Konzepte statt Maschinen

Bild: SZ, Philipp Heidelberger Die Biesse Group zeigte eine kompakte und einfache Lösung für das Beschicken einer Säge ab sortenreinen Plattenstapeln.

Ligna 2015.   Vom 11. bis 15. Mai konnten sich die Besucher in Hannover ein umfassendes Bild von neuen Maschinen und Anlagen machen. Gleichzeitig kündigte der Veranstalter für die nächste Messe in zwei Jahren eine wesentliche Veränderung im Messekonzept an.

«Nur eine Maschine verkaufen war gestern, heute muss man dem Handwerker Konzepte mit Potenzial bieten können», bringt es Peter Niederer von Homag Schweiz auf den Punkt. Dass diese Meinung nicht nur am riesigen Stand der Homag-Gruppe vertreten wurde, zeigte sich ausgeprägter denn je bei fast allen Maschinenanbietern: Ob bei Plattensägen, Bearbeitungszentren oder Kantenanleimmaschinen – überall zeigten die Aussteller ihre Maschinen in Kombination mit Handling-Systemen. Diese werden auch für kleine und mittlere Betriebe immer wichtiger, und das haben die Hersteller erkannt.

So waren beispielsweise am Stand der Biesse-Gruppe grosse Säge-Lager-Kombinationen ebenso zu sehen wie eine einfache Lösung ohne grosses Fahrportal. Stattdessen heben hier einfache Ausleger die Platte von einem sortenreinen Stapel auf die horizontale Plattensäge. Die Ausleger verfahren auf einer am Boden befestigten Schiene und können auch mit einem Etikettiergerät ausgerüstet werden. Dieses bringt die Kleber noch vor dem Beschicken auf der obersten Platte des Stapels an.

Spezial- und Standardmaschinen

Im Bereich der Kantenanleimmaschinen war selbstverständlich die Nullfuge das Gesprächsthema Nummer eins. Laser, Heissluft, Infrarot oder doch nur PUR-Kleber? Jeder Hersteller hat hier seine eigene Philosophie. Fest steht aber: Alle Hersteller, die ein Aggregat für Laserkanten im Sortiment haben, bieten auch die Möglichkeit, es gegen ein Schmelzkleberaggregat zu tauschen oder eines fix zu montieren. Ausserdem waren von den Maschinenbauern vermehrt auch Angaben zu hören, nach wie vielen Betriebsstunden oder Laufmetern man mit einem Wechsel der Laser- oder Infrarotdiode rechnen muss.

Dennoch konzentrierte sich nicht alles auf die Automatisierung und die Spezialmaschinen. Viele Hersteller von Standardmaschinen haben ihre Tischkreissägen, Hobel- und Kehlmaschinen überarbeitet. Sie sollen dadurch noch einfacher zu bedienen, effizienter, präziser und leiser sein.

Einen wesentlichen Beitrag dazu leisten die Werkzeughersteller, die nach wie vor auf der Suche nach dem perfekten Schnitt bei hoher Standzeit und geringer Lärmentwicklung sind. In diesem Zusammenhang setzen sich vielschneidige Werkzeuge mit extrem ziehendem Schnitt auf fast allen Ebenen durch. Bei den Sägeblättern erreichen die Hersteller dank vieler diamantbestückter Zähne und minimaler Spanräume sehr gute Schnittergebnisse. Dies bei einer Lautstärke von weniger als 75 dBA im Leerlauf.

Verändertes Messekonzept für 2017

Die Veranstalter zeigen sich äusserst zufrieden mit dem Messeverlauf. Auf über 120 000 m2 stellten 1567 Aussteller ihre Produkte und Konzepte aus. Von den insgesamt 96 000 Besuchern stammten rund 40 000 aus dem Ausland.

Trotz der äusserst positiven Bilanz kündigte der Messeveranstalter für die Ligna 2017 eine grosse Veränderung an: Die drei Bereiche Massivholzverarbeitung, Möbelindustrie und Handwerk werden künftig im neuen Angebotsschwerpunkt Werkzeuge, Maschinen und Anlagen für die Einzel- und Serienfertigung zusammengefasst. Die Messeleitung begründet dies damit, dass sich die Fertigungstechnik von kleinen und mittleren Unternehmen der Holzverarbeitung immer weniger von industriellen Ausrüstungen unterscheide – die Grenzen zwischen «Industrie» und «Handwerk» verschwimmen also, und zwar gerade in Mitteleuropa, wo das Handwerk eine lange Tradition habe.

