Helfer in der Not
Michael Riesen und Florian Pfister setzen sich vor der Kamera in Szene. Bild: Technische Fachschule Bern
Michael Riesen und Florian Pfister setzen sich vor der Kamera in Szene. Bild: Technische Fachschule Bern
Fernsehen. Die Lernenden der Technischen Fachschule Bern durften für die SRF-Sendung «Happy Day» eine Familie überraschen und mithelfen, ihr vom Unwetter beschädigtes Zuhause wieder bewohnbar zu machen.
Es begann mit einem einzelnen Regentropfen und endete als Jahrhundertflut. Im Sommer 2014 kam es in Teilen der Schweiz zu heftigen Unwettern. Im Emmental liess der sintflutartige Regen die Emme innert kurzer Zeit auf Rekordhöhe ansteigen. Aus dem kleinen Bach wurde ein reissender Fluss, der sich unkontrolliert seinen Weg durchs Emmental bahnte und viele Häuser mit Schlamm und Geröll überschwemmte. Eine besonders schwer geschädigte Familie aus Bumbach in Schangnau BE wurde in der Fernsehsendung «Happy Day» mit einem Gutschein für Schreinerarbeiten überrascht. Dieser hatte den Wert von 10 000 Franken und wurde vom VSSM gestiftet. Die Schreinerlernenden der Technischen Fachschule Bern durften den Auftrag vor laufender Kamera ausführen.
«Der Lehrmeister fragte uns eines Tages, ob wir nicht Lust hätten, am Samstag, 30. August, etwas zu unternehmen. Die meisten hatten den Tag bereits verplant, und so meldeten sich schlussendlich sechs Personen an. Zum Glück war ich auch dabei», erzählt Michael Riesen, Lernender an der Technischen Fachschule Bern. Keiner der Lernenden hatte im Vorfeld geahnt, dass der Samstagsausflug mit einem Live-Auftritt in der Abendshow «Happy Day» enden würde. «Kaum war die Katze aus dem Sack, wollten plötzlich doch noch viele Lernende mitfahren. Eine Anmeldung war aber nicht mehr möglich.» Am Tag X fuhren die Lernenden, ausgerüstet mit T-Shirts und Hosen vom VSSM, mit zwei Lehrmeistern zum Fernsehstudio. Dort angekommen, mussten sie gleich an die Hauptprobe der Sendung. Dabei wurden die ganzen Licht- und Kameraeinstellungen durchgespielt und geprüft sowie die Sendungsteilnehmer instruiert, wo sie während der Sendung durchlaufen und stehen mussten, damit keine Kamera verdeckt wird. «Zudem wurden wir aufgefordert, eine freundliche Miene aufzusetzen und in die Kamera zu strahlen. Aber wir waren sowieso alle bestens gelaunt», sagt der 22-jährige Michael und lacht. Nach der Hauptprobe mussten die Jungschreiner in die Maske. «Das war etwas speziell, aber notwendig, damit wir vor der Kamera gut aussahen. Insbesondere, wenn man stark schwitzt, glänzt das im Scheinwerferlicht und sieht ungepflegt aus.»
Nachdem die Hauptprobe und Maske überstanden waren, wartete noch die Live-Show. «Bis zu unserem Auftritt mussten wir uns hinter der Bühne ganz schön zusammenreissen, da die Mikrofone während der Show jeden Mucks aufzeichneten», sagt Michael. Nach einem Auftritt des Schwingers Christian Stucki und einer Hochzeitsüberraschung bat Röbi Koller Annemarie und Alfred Graf auf die Bühne, wo sie darüber berichteten, was ihrer Familie durch das Unwetter widerfahren war. Dann war es so weit: Mit den Worten «Ich begrüsse ganz herzlich Thomas Zulauf und die Schreiner von unserem Umbauteam» bat der Moderator die Mannschaft von der «Lädere» auf die Bühne, wo sie dem Ehepaar den Gutschein für die Schreinerarbeiten überbrachte. Das Ehepaar war sprachlos und konnte sein Glück kaum fassen.
Zirka Ende September ging das kleine Schreinerteam nach Bumbach und vermass die Räumlichkeiten. Anschliessend wurde das Holz organisiert. «Wir produzierten einen Tisch und eine Sitzbank für die Küche sowie einen Schrank für einen Nebenraum. Zudem schenkten wir der Familie zwei Taburettli, mit ihren Namen eingraviert. Ich war mit dem Tisch und der Bank beschäftigt. Es war das erste Mal, dass ich einen Tisch von Grund auf produzieren konnte. Das war eine tolle Erfahrung», erzählt Michael begeistert. Bei der Arbeit war das Kamerateam stets dabei. «Als ich die Sitzbank fräste, gelang die Aufnahme nicht wie gewünscht. So wiederholten wir die Aufnahme, allerdings ohne zu fräsen. Am Computer wurden dann die beiden Aufnahmen zusammengefügt. Auch mussten wir das Hereintragen des Materials zweimal filmen, da wir beim regulären Eingang nicht durchkamen und über den Balkon mussten.» Was schlussendlich im Fernsehen gezeigt wird, wissen Michael und die anderen Lernenden noch nicht. Nervös sei er deshalb nicht, sagt Michael. Es sei toll gewesen, dass er die Chance bekommen habe, der Familie zu helfen und hinter die Kulissen des Fernsehens zu blicken. «Ich habe die Sendung ‹Happy Day› früher öfters mit meinen Eltern geschaut. Dabei hätte ich niemals daran gedacht, dass ich selbst einmal bei einer Überraschung mithelfen darf.»
Die Sendung der Geschichte Schangnau ist am Montag, 20. Juli 2015, um 20.05 Uhr auf SRF 1 geplant. Im Netz wird sie unter folgendem Link verfügbar sein:
www.srf.ch/sendungen/happy-dayVeröffentlichung: 09. Juli 2015 / Ausgabe 28-29/2015
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