervenkitzel registriert und es – einen klitzekleinen Augenblick nur – Überwindung kostet, loszubrettern. Es ist dieser Moment, den Mirko Hüppi über alles mag. Diese Sekunden, in denen er realisiert, dass es genau zwei Möglichkeiten gibt: entweder mit fast 100 Stundenkilometern ins Ziel zu donnern – oder zu stürzen. Die dritte Option, das Bremsen, fällt weg. Denn der junge Schreiner steht auf Grasskis, «da kannst du nicht einfach einen Stemmbogen machen». Der Gommiswalder ist der beste Grasskifahrer der Schweiz. Seit Jahren holt er Gold an den Schweizermeisterschaften, seit 2006 fährt er im Weltcup. Acht Weltcuprennen hat er gewonnen, zweimal wurde er Weltmeister bei den Junioren, zweimal bei der Elite. Wie viele Medaillen es insgesamt sind, weiss der 27-Jährige nicht auswendig, er hat sie nie gezählt. Wer weiss, wo Mirko Hüppi heute stehen würde, hätte er auf den alpinen Skisport gesetzt. Als Grasskifahrer hingegen siegt er beinahe unbemerkt. Kein Problem für den Sportler, das Rampenlicht hat er nie gesucht.
Doch dass seine Sportart in der Schweiz so viel weniger Aufmerksamkeit und Unterstützung erhält als zum Beispiel in Österreich, Italien, Tschechien oder Japan, wurme ihn manchmal, sagt er: «Natürlich gibt es Preisgelder und ein bescheidenes Sponsoring, doch davon kann niemand leben.» Seit der Ausbildung zum Schreiner arbeitet Hüppi zu 100 Prozent im väterlichen Schreinereibetrieb, «ein Glücksfall».
Erstens, weil er seinen Beruf als Ergänzung zum Sport schätzt, mehr noch: Seine handwerklichen Fähigkeiten sind dort gefragt. So hat er zum Beispiel den Holzkern im Innern seiner Grasskis selbst gefertigt. Und zweitens, weil er dadurch Freiraum gewinnt für seine Verpflichtungen in der Schweizer Nationalmannschaft. Denn im Sommerhalbjahr stehen immer wieder internationale Rennen an, und dafür reist er auch mal nach Tschechien oder Japan oder ganz aktuell nach Kaprun in Österreich, um für die Weltmeisterschaft 2017 auf dem originalen Gelände zu trainieren. «Ohne flexiblen Arbeitgeber wäre das gar nicht möglich», betont er. Mit seinem Vater hat er zugleich einen Coach zur Seite: Bruno Hüppi hat die Sportart weit vor dem Sohn entdeckt und engagiert sich heute noch für den Schweizer Gras-skiverband sowie für den lokalen Grasskiclub Linth. «Mein Vater erzählte so begeistert von seinen Abenteuern, dass ich dachte: Jetzt will ich das auch mal ausprobieren», erinnert sich Mirko Hüppi. Er war elf Jahre alt und ein talentiertes Mitglied des Ski-clubs Gommiswald, als er erstmals vom Winter auf den Sommer wechselte und vom Schnee aufs Gras: «Das war schon sehr ungewohnt. Ich wollte instinktiv immer bremsen, wie ich es vom Skifahren kannte, aber es funktionierte nicht.»
So schwierig er den ungewohnten Sport zunächst empfand, so sehr gefiel ihm die neue Herausforderung. Bald investierte er seine ganze Freizeit ins Training, absolvierte erste Rennen, errang erste Siege. Und fuhr an die Schweizer Spitze – Grund genug für die SchreinerZeitung, ihn 2009 in der Lehrlingsausgabe «Standby» zu porträtieren. Inzwischen hat Mirko Hüppi schon fast alles erreicht, was es als Profifahrer zu erreichen gibt. Ein Wunsch steht ganz oben auf der Liste: «Den Gesamtweltcup zu gewinnen, das wärs!»
«Ich wollte instinktiv immer bremsen, wie ich es vom Skifahren kannte, aber es funktionierte nicht.»
Veröffentlichung: 16. Juni 2016 / Ausgabe 24/2016
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