Leim und kalte Finger

Die Lernenden richten die neuen Wasserkännel im Spielplatz bei Schwenden aus. Bild: Jana Zulliger

Naturpark.  Zwölf Schreinerlernende der Technischen Fachschule Bern renovierten im Auftrag des Regionalen Naturparks Diemtigtal den Wasserspielplatz bei Schwenden im Berner Oberland. Sie kämpften mit der Kälte und dem Leim.

Drei Wochen waren geplant, um den beliebten Wasserspielplatz bei Schwenden BE wieder auf Vordermann zu bringen. Der Spielplatz mit dem Namen «Gwunderwasser» bietet meterlange Kännel, also dachrinnenartige Gebilde, um Wasser zu leiten, ferner einen Experimentierbereich mit verschiedenen Wasserspielgeräten, eine Ruhezone mit Holzliegen sowie einen Grillplatz.

Leim ist nicht gleich Leim

Den Spielplatz in drei Wochen komplett zu erneuern, schien in der ersten Woche noch unmöglich. Bei minus zehn Grad mussten die Lernenden mit klammen Fingern die alten und defekten Wasserkännel demontieren. So erstaunte es nicht, dass die Frage nach dem Mittagessen regelmässig schon um neun Uhr morgens gestellt wurde.

Die 16-jährige Svenja Binggeli, Lernende im ersten Lehrjahr, fand die Abwechslung allerdings gut. «Als wir ankamen, lag noch Schnee. Wir mussten alles erst vom Schnee befreien, was lustig war», sagt sie.

Nach dem Abmontieren der alten Kännel galt es, die zuvor in der Werkstatt gebauten neuen Wasserkännel auszurichten. Dabei musste Spezialleim verwendet werden. Letztes Jahr erlebten die Lernenden nämlich, dass der übliche Leim auf Lärchenholz nicht bindet, wenn die Elemente der Witterung ausgesetzt sind. Überhaupt benötigt ein solcher Einsatz trotz genauer Planung immer Improvisation vor Ort. So war das rechnerische Talent der Lernenden gefragt, um die Winkel der Kännel an die vorhandene Unterkonstruktion anzupassen. Der Bau der Anlage begann schon im September 2012, als ein Berufsbildner den Spielplatz in Eigenregie konstruierte. Seither müssen fast jedes Jahr kleinere Unterhaltsarbeiten durchgeführt werden – eine willkommene und lehrreiche Abwechslung für die Lernenden. «Der Klassenzusammenhalt wurde gestärkt», sagt Svenja Binggeli. «Man redete dort auch über Dinge, über die man in der Bude nicht so spricht. Und wir haben neue Maschinen kennengelernt.»

Improvisation vor Ort

Unterstützt wurden die Lernenden im Einsatz auf dem Spielplatz durch Mitlernende in der Werkstatt. Diese Lernenden des Spitzensportprogramms konnten wegen ihren Trainingszeiten am Sondereinsatz draussen nicht teilnehmen. Sie rüsteten jedoch laufend Kleinteile und Unvorhergesehenes wie Kännelhalter nach.

Die Gruppe rückte von Tag zu Tag näher zusammen. Dies nicht wegen der Wetterbedingungen – im Laufe der drei Wochen zeigte sich die wärmende Sonne immer häufiger –, sondern aus Stolz darüber, dass der Wasserspielplatz von Tag zu Tag wieder zu seiner alten Form fand. Selbst Parkwart Jakob Mani konnte seine Freude über die emsigen Schreinerlernenden nicht verbergen. Pünktlich zu Beginn der Frühlingsferien waren auch die Wasserwippe und zwei neue Schwemmholztische sowie die Wasserradanlage und die Familienliegen bereit für den Einsatz.

Es ist vollbracht

Nach drei Wochen hiess es deshalb, das Material wieder in den Kastenwagen zu verladen, sämtliche Spuren des Einsatzes aufzuräumen und Richtung Bern in den Alltag als Schreinerlernende aufzubrechen. Stolz darauf, nicht nur der Kälte getrotzt zu haben, sondern um die Erfahrung reicher, wie abwechslungsreich der Beruf als Schreiner sein kann. Svenja Binggelis Fazit fällt positiv aus: «Es war sicher keine Erholung, aber die Arbeit ging ein wenig langsamer voran als in der Bude, schon wegen der Kälte. Wir hatten in den drei Wochen alle Wetterverhältnisse: Schnee, Regen, Sonnenschein. Es war nicht chilliger als in der Bude, aber auch nicht strenger.»

www.diemtigtal.ch

AJ

Veröffentlichung: 07. Juni 2018 / Ausgabe 23/2018

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