Mit Hang zu Holz und Sternen


Ueli Wäfler (54) hat sich mit der «Chesa Staila» einen Stern geschaffen, der ihm viel Freude bereitet. Bild: Evelyn Wäfler
Ueli Wäfler (54) hat sich mit der «Chesa Staila» einen Stern geschaffen, der ihm viel Freude bereitet. Bild: Evelyn Wäfler
Die «Chesa Staila» im bündnerischen La Punt birgt heimelige Parkettböden, kunstvolle Kassettendecken, mächtige Dachbalken und Betten aus dem duftenden Holz der Arve. Der normale Gast erfährt hier, in diesem Bed & Breakfast, Erdung pur. Allerdings sollten sich Gäste der Spezies Holzwurm bewusst sein, dass dieses Gesamtpaket sie nachhaltig packen, inspirieren und herausfordern könnte. «Sie begreifen die Arbeit, die Details und den Schweiss. Wenn ich ihnen noch dazu sage, dass das alles nach einer nur viereinhalbmonatigen Totalsanierung entstanden ist, so bleibt ihnen oft die Spucke weg», sagt Gastgeber Ueli Wäfler. Möglich war das, weil er als Schreiner bereits gewisse Elemente wie zum Beispiel die Rezeption, die Betten oder die Badezimmereinrichtung vorfabrizieren und einlagern konnte. Als er dann im September 2014 das sanierungsbedürftige, 80-jährige Gebäude am Fusse des Albulapasses übernahm, konzentrierte er sich ganz auf den Umbau. Als Erstes weidete er mit Handwerkskollegen die Bruchbude bis auf die Aussenmauern aus. «Aber würde ich hier als Neuzuzüger so einfach die Bewilligungen bekommen? Das erschien mir als grösste Herausforderung. Wie war ich erstaunt, als sich die Behörden sehr hilfsbereit zeigten», sagt er. Wäfler, der zuvor in Adelboden gemeinsam mit Vater und Bruder eine Schreinerei geführt hatte, fühlte sich in La Punt von Anfang an heimisch. «Ich habe das Gefühl, dass wir Berner Oberländer ähnlich ticken wie die Engadiner. Bodenständige Bergler. Ehrlich und direkt», sagt er. Kurz: Hier, auf exakt 1708 Metern Höhe, fühlen sich er und seine Frau Evelyn so richtig wohl, und auch ihr «Baby», die «Chesa Staila» gedeiht prächtig.
Kürzlich schaffte das Familienprojekt den Eintrag im Guide «Die besten 150 Hotels der Schweiz» in der Kategorie «Trouvaillen». Die neun Zimmer, von «klein, aber fein» bis hin zur «Wow-Suite», jedes individuell mit viel Holz und Liebe ausgestattet, gelten als Geheimtipp unter den Gästen, die übrigens fast alle aus der Schweiz kommen. Die Stammgäste sind Geniesser jeden Alters, Menschen, die Freude am Speziellen haben und die handyfreien Zonen bereitwillig aufs Gemüt wirken lassen. Die Gäste kommen übers Wochenende, machen Ferien oder schenken sich den Aufenthalt zu Geburts- und Hochzeitstagen. «Diskretion ist Ehrensache. Oft sind wir Vertraute mit viel Zeit zum Zuhören», sagt seine Ehefrau. Sie hat zwar keine Gastronomie-Ausbildung im eigentlichen Sinne, verfügt dafür aber über ein feines Gespür für Menschen. Wenn sie vom frischen Bio-Tee, den sie in Silberkännchen serviert, oder vom Butterzopf aus der «Werkstatt» ihres Mannes erzählt, so spürt man ihre Begeisterung für die Rolle der Gastgeberin. Blickt man sich im Haus um, so entdeckt man den Stern, als Symbol der «Chesa Staila», geschnitzt auf Wänden und Möbeln.
Wenn man im Bett liegt und das Licht löscht, so kann man über sich sogar Sterne aus fluoreszierender Farbe zählen. Wäfler erklärt die Omnipräsenz dieser Himmelskörper folgendermassen: «Der Stern von Bethlehem, der den richtigen Weg weist, hat uns inspiriert. Ein Stern ist etwas Positives. Er gibt innere Ruhe und Frieden.» Am 26. Juni geht der Stern in La Punt wieder auf und strahlt dann bis Mitte Oktober.
Während der Sommermonate arbeitet Wäfler als selbstständiger Schreiner, und im Winter amtet der passionierte Langläufer als Lehrer in seiner eigenen Langlaufschule. Nebenbei findet er noch Zeit für Instandhaltungsarbeiten, wie beispielsweise das Nachschleifen und Ölen des Parketts. Doch er sagt: «Nur nicht übertreiben. Holz darf leben und alt werden. Gerade das gefällt mir doch so sehr an diesem Material.»
«Holz darf leben und alt werden. Gerade das gefällt mir so sehr an diesem Material.»
Veröffentlichung: 04. Juni 2020 / Ausgabe 23/2020
Leute. In den Bildern von Stephan Rüeger scheint alles in Bewegung zu sein. Organische Formen winden sich von unten nach oben, erzeugen Wirbel, treiben aufeinander zu oder weisen sich gegenseitig ab.
mehrLeute. An einem Arbeitstisch fügt ein Mitarbeiter Schlauchklemmen mit Kabelbindern zusammen. «Sälü Markus», sagt er zu Markus Bühler und schüttelt ihm die Hand. Beim Rundgang durch die Produktion 1 in der Stiftung Altried in Dübendorf ZH halten manche Beschäftigte einen kleinen Schwatz mit ihm.
mehrPaidPost. Anlässlich des 150-jährigen Firmenjubiläums bietet die Rudolf Geiser AG Einblick hinter die Kulissen und stellt ein paar der 120 Mitarbeitenden vor. Diese Woche ist dies Thomas Dellenbach, Chauffeur der Geiser Camion-Flotte.
mehr