Kreative Köpfe
Der XXL-Lego-Stuhl von Andri Tomaschett erhielt von der Jury eine tolle Bewertung. Bild: Martina Pictura, Martina Mathiuet
Der XXL-Lego-Stuhl von Andri Tomaschett erhielt von der Jury eine tolle Bewertung. Bild: Martina Pictura, Martina Mathiuet
Holz kreativ. Andri Tomaschett und Laura Collenberg, beides Lernende im 3. Lehrjahr, haben am Bündner Schreinerwettbewerb «holz kreativ» teilgenommen und viele Stunden in ihre Objekte investiert. Die Ergebnisse ihres Einsatzes können sich sehen lassen.
«Logik wird dich von A nach B bringen. Fantasie, wohin du willst.» Das sagte einst Albert Einstein. Mit der Aussage fordert der Erfinder der Relativitätstheorie dazu auf, etwas Neues auszuprobieren und nicht immer stur einer vorgegebenen Struktur zu folgen. In anderen Worten: kreativ sein. Das war auch die Aufgabe des diesjährigen Schreinerwettbewerbs namens «holz kreativ» im Kanton Graubünden. Die Lernenden im 3. Lehrjahr haben sich das Thema zu Herzen genommen und einzigartige Objekte hergestellt.
«Etwas Abstraktes machen, das nicht normal ist und nicht jeden Tag gesehen wird», war das Ziel von Andri Tomaschett, lernender Schreiner bei der Daniel Maissen SA in Trun GR, als er sich mit dem Wettbewerbsthema befasste. Aus der Idee ist ein Stuhl geworden. Aber kein gewöhnlicher natürlich, sondern ein aussergewöhnlicher, der aus riesigen, farbigen Legosteinen zusammengebaut wurde. «Ich wollte schon immer einen Stuhl konstruieren. Beim Stöbern im Internet stiess ich zufälligerweise auf Legosteine. Dann kam mir die Idee, Stuhl und Legotechnik zu kombinieren.» Dafür bereitete sein Cousin auf der CNC-Maschine die Schablonen vor, die Andri anschliessend benutzte, um die Steine mit der Fräsmaschine anzufertigen. «Es war schwierig, bei allen Legosteinen den gleichen Winkel anzufertigen, damit am Schluss alles exakt aufeinanderpasste. Trotz Zweifel blieb ich dran und verlor das Ziel nie aus den Augen», erzählt der 18-Jährige aus Trun. Um kreativ zu sein, braucht es demnach nicht nur ein grosses Wissen im Fachbereich und Fantasie, sondern auch Entschlossenheit und damit verbundene Ausdauer. «Es war leider nicht möglich, die vom Veranstalter empfohlenen 50 Arbeitsstunden einzuhalten, und so brauchte ich am Schluss rund anderthalbmal so lange», sagt Andri. Gut Ding will Weile haben. Diese Erfahrung machte auch Laura Collenberg. Die 18-jährige Lernende aus Stuls GR investierte sogar 120 Stunden in ihre Wickelkommode in Form eines Kinderwagens. «Im Unterricht entwickelte ich die Pläne und kam durch Skizzen auf die Idee, einen besonderen Wickeltisch zu bauen. Zuerst wollte ich alles aus Massivholz fertigen, jedoch eignet sich dieses nicht für Rundungen, da es je nach Holzfeuchte ‹arbeitet›. Deshalb entschied ich mich, nur die Fronten aus Massivholz zu erstellen. Den Rest konstruierte ich mit einer Schichtverleimung aus Sperrholz und Furnier.»
Laura konnte von der Wettbewerbsarbeit viel lernen. «Es war schwierig, die Räder rund zu kriegen, damit der Wagen auch ordentlich rollen kann. Ausserdem konnte ich viel über den Verlauf von Holzfasern lernen. Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis, aber im Nachhinein würde ich ein weniger aufwendiges Möbel erstellen», erzählt die Lernende der Engadiner Lehrwerkstatt für Schreiner. Auch Andri ist glücklich über seinen Stuhl: «Das Objekt kam genau so heraus, wie ich es mir vorgestellt hatte. Es kriegt bei mir zu Hause einen speziellen Platz.»
Auch die Experten waren äusserst zufrieden und bewerteten seine Arbeit in beinahe allen Kategorien als sehr gut. Wie Laura konnte auch Andri viel von der Wettbewerbsarbeit profitieren. Im Fräsen sei er jetzt natürlich Profi, sagt er schmunzelnd. Zudem habe er gelernt, viel selbständiger zu arbeiten und die Vorgehensweise genau zu planen. «Das kann mir in der Vorbereitung auf die Teilprüfung und während der Prüfung sehr helfen, da diese auch selbständig absolviert werden muss.» ms
Veröffentlichung: 07. Mai 2015 / Ausgabe 19/2015
Der Lernendenwettbewerb 2024 der VSSM- Sektion Aargau widmete sich dem Motto «In the Box». 53 Personen haben teilgenommen und ihre ideenreichen Objekte präsentiert. Kombinationssieger wurde Florin Willisegger.
mehrDer Unterricht an den Berufsfachschulen verläuft in der Regel mit digitalen Lehrmitteln. Dass auch die Hilfsmittel für die üK und den Betrieb digital verfügbar sind, ist aber nur wenig bekannt. Lernende berichten von Vorteilen.
mehr