Viele Unternehmen verarbeiten zudem nicht ausschliesslich Massivholz oder Holzwerkstoffplatten, was sich auch in einer breiteren Produktpalette der Maschinenhersteller niederschlage. Mit dem neuen Konzept sollen die Vernetzung dieser Bereiche und die Nachbarschaften zu den anderen Angebotsschwerpunkten gefördert werden. Verwandte Bereiche entlang der Prozessketten rücken näher zusammen, und die Laufwege für die Messebesucher werden kürzer.

www.ligna.de

Komplett überarbeitet

Die Felder-Gruppe hat die Format-4-Bearbeitungszentren der «H»-Baureihe komplett überarbeitet. Die neuen Maschinen werden nun über eine einfachere und bedienerfreundlichere Software gesteuert. Die «H200» benötigt zudem weniger Standfläche als das Vorgängermodell und hat dennoch ein grösseres Arbeitsfeld. Neu konstruiert wurden auch die Rahmenspanner: Sie sollen noch robuster sein, verschlissene Gummieinlagen können innert Kürze vom Maschinisten gewechselt werden und der Anschluss an die Druckluft erfolgt nun über separate Anschlüsse.

www.hm-spoerri.ch

Vollautomatischer Zuschnitt

Lange hielt sich Homag bedeckt, welche Neuheit nebst der Plattensäge von Holz-ma für das Handwerk, der «HPP 130», präsentiert wird. Nun ist die Katze aus dem Sack: Die vollautomatische «HPS 320 flexTec» soll für die Industrie, aber auch das Handwerk geeignet sein. Herzstück der Säge ist ein Industrieroboter mit eigens entwickelter Saugtraverse. Er übernimmt das komplette Platten-, Teile- und Streifenhandling – und zwar so lange, bis alle Nachschnitte erledigt sind. Dafür hebt der Roboter den Streifen nach dem ersten Längsschnitt an, dreht ihn in die richtige Position für den Querschnitt und legt ihn auf einem eigens entwickelten seitlichen Streifenpuffer ab. Dieser führt den Streifen Software-gesteuert wieder dem hinteren Maschinentisch zu. Hier wird er vollautomatisch ausgerichtet und von den Spannzangen an der Schnittlinie platziert.

Ist ein Nachschnitt geplant, legt der Roboter das Teil direkt auf den hinteren Maschinentisch oder puffert es – je nach Schnittplan – zuvor kurzzeitig auf einem Teilepuffer über dem Druckbalken. So sind vollautomatische und fehlerfreie Nachschnitte ohne Limit möglich. Am Ende holt der Roboter das fertige Teil am vorderen Maschinentisch ab und legt es richtig gedreht für die nachfolgende Bearbeitungsstation auf den Auslauf mit automatischer Etikettierung.

www.homag-schweiz.ch

Ein Modell, drei Steuerungen

Nach Einführung der aktuellen «F 45»-Baureihe zum 100-Jahr Firmenjubiläum 2006 präsentierte Altendorf an der Ligna eine komplett überarbeitete «F 45». Ins Auge sticht das neue Maschinen-Design, das puristisch grau-anthrazit daherkommt. Technisch ist aber fast nichts beim Alten geblieben: Vom Maschinenständer, den Motoren bis hin zu den Steuerungen wurde alles neu konstruiert, mit der eindeutigen Vorgabe zur besseren Leistung in allen Bereichen. Altendorf hat sich gleichzeitig von den alten Typenbezeichnungen verabschiedet und bietet mit der neuen Generation ausschliesslich die «F 45» an. Diese allerdings ist über drei Steuerungsoptionen immer weiter in Richtung Arbeitskomfort konfigurierbar. Zur Auswahl stehen die «ProDrive»-, «Evo- Drive»- und «ElmoDrive»-Steuerung. Ein wichtiges Merkmal, das Altendorf ermöglicht: Mit jeder Steuerung kann der Anwender bereits alle vier Achsen CNC-ge- steuert bewegen und auch das Sägeaggregat beidseitig schwenken. Voraussetzung ist natürlich, dass die passenden Hardware-Optionen gewählt werden.

www.bruendler.ch

Aggregate schnell wechseln

Holz-Her bietet mit der neuen «Lumina»-Baureihe eine interessante Kombination: zwei Systeme für die Nullfuge. Das «Glu-Jet»-Kleberauftragssystem für den serienmässigen Einsatz von PUR-Klebern und das «Ltronic», die neue Laserkanteneinheit von Holz-Her, als voll integrierte Lösung zur Verarbeitung von Laserkanten. Damit lassen sich alle gängigen koextrudierten und nachbeschichteten Kanten verarbeiten.

