Zahlreiche Schweizer Fans bejubeln die letzten Minuten

Loïc Santschi bei den letzten Schleifarbeiten an seiner Wettkampfaufgabe, eine Tür samt Rahmen. Bild: Sven Bürki

World Skills. Es ist geschafft. Die letzte Fläche ist geschliffen und alle Kanten sind verputzt. Heute Mittag haben die Möbel- und die Massivholzschreiner ihren Wettkampf an den diesjährigen World Skills beendet. Zahlreiche Fans bejubelten die abschliessenden Minuten der beiden Schweizer Kandidaten.

Heute um 12:15 Uhr legte der Möbelschreiner Elmar Wyrsch sein Werkzeug nieder, sein fertiges Möbel vor ihm auf der Werkbank. Der Schlusspfiff ist im lauten Jubel der Zuschauerinnen und Zuschauer kaum zu hören. Nach kurzer Verwirrung, die Gewissheit. Es ist geschafft, nach vier Tagen Stress, Schweiss und vielen strapazierten Nerven ist der Wettkampf an den World Skills Competition 2024 in Lyon für den 20-Jährigen aus Attinghausen UR vorbei.

Die Anspannung der letzten Tage fällt von ihm ab, als Tobias Hugentobler Chefexperte Möbel des Verbands Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten (VSSM) als erster Gratulant bei ihm ankommt. Wie viel ihm die Leistung seines Schützlings bedeutet, zeigen die Tränen in den Augen.
Auch bei den Angehörigen von Wyrsch und den zahlreichen Schweizer Fans, die sich vor seinem Arbeitsplatz versammelt haben, sind die Emotionen gross. Lautstark haben sie während des Schlussspurts Fahnen geschwenkt und den Kandidaten angefeuert.

Chancen stehen gut

Kurze Zeit später hat es auch Massivholzschreiner Loïc Santschi aus La Chaux-de-Fonds NE geschafft. Die Tür, die es zu fertigen galt, ist pünktlich zur Schlusssirene um 12:30 Uhr in ihrem Rahmen eingehängt und fertig verputzt. Auch hier feiern die angereisten Fans ihren Kandidaten und sorgen für eine würdige Atmosphäre zum Abschluss des Wettkampfs. Was bei den Massivholzschreinern auffällt; von den 19 Teilnehmern sind nur wenige innerhalb der geforderten Zeit mit ihrem Objekt fertig geworden. 
«Nur die Kandidaten aus Deutschland, China, England und Loïc konnten die Aufgabe fertig abgeben», sagt Roger Huwyler, VSSM-Chefexperte der Massivholzschreiner. Der Teilnehmer des Gastgeberlandes, Mitfavorit auf eine Medaille, habe zwar über den gesamten Wettkampf qualitativ sehr hochwertige Verbindungen abgeliefert, doch am Ende hat die Zeit nicht gereicht, um die Tür fix fertig in den Rahmen einzubauen.  Die Chancen für Loïc Santschi, in der Kategorie «Massivholz» eine Medaille zu gewinnen, stehen demnach gut.

Kompromiss bei der Qualität

Der 21-jährige Neuenburger ist mit seiner erbrachten Leistung zufrieden. Das Objekt habe viele und zudem komplexe Verbindungen gehabt, aber sein Zeitplan sei perfekt aufgegangen. «Die Qualität ist nicht überall top, aber ich musste Kompromisse eingehen, damit ich am überhaupt fertig werde», sagt Santschi. Es seien vier anstrengende Tage gewesen und der Wettkampf habe ihn physisch und mental stark gefordert. Sein Experte ist mit der Leistung seines Kandidaten ebenfalls zufrieden. «Loïc hat über die Tage wirklich Vollgas gegeben und sich super geschlagen», sagt Huwyler.

Nach Fehlern wieder gefangen

Auch bei den Möbelschreinern sind bei weitem nicht alle Kandidaten mit ihrer Aufgabe fertig geworden. «Es ist immer wieder toll zu sehen, wenn am Ende die fertigen Möbel da stehen. Auch wenn es dieses Jahr wirklich ein Zeit-Wettkampf war und nicht alle ihr Möbel fertigstellen konnten», sagt Tobias Hugentobler. Dass sein Kandidat die Aufgabe in der geforderten Zeit beenden konnte, freut ihn umso mehr. Am gestrigen Tag seien seinem Schützling einige kleine Fehler unterlaufen und man habe schauen müssen, dass dies abgehakt werden kann. «Ich habe versucht, den dritten Tag hinter mir zu lassen und mich ganz auf heute zu konzentrieren», sagt Elmar Wyrsch. Das Schreiben des Arbeitsablaufes für den Endspurt habe ihm geholfen, die Fehler abzuhaken. 

Sechs Nationen waren stark

Für Hugentobler werden die vorderen Plätze wohl unter sechs Nationen ausgemacht. So haben die Teilnehmer aus China, Taiwan, Frankreich, England und Deutschland einen starken Wettkampf gezeigt. Auch das Möbel seines eigenen Kandidaten nennt Hugentobler in dieser Aufzählung. Ob Elmar Wyrsch aber eine Medaille für die Schweiz gewinnt, könne er nicht sagen. Am Ende seien es Details, die sich erst in der Abschlussbewertung zeigen und die über die Rangierung entscheiden.

Die Siegerehrung wird am Sonntagabend, 15. September 2024, von 18.30 bis 22 Uhr im Rahmen der Abschlussfeier durchgeführt. Die Feier kann in einem Livestram ab 17 Uhr (Vorprogramm) online live verfolgt werden. 

Sven Bürki

 

Veröffentlichung: 14. September 2024