Was heisst nochmals Beschlag?


Der Thurgauer Schreiner Cornel Fehlmann (27) hat in den USA gearbeitet und dabei Land und Leute kennengelernt. Bild: PD
Der Thurgauer Schreiner Cornel Fehlmann (27) hat in den USA gearbeitet und dabei Land und Leute kennengelernt. Bild: PD
Leute. Ein junger Thurgauer Namens Cornel Fehlmann sitzt am Computer. Er ruft Google auf und tippt in die Suchmaske: «Kalifornien» und «Exklusive Schreinereien».
Google antwortet prompt mit einer Auswahl an Betrieben. Schnell wird klar: Keine davon befindet sich in San Diego, wie erhofft. Dafür weckt die Swiss Woodworking Inc in Los Angeles sein Interesse. «Ich realisierte rasch, dass das Unternehmen eines ausgewanderten Schweizers mit den Innenausbauprojekten in der obersten Liga spielt», erinnert sich Cornel Fehlmann an jenen Moment. «Die arbeiten mit den Big Boys in LA», habe er sich gedacht, seine Bewerbung für ein Auslandsjahr abgeschickt und die Zusage erhalten. Nach einem langen Prozess für ein Arbeits-visa zog er in eine Wohngemeinschaft in Santa Monica, fussläufig zum berühmten Strand. «Ein Glücksfall», sagt er heute. Seit Juli ist der 27-Jährige zurück von seinem Jahr in Los Angeles. Im elterlichen Betrieb in Müllheim TG, wo der Nebel morgens um die Ecken schleicht, sehnt er sich manchmal nach Volleyballspielen barfuss im Sand, nach Surfen bei Sonnenuntergängen, nach den Kollegen und Mitbewohnern und dem lockeren Lebensstil. Dabei sei der Start nicht gerade ein Zuckerschlecken gewesen: «Ich kannte niemanden, musste in Windeseile eine Menge organisieren, mich um eine Wohnung bewerben, ein Auto kaufen, alles gleichzeitig.»
«Bei Planung und Produktion sind wir in der Schweiz punkto Effizienz und Maschinenpark wohl zehn Jahre voraus.»
Mit seinen Mitbewohnern, einem Engländer und einem Amerikaner, habe er dann das grosse Los gezogen: «Wir verstanden uns schon am ersten Abend in Hollywoods Nachtleben und haben an den Wochenenden viel zusammen unternommen – Ausflüge in die Berge, in die Nationalpärke, ans Meer, in die Wüste und sogar auf die Skipiste.» In der Schreinerei erwies sich die Sprache als unerwarteter Stolperstein. Fehlmann sprach zwar fliessend Englisch – seine Zeit als Sprachschüler in San Diego lag noch nicht lange zurück. Doch Alltagssprache und Fachbegriffe sind zweierlei, stellte er fest. Was hiess nochmal Beschläge? Und wie sollte er sich bloss alle Namen der ganzen Konstruktionen merken? Google Translator wurde in dieser ersten Phase zum unentbehrlichen Helfer. Und die rund 20 Mitarbeitenden im Betrieb, welche die Begriffe für den neuen Kollegen aus der Schweiz geduldig wiederholten. Weniger gewöhnungsbedürftig war die Arbeit – Innenausbau auf hohem Niveau. Allerdings: «Bei Planung und Produktion sind wir in der Schweiz punkto Effizienz und Maschinenpark wohl zehn Jahre voraus», sagt der ausgebildete Schreiner und Projektmanager und schmunzelt. Denkt er an die «verrückten Projekte», die es in den Villen in Beverly Hills zu verwirklichen galt, schmunzelt er noch mehr. «So etwas gäbe es in der Schweiz nie!» – Einmal plante er ein Badmöbel: das Innenleben furniert, die runden Fronten und Seiten in Chromstahl ummantelt, plus eine massive Marmorabdeckung mit Becken aus einem Stück aus Italien. Oder die Küchen: Oft gab es zwei pro Haus einzubauen – eine zur Repräsentation, eine im Hintergrund für den Koch. Ebenfalls unvergessen: die Küche mit sage und schreibe drei Kochinseln und zwei Wandzeilen, Eiche gestemmt.
Zu Gesicht bekam er die prominenten und gut betuchten Auftraggeber übrigens eher wenig – vor Ort übernimmt ein Bauleiter die Abwicklung. Nach seiner Rückkehr musste er sich erneut umgewöhnen. «Am ersten Abend stand ich in Zürich und dachte: Woah, diese Ruhe! – In Los Angeles läuft so viel, es ist immer laut.» Ja, er wird wieder hinreisen. Nein, nicht für die Arbeit – «just for fun».
Veröffentlichung: 30. Oktober 2023 / Ausgabe 43/2023
Leute. An einem Arbeitstisch fügt ein Mitarbeiter Schlauchklemmen mit Kabelbindern zusammen. «Sälü Markus», sagt er zu Markus Bühler und schüttelt ihm die Hand. Beim Rundgang durch die Produktion 1 in der Stiftung Altried in Dübendorf ZH halten manche Beschäftigte einen kleinen Schwatz mit ihm.
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