Träume, die der Wahrheit näher kommen

Auch wenn die Zutaten immer noch gleich aussehen: Es wird auch an erweiterten Möglichkeiten geölter Flächen gearbeitet. Bilder: SZ, Andreas Brinkmann

Oberflächen.  Noch laufende Entwicklungen sind nicht die Dinge, von denen jeder erfährt. Die Bayern Innovativ GmbH hat dies am 4. und 5. März 2015 an einem Forum in Rosenheim ermöglicht. Hochkarätige Referenten zeigten kommende Möglichkeiten im Oberflächenbereich.

So vielfältig, wie das Thema der Oberflächenbehandlung bei Holz und Holzprodukten ist, so vielfältig zeigen sich auch die Bereiche, aus denen 17 Referenten in Rosenheim berichten. An diesem Forum, welches die Bayern Innovativ GmbH organisiert, werden ausschliesslich Trends und Innovationen vorgestellt. Die rund 200 Teilnehmenden kommen aus den verschiedensten Fachbereichen und erfahren von Entwicklungen, die bereits zu ersten Produkten oder zu neuen Erkenntnissen geführt haben. Mit 14 Ausstellern und diversen Vortragspausen besteht zudem die Möglichkeit, das Gehörte gezielt zu vertiefen.

Hochflexibel bedrucken

Kunden wünschen Unikate, und das hat auch mit der optischen und haptischen Erscheinung von Oberflächen zu tun. Dekore sollen möglichst individuell wirken. Entsprechend laufen Bemühungen, flexibler agieren zu können. Gleichzeitig sollen aber die Preise eher sinken als steigen, was mit den gängigen Methoden nicht einfach zu realisieren ist.

Der Trend zu kleineren Losgrössen bei den Laminatpapieren macht neu auch den industriellen Digitaldruck wirtschaftlicher. Heute lassen sich Dekorpapiere, aber auch viele andere Trägermaterialien, mit über 2 m Breite und einer Geschwindigkeit von 50 m/min digital bedrucken. Dekore sind somit in grösserer Vielfalt, kostengünstig und ressourcenschonender als bisher realisierbar. Paneelen und Platten lassen sich ohne den Umweg über Papier und Laminat direkt beschichten.

Holzstrukturen auf Metall und umgekehrt

Der direkte Druck auf eine Platte wird demnächst sogar mit der authentischen Oberflächenstruktur des gezeigten Holzes lieferbar sein. Besonders interessant ist der Umstand, dass andere Materialien wie Metall oder Glas auch bedruckbar sind.

Dass verschiedene Leime in der Lage sind, Metallfolien mit Holzplatten zu verbinden, ist nicht neu. Was ist aber alles realisierbar, wenn Metalle in definierten Dicken unlösbar auf Holz beschichtet werden können? Auch wenn noch weiter geforscht wird, so ist es doch bereits möglich und anwendbar.

Lacke sind nicht nur schön

Natürlich soll Holz nicht einfach versteckt werden, denn die natürliche Oberfläche ist immer ein Unikat, und daher auch schützenswert. Dieser Schutz soll aber auch immer mehr können. Der Trend geht daher zu multifunktionalen Oberflächen. Das bedeutet, dass neben der stetigen Erhöhung der Widerstandsfähigkeit auch Leistungsfähigkeiten zum Beispiel in den Wirkungsbereichen antibakteriell, selbstreinigend und selbstheilend erforscht werden. Dabei sind sowohl Forschungsinstitute wie auch Herstellerfirmen sehr aktiv. Selbst Dinge wie Energiespeicherung oder Stromgewinnung mit Aussenlacken sind ein Thema für eine nicht allzu ferne Zukunft.

Immer wichtiger wird auch der Brandschutz. Es gibt intumeszierende Lacke, die im Bereich von 200 bis 400 °C zu einer Dämmschicht aufquellen, und somit das Entflammen verzögern. Bei einem Brand wird über eine gewisse Zeit die Oberflächenbeschichtung zerstört, nicht aber das darunterliegende Holz. Was aber offenbar noch nicht funktioniert, ist ein Flammschutz für Holzfaserdämmstoffe. Diese glimmen schon bei niedrigeren Temperaturen, wodurch der Schutz erst gar nicht aktiviert wird.

Optimierung spart Kosten

Etwas greifbarer sind die Trends, welche die Produktion betreffen. Prozessbetrachtungen sind das, womit sich jeder Hersteller befassen muss. Die Lackentwicklungen reichen von der Funktionsschicht, womit in nur einem Tag ein Boden zweimal geölt werden kann, über ein Hochglanzlacksystem, das mit weniger Schichten einen hervorragenden Piano-Glanzeffekt ermöglicht, bis zu Lacken, die in einem Durchgang eine Spanplattenkante füllen können.

Prozesse haben aber auch mit Fertigung zu tun. Die Auftragsart, Auftragsmenge und die Trocknungsgeschwindigkeit sind dabei wesentlich. Neben den chemischen Komponenten betrifft das auch die Luftströmungen in der Spritzkabine, und somit die Raumabgrenzungen. Diese lassen sich mittlerweile immer besser und genauer bestimmen. Auch neuere Auftragsgeräte können dem Einsatzzweck entsprechend sparsamer beschichten. Das reicht zum Beispiel bis zu oversprayfreiem Spritzen ohne abzudecken, von Streifen, die nur wenige Millimeter breit sind.

Chancen mit Emotionen

Bei all diesen funktionalen Möglichkeiten darf aber der Mensch nicht aus den Augen verloren werden. Es gibt ein stetig wachsendes Segment von Kunden, die einen Lebensstil für Gesundheit und Nachhaltigkeit pflegen, so genannte «Lohas» (Lifestile of health and sustainability). Sie haben in der Regel ein höheres Einkommen, sind aufgeklärt und anspruchsvoll. Den bewussteren Konsum lassen sie sich auch etwas mehr kosten. Diesen Bereich können auch kleinere Betriebe gut bewirtschaften. Oberflächen bewirken Emotionen, und auch diese gilt es zu wecken. Da ist nicht nur die Messbarkeit von der objektiven Wirkung glänzender Flächen hilfreich, sondern auch das Wissen um die Fähigkeiten des Materials Holz selber.

Geforscht wird beispielsweise auch im Bereich der antibakteriellen Wirksamkeit – denn diese ist höher als bei erhältlichen Beschichtungssystemen. Ziel ist es, den Einsatz in Aufenthaltsräumen im Pflege- und Gesundheitsbereich möglich zu machen. Die zusätzlich positive Wirkung auf die Psyche ist dort wie auch in allgemeinen Räumen wie Büros erwiesen. Interessant ist auch die Wirkung von Holzoberflächen im Zusammenhang mit der Reflexion von künstlichem Licht. Echtes Holz trägt wesentlich mehr zu einem ausgeglichenen Gefühl bei als Imitate.

www.bayern-innovativ.de

ab

Veröffentlichung: 19. März 2015 / Ausgabe 12/2015

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