Vordenken ist gefragt

Sky-Frame hat das Insektenschutz-Plissee auch zum Nachrüsten erdacht, vollständig integriert ins ver-deckte Rahmenprofil. Bild: Sky-Frame AG

Integrierter Insektenschutz.  Der Wunsch nach einem wirksamen, dauerhaften und eleganten Schutzmechanismus gegen unliebsame, fliegende Gäste ist weit verbreitet. Neben den gängigen Verfahren der Nachrüstung tauchen vermehrt im Fenster integrierte Lösungen auf.

Sonne satt, Ferienstimmung nach getaner Arbeit, Fenster geöffnet, damit das leichte Gefühl auch im Inneren der Wohnung Raum greifen kann. Und dann folgt der Ärger auf dem Fuss. Entweder landet die Wespe im Rivella, die Fliege im Teller oder in der Nacht die Stechmücke mit unerträglicher Frequenz irgendwo am Ohr. Plagegeister, die den entspannten Sommer vermasseln, gibt es viele. Dann schlägt die Stunde des Insektenschutzgitters an Fenster und Türen. «Oft ist es so, dass der Kunde zunächst in Eigenregie eine schnelle Lösung aus dem Do-it-Bereich installiert und danach die Entscheidung für eine dauerhafte Lösung reift. Denn der Wunsch nach mehr Komfort durch eine leichte und praktikable Benutzung ist durchaus vorhanden», sagt Renate Mathis von Semo Fix im aargauischen Gipf-Oberfrick. Bei ihr landen viele Erstkontakte für eine Hilfestellung gegen die beflügelten Insekten. Aber: Schreckensmeldungen wie in diesem April in der «Aargauer Zeitung» über eine «Fliegeninvasion» führen weniger zu einer höheren Nachfrage. «Bei einer dauerhaften Lösung zum Schutz gegen ungebetene Gäste handelt es sich um eine reiflich gewachsene Entscheidung, die schliesslich auch einen Kostenpunkt darstellt», sagt Mathis. Und dafür entscheiden sich immer mehr Haus- und Wohnungsinhaber. Das Geschäft läuft bei der Nachrüstung für Öffnungen zur Aussenwelt, man gönnt sich den Luxus der Ruhe. Die Nachrüstung lässt sich oft sauber und gut bewerkstelligen und stellt auch für manche Schreinerei ein interessantes Zusatzgeschäft dar. Funktional durchaus ausgeklügelt, gibt es konstruktiv und gestalterisch manches Mal Knackpunkte zu lösen, was mit den angebotenen Produkten nicht immer wirklich gut gelingt.

Feststehende Spannrahmen mit Insektenschutzgittern bieten einen wirksamen Schutz, sind aber entweder da oder nicht. Der Wechsel zwischen dem ungehindert freien Blick und dem Schutz vor Eindringlingen ist mit einem gewissen Aufwand verbunden. Nachträglich montierte Rollos, Schiebeelemente oder Plissees brauchen eine Laufführung oder Depots mit Aluprofilen, Drehflügel einen entsprechenden Rahmen. Diese tragen auf und prägen so das Aussehen einer Fassade, das vor der Massnahme anders erdacht war. Daraus ergibt sich eine optische Veränderung, meist eine Beeinträchtigung für das zuvor gefällige Erscheinungsbild eines Gebäudes.

So tragen Profile zur Führung des Insektenschutzes meist Endkappen aus Kunststoff, Rollware braucht einen Kasten zur Aufnahme und auch die Befestigung sorgt durchaus öfter für Herausforderungen.

Integration macht Sinn

Deshalb stellt sich die Frage nach der Möglichkeit der Integration von Insektenschutzgittern bereits in der Planungsphase von Fenstern und Türen. Würde man den Insektenschutz frühzeitig mit einbinden, könnte man zu anderen, vielleicht gefälligeren Lösungen kommen. Doch dies geschieht selten bei Fenstern und Türen.

Die häufigste Variante eines solchen Vorgehens findet sich in den Storenkästen. Hier lässt sich das Insektenschutzrollo einfach integrieren und über kleine, seitliche Führungsleisten der Laibung vor dem Fenster auch recht gut bewerkstelligen. Im Altbau, bei dem an die Stelle von Rollladenkästen die Klappläden treten, geht auch diese Variante nicht. Handelt es sich zudem um Laibungen aus Naturstein, ist auch die Befestigung eines nachträglich angebrachten Insektenschutzes nicht unproblematisch. Und wenn die unmittelbare Befestigung etwa auf der Aluminium-Vorsatzschale des Holz-Metall-Fensters nicht zweckmässig ist, wäre es sinnvoller, diese direkt in die Aluminium-Schale zu integrieren.

