Nach der Arbeit wartet das Schwyzerörgeli

Die Rusch-Büeblä: Cyrill Rusch (rechts), mit Bruder Simon und Vater Roger. Bild: PD

Das grosse Hobby des angehenden Schreiners Cyrill Rusch ist das Musizieren. Mit seinem Bruder und Vater bildet er ein Ländlertrio. Die Rusch-Büeblä aus Vorderthal SZ spielen oft an Veranstaltungen auf.

Das Schwyzerögeli seines Vaters ist zu Hause rumgestanden. Es hat Cyrill Rusch schon als Bub fasziniert. Also hat er begonnen, darauf zu spielen. Heute bildet der 19-Jährige aus Vorderthal im Kanton Schwyz zusammen mit seinem Vater Roger, der auch Kontrabass spielt, und seinem Bruder Simon (Handorgel) das Ländlertrio Rusch-Büeblä. «Ich bin irgendwie in die Ländlerszene reingerutscht», erzählt Rusch. «Ich habe mal noch probiert, Gitarre zu lernen. Ich hatte jedoch zu wenig Geduld und beliess es beim Schwyzerörgeli.» Dass er mit seinem Bruder und seinem Vater musiziert, findet er toll. «Es ist doch schön, wenn wir die gleichen Interessen haben und diese teilen können. Mit Simon mache ich auch neben der Musik sehr viele Dinge gemeinsam.»

Denn die beiden sind Zwillinge und verbringen viel Zeit miteinander, wie der Schwyzer berichtet. Sie seien zweieiig, sehen sich aber sehr ähnlich. Oft werden sie verwechselt. «Es ist uns aber sehr wichtig, zwei eigenständige Personen zu sein. Deswegen haben wir ab der Oberstufe verschiedene Klassen besucht.» Auch bei der Ausbildung haben sich die beiden für unterschiedliche Berufe entschieden: Cyrill lernt Schreiner, Simon wird Fahrzeugschlosser. Für ihn sei schon früh klar gewesen, dass er Schreiner werden möchte, erzählt Cyrill. «Als bei uns zu Hause die Küche und das Bad umgebaut wurden, fand ich das super und wollte mithelfen. Ein anderer Beruf hat mich gar nie interessiert.»

Nervös beim ersten TV-Auftritt

Die Rusch-Büeblä sind seit einigen Jahren erfolgreich. An vielen Wochenenden haben sie Engagements. Zudem haben sie schon zwei Alben aufgenommen. 2015 folgte der erste grosse Auftritt im Schweizer Fernsehen, in der Sendung Potzmusig. «Ich und Simon waren damals erst 14 Jahre alt. Da wir live spielen mussten, waren wir wahnsinnig nervös. Es hat aber gut geklappt», erzählt der Schwyzerörgeli-Spieler. Der Name des Trios ist übrigens kurz vor diesem Auftritt bestimmt worden. «Wir mussten fürs Fernsehen unsere Formation benennen. Da wir keinen Namen hatten, kam unserem Vater spontan Rusch-Büeblä in den Sinn.» Dieser sei zwar nicht besonders kreativ, jedoch sicher einzigartig und authentisch. «Ich finde ihn ganz okay. Die Musik ist ja auch wichtiger als der Name.»

Später durften die Schwyzer auch in der SRF-Sendung Samschtig-Jass auftreten. Dort hätten sie das Stück hingegen früher aufgenommen und spielten vor Publikum Playback. Das sei in der Sendung so üblich, sagt Cyrill Rusch. Auftritte vor so vielen Zuhörern findet er toll. «Uns haben diese vor allem geholfen, bekannt zu werden. Medien wurden auf uns aufmerksam und es kamen immer mehr Konzertanfragen. Das ist mittlerweile ein Selbstläufer.»

Einbilden will er sich darauf aber nichts. «Mir ist bewusst, dass viele Leute Ländlermusik nicht mögen oder altbacken finden. Aber das ist mir egal. Mir muss es ja Spass machen.» Seine Kollegen fänden sein Hobby toll und würden es teilweise auch teilen. «Mein bester Kumpel spielt auch Schwyzerörgeli und Bass. Wenn wir Zeit haben, musizieren wir zusammen.»

Das Büeblä-Trio interpretiert viele Songs von Andreas Gabalier, Abba und anderen Stars. «Wir machen einfach Coverversionen im Ländlerstil.» Hin und wieder arbeitet Cyrill Rusch auch an Eigenkompositionen. «Dabei spiele ich einfach drauf los. Es ist nicht so, dass ich mich hinsetze und einen Song komponiere. Denn ich kann gar keine Musiknoten lesen. Aber es geht auch so.»

Kurz vor dem Lehrabschluss

Sein Chef unterstützt sein Hobby. So lange seine Leistungen und Noten stimmen. Der 19-Jährige absolviert seine Schreinerlehre bei der Dominik Meier Innenausbau AG in Schübelbach SZ. Er ist im Schlussspurt. Gerade hat er die letzten Prüfungen und das Fachgespräch zur IPA hinter sich, und freut sich auf den Abschluss. «Es waren vier tolle Jahre. Doch ich bin froh, dass die Ausbildung nun vorüber ist», gibt Cyrill Rusch zu. «Ich gehe sehr gerne arbeiten, dafür mag ich die Schule nicht besonders.» Mühe hatte er im Unterricht allerdings keine, «allerdings aber, wenn ich am Montagmorgen fit in der Klasse sitzen musste.»

Sein Hobby hat er in seiner Vertiefungsarbeit in der Allgemeinbildung zum Thema gemacht und den dazugehörigen Vortrag vor der Klasse gehalten. «Ich habe die verschiedenen Stile von Ländlermusik in der Schweiz erörtert, Interviews mit Berufsmusikern gemacht und erzählt, wie ich Lieder komponiere. Natürlich habe ich auch eines vorgespielt.»

Die Musik zum Beruf zu machen, ist für Cyrill Rusch allerdings keine Option. «Ich will in der Schreinerbranche bleiben. Die Musik ist ein Hobby, das ich so lange machen will, wie ich Spass habe», sagt er. Vorerst wird er in seinem Lehrbetrieb weiterarbeiten, ehe er im nächsten Winter in die Rekrutenschule muss. «Was danach kommt, ist offen. Ich kann mir aber gut vorstellen, später eine Weiterbildung zu absolvieren.»

Komplexe Möbel mag er am meisten

Wenn er wählen kann, arbeitet Cyrill Rusch lieber im Betrieb statt auf der Baustelle. «Am liebsten stelle ich komplexe Möbel und Einzelanfertigungen her. So wie meinen Salontisch, den ich im Rahmen meiner IPA gebaut habe. Das ist toll.» Jedoch ist ihm völlig bewusst, dass dies eher die Kür und nicht die tägliche Pflicht sei. «Im Betrieb stellen wir sehr viele Schränke her. Die Arbeitsschritte wiederholen sich dementsprechend. Das gehört halt dazu. Man kann nicht immer kreativ sein.»

Wichtig ist ihm auch das kollegiale Umfeld bei der Arbeit. «In der Bude arbeiten tolle Leute. Wir sind ein junges Team, das auch nach Feierabend mal zusammensitzt und sich unterhält. Das ist super», findet Cyrill Rusch. «Ihnen kann ich auch von meiner Musik erzählen und sie unterstützen mich dabei.»

www.instagram.com/rusch_buebla/www.dominik-meier.ch

Nicole D'Orazio

Veröffentlichung: 01. Juli 2021 / Ausgabe 27-28/2021

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