Auf der «Lumina» kann man über die bewährte HSK-Schnittstelle aus der CNC-Technik das «Ltronic» und «Glu Jet»-Aggregat minutenschnell, je nach Bedarf, wechseln. Die Maschine besitzt eine automatische Aggregatserkennung und ist nach der Einwechslung sofort einsatzbereit. Die Wechselzeit beträgt gemäss Hersteller maximal fünf Minuten. Die Wechselvorgänge werden mit zwei eigens konzipierten Wechselwägen unterstützt. Mit den Wechselwägen fährt man komfortabel an die Maschine und dockt an den Führungen an. Danach wird über die HSK-Aufnahme verriegelt und die Stromversorgung über Schnellkupplungen hergestellt. Holz-Her garantiert übrigens mindestens 200 000 Laufmeter, bis die Diode des «Ltronic»-Aggregates gewechselt werden muss. Ein Austausch soll weniger als 2000 Franken kosten.

www.holzher.ch

Effizienter Türen bearbeiten

Der Werkzeughersteller Leuco zeigte verschiedene Werkzeuge und Technologien, die bereits erhältlich oder noch in der Erprobung sind. Schon kaufen kann man zwei neue «P-System»-Fräser für die Türenbearbeitung: Mit dem Schlosskastenfräser kann nicht nur der Kasten, sondern auch gleich der Stulp ohne Ausrisse ausgearbeitet werden. Dies erspart einen Werkzeugwechsel und dank dem zweiteiligen Aufbau kann der Anwender den Fräskopf selber auswechseln, was wiederum Kosten spart. Dasselbe gilt für den Spionfräser.

www.leuco.ch

Ansaugen auf der Kreissäge

Für das exakte Zuschneiden von sehr grossen oder kleinen, dünnen und somit schwie- rig zu haltenden Materialien hat Martin den «VacuSlide» entwickelt. Im Schiebetisch integrierte Vakuumsauger fixieren dabei das Werkstück auf Knopfdruck an. Der Unterdruck wird aber nicht mittels Vakuumpumpe erzeugt, sondern durch Venturi-Düsen mit Druckluft. Damit erübrigt sich der Einsatz einer Vakuumpumpe, die wiederum mehr Platz und Energie verbrauchen würde. Aufgrund der geringen Einbautiefe haben die Konstrukteure die Saugerreihe direkt neben dem Sägeblatt in den Tisch gefräst. Die Abdichtung erfolgt dort mit Moosgummieinlagen, die bei Nichtgebrauch einfach entfernt werden. Die zweite Saugerreihe besteht aus eingelassenen, fixen Kunststoffsaugern.

www.eigenmannag.ch

Industrielles Niveau fürs Handwerk

Mit «Imalux» präsentierte Ima auf dem Handwerkerstand ein sogenanntes «Direkt-Lasersystem» für die Nullfugen-Kantenbeschichtung. Das geräuschlose System sei um den Faktor vier energieeffizienter und qualitativ besser als vergleichbare Heissluftsysteme für die Nullfugen-Kantenbearbeitung.

«Imalux» wurde in Zusammenarbeit mit Philips Photonics speziell für Einsätze in Handwerks- und Mittelstandsbetrieben entwickelt und zeichne sich durch ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis aus, sagen die Hersteller: Das neue System koste nur etwa die Hälfte der bisher überwiegend in der Industrie eingesetzten Lasersysteme und eröffne damit kleineren Betrieben den Einsatz hochwertiger Nullfugentechnologie bei Vorschubgeschwindigkeiten bis 20 m/min.

www.ima.de

ph

Veröffentlichung: 21. Mai 2015 / Ausgabe 21/2015

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