Verschiebung nach Westen
Pflanzen im Unterwuchs von europäischen Wäldern, wie der Lerchensporn, breiten sich nach Westen aus. Dies aufgrund der Stickstoffverschmutzung. Bild: Markus Bolliger
Pflanzen im Unterwuchs von europäischen Wäldern, wie der Lerchensporn, breiten sich nach Westen aus. Dies aufgrund der Stickstoffverschmutzung. Bild: Markus Bolliger
WSL. Viele europäische Waldpflanzen breiten sich aufgrund hoher Stickstoffeinträge nach Westen aus – und nicht nach Norden, wie es angesichts des Klimawandels zu erwarten wäre.
Dies zeigt eine neue Studie aus Belgien mit Beteiligung der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) auf. Demnach verschieben sich 39 Prozent der Pflanzenarten nach Westen und nur 15 Prozent nach Norden. Der Hauptfaktor für die Verschiebung der europäischen Waldpflanzen ist folglich die Stickstoffverschmutzung, nicht der Klimawandel. Als Haupttreiber identifiziert das Forschungsteam hohe Stickstoffeinträge durch atmosphärische Verschmutzung, etwa durch Verkehr und Düngemittel. Sie begünstigen eine rasche Ausbreitung von stickstofftoleranten Pflanzenarten, hauptsächlich aus Osteuropa. Die Ansiedlung dieser hochgradig konkurrenzfähigen Arten in Gebieten mit hoher Stickstoffbelastung erfolgt oft auf Kosten spezialisierterer Pflanzenarten. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass zukünftige Biodiversitätsmuster durch komplexe Wechselwirkungen zwischen mehreren Umweltveränderungen bestimmt werden. Das Verständnis dieser komplexen Zusammenhänge ist entscheidend für Landbewirtschafter und politische Entscheidungsträger, um die Biodiversität und die Funktionsweise von Ökosystemen zu schützen.
Monika Hurni
Veröffentlichung: 18. Oktober 2024