Wie so etwas gehen kann, das zeigen etwa die beiden Schweizer Hersteller Sky-Frame und Swissfineline mit ihren grossformatigen Aluminium-Schiebefenster-Lösungen. Beide Anbieter von «rahmenlosen» Fenstern bemühen sich um ein architektonisch puristisches Erscheinungsbild und sammeln dabei regelmässig Design-Preise.

Der Hersteller Sky-Frame hat etwa beim Schiebefenster das Plissee für den Schutz gegen Insekten in die Glasebene des feststehenden Flügels integriert. So bleibt das Zusatzbauteil rahmenlos und im Falle der Nichtbenutzung komplett unsichtbar im Verschlussrahmen verborgen. Der Schiebeflügel dient so im Bedarfsfall als Mitnehmer des Plissees, das sich bis zu einem Meter ausziehen lässt. Vorteil der Konstruktion ist vor allem die komplette Unterbringung im bestehenden Rahmenprofil, das sich verborgen in der Leibung befindet. Weiterer Vorteil: «Die Technik lässt sich auch in bestehende Fenster von Sky-Frame einbauen und so ohne optische Beeinträchtigungen nachrüsten. Im Falle eines Austausches des Fliegenschutzgitters kann das Profil einfach entnommen werden», sagt Andrea Zürcher, Marketingleiterin bei der Sky-Frame AG in Frauenfeld TG.

Ähnlich ist auch die Lösung bei den Schiebefenstern von Swissfineline. In geschlossenem Zustand unsichtbar seitlich in die Laibung versenkt, wird das Insektenschutz-Plissee mittels Magnetband an das Griffprofil angesetzt und beim Öffnen des Schiebers mitgezogen. Das Plissee ist den Scheiben vorgesetzt und hat am Boden nur eine minimal auftragende Führungsschiene. «In der Beratung weisen wir auf den Insektenschutz hin. Vielfach kennen die Interessenten die Lösung nicht, sind aber schnell überzeugt davon», sagt Céline Berger, verantwortlich für das Marketing bei der Swissfineline AG im bernischen Langnau. Auch hier lässt sich das Gewebe im Falle eines Schadens einfach austauschen. Die Kundschaft nehme die Lösung begeistert an, da der architektonische Eindruck trotz Insektenschutz erhalten bleibe.

Lösungen zum Schieben

Auch individuelle Konstruktionen für den integrierten Insektenschutz werden ab und an von Fensterbauern realisiert. Meist handelt es sich dabei um Schiebelösungen für grössere Fensterfronten, die dann auf die Rahmenteile aufgedoppelt werden. Gerade bei Holzfenstern lassen sich vorgesetzte Schiebelemente so auch gestalterisch gut umsetzen, etwa indem diese in derselben Farbe gestaltet werden.

Der Bauherr sucht dagegen bei den weitaus häufigeren, einfachen Dreh-Kipp-Fenstern eher vergeblich Lösungen, die bereits in der Konstruktion der Fenster verankert sind. Dabei gäbe es gerade bei Holz-Alu-Fenstern in dieser Hinsicht viel Potenzial, wenn die Vorsatzschale entsprechend zur integrierten Aufnahme eines Insektenschutzes ausgebildet wäre.

Die 4B AG in Hochdorf LU hat das wachsende Bedürfnis nach integrierten Lösungen erkannt und aufgenommen. Heraus kam ein Spannrahmen mit patentierter Schnapptechnik. Dadurch wird das Anbringen und Entfernen des sonst eher etwas umständlich zu handhabenden Spannrahmens für einen wirksamen Insektenschutz erleichtert. Der Rahmen wird dabei von der Innenseite des geöffneten Flügels in den Rahmenfalz des Kunststofffensters gesetzt und verriegelt. Der Rahmen ist dabei kaum sichtbar und schafft so das, was bei hochwertigen und höherpreisigen Alu-Holz-Fenstern noch aussteht.

www.sky-frame.chwww.swissfineline.chwww.4-b.ch

ch

Veröffentlichung: 17. August 2017 / Ausgabe 33/2017

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