Für die sichere Durchsicht


In modernen Fenstern benötigt es moderne und abgestimmte Glasverbunde. Bild: Noah J. Gautschi
In modernen Fenstern benötigt es moderne und abgestimmte Glasverbunde. Bild: Noah J. Gautschi
Einbruchschutz. Der Glasverbund übernimmt in modernen Fenstersystemen eine wortwörtlich tragende Rolle. Mit unterschiedlichen Folien, Beschichtungen und Gläsern optimieren die Glashersteller die Fensterscheibe für Anforderungen wie zum Beispiel Einbruchschutz.
Jetzt, wo die Tage wieder kürzer und die dunklen Abendstunden länger werden, nehmen die Einbruchsfälle wieder zu. Laut den gängigen Studien geschehen die meisten Haus- und Wohnungseinbrüche zwischen 17 und 22 Uhr. Der Baustandard in der Schweiz ist relativ hoch und wird noch höher, was auch eine positive Auswirkung auf die Einbruchzahlen hat. Moderne Fenster- und Türsysteme werden vom Fachmann praktisch nur noch mit einer Widerstandsklassifizierung verkauft und auch dementsprechend eingebaut. Hierfür hat der VSSM speziell das Praxismerkblatt «Einbruchschutz für Fenster, Türen und Abschlüsse» erarbeitet. Neben der Montage und den Fenstersystemen stellen die Widerstandsklassen für Bauteile ab RC2 auch spezielle Anforderungen an die Verglasung.
Ganz wichtig, wenn man einen Blick auf die Verglasung wirft, ist der Verbund mit dem Fenstersystem. Alle eingesetzten Komponenten müssen zusammenspielen und auch halten. «Das beste Sicherheitsglas hilft dem Einbruchschutz nichts, wenn es nicht richtig im Rahmen verankert ist», sagt Beppino Candolo, Vorsitzender der Geschäftsleitung bei der Flachglas Schweiz AG im luzernischen Wikon. Wichtig ist auch die Berücksichtigung der erforderlichen Folien und Glasschichten. Hier können je nach Dimensionierung der Verglasung zusätzlich zu den Vorgaben durch die Widerstandsklassen weitere Folienschichten für die Stabilität anfallen. «Es ist entscheidend, dass das eingesetzte Fenstersystem auch die dementsprechend erforderliche Glasstärke aufnehmen kann», sagt Candolo. Bei modernem Fensterglas spielen neben dem Einbruchschutz viele weitere Faktoren wie zum Beispiel der Schall- und Wärmeschutz eine Rolle. Alle diese Anforderungen benötigen einen gezielten Glasaufbau.
Der Glasverbund mit den unterschiedlichen Sicherheitsfolien bekommt je nach Schichtaufbau andere Eigenschaften. So benötigt es je nach Anforderungskatalog einen anderen Aufbau des Glasverbundes. «Es ist wichtig zu wissen, dass die Sicherheitsfolien den Schallschutz positiv beeinflussen, jedoch keinen Einfluss auf den Wärmeschutz haben», sagt Candolo. Zudem haben die modernen Folien, die im Glasverbund eingesetzt werden, einen vernachlässigbaren Einfluss auf den Lichteinfall. Es benötigt also immer eine Kombination verschiedener Folien und Gläser, um die jeweiligen Anforderungen an die Sicherheit, den Wärmeschutz und den Schallschutz abzudecken. Deshalb ist die genaue Abstimmung mit dem Glashersteller in einer frühen Planungsphase wichtig.
Ob ein ESG oder VSG eingesetzt wird, hat neben den Regelungen in der Sigab-Richtlinie 002 auch mit den gewünschten Glasfunktionen zu tun. Deshalb müssen Glashersteller mit verschiedenen Glasarten im Verbund arbeiten. «Wird beispielsweise ein Alarmglas gewünscht, wird im Isolierglasaufbau ein ESG für die Alarmfunktion benötigt, und die innere Scheibe wird als VSG ausgeführt», sagt Candolo. Grundsätzlich gilt, dass im Personenschutz ESG und VSG eingesetzt werden kann, bei der Absturzsicherung und im Einbruchschutz kommt immer ein VSG zum Einsatz. Ein VSG ist in der Herstellung auch beweglicher als ein ESG, weil es nach der Bearbeitung nicht zur thermischen Härtung in den Ofen muss.
Ein zentraler Punkt, der noch nicht flächendeckend gelöst ist, ist die notwendige Umlüftung der Fensterscheibe. Sie ist vor allem bei reinen Holzkonstruktionen problematisch, weil sie im Gegensatz zu Holz-Metall- oder Kunststoffsystemen eine geschlossene Konstruktion ist. «Mit zwei Löchern im Rahmen ist diese Problematik nicht gelöst», sagt Candolo. «Für eine Umlüftung braucht es einen Kamineffekt, der die Glasscheibe im Falz umströmt.»
Feuchtigkeit bekommt einer VSG-Scheibe nur bedingt, und der Schreiner sollte auf die Verträglichkeit aller eingesetzten Stoffe achten. Denn eine falsche Versiegelung oder ein unverträglicher Klebstoff kann eine Weichmacherwanderung zur Folge haben, die wiederum eine Undichtigkeit des Randverbundes oder eine optische Veränderung der PVB-Folie mit sich zieht. Übrigens: Fenstersprossen, die ins Glaselement integriert sind, haben laut Hersteller keinen Einfluss auf die Sicherheitseigenschaften der Fensterscheibe.
Wie schon erwähnt, benötigt es zum Abdecken der unterschiedlichen Bedürfnisse individuell abgestimmte Glasprodukte. Die Hersteller haben hierzu eigene Produktelinien aufgebaut, die sie zusammen mit dem Planer an die jeweiligen Verwendungszwecke anpassen. Hierfür kann der Schreiner schon im Vorfeld der Planung mit den Spezialisten in Kontakt treten. Die SchreinerZeitung fasst einige dieser Produktlinien in der Folge kurz zusammen.
Mit der Isolierglasfamilie «Uniglas» hat der österreichische Glashersteller Glas Marte GmbH ein modernes Isolierglassystem für viele Anwendungen im Sortiment. Die Eigenschaften von «Uniglas» können individuell an die notwendigen Anforderungen von Wärme-, Schall-, Sonnen- oder Einbruchschutz angepasst werden. Mit «Uniglas Phon» hat der Hersteller zudem 13 neue Schallschutzaufbauten entwickelt, die sich durch eine geringe Glasstärke auszeichnen. Die Gewichts- und Dimensionsreduktion wird bei Einsatz und Kosten bemerkbar.
Die Isoliergläser von Galvolux SA ermöglichen eine individuell angepasste Kombination von Lichtdurchlässigkeit, Sonnen-, Wärme- und Schallschutz. Die thermischen und akustischen Isolationsgläser werden vom Tessiner Familienunternehmen Galvolux in Bioggio auf Kundenwunsch gefertigt und angepasst.
In der aktuellen Architektur sind oftmals grosse Glasflächen gewünscht, die auch isoliert sein sollen. Glas Trösch kann mit den «XXL-Isoliergläsern» Gläser mit einer Länge von bis zu 9 Metern und einer Breite von 3,21 Metern anbieten. In der Produktionsanlage in Bützberg BE sind Glasstärken von bis zu 100 Millimeter möglich, was eine Vielzahl unterschiedlicher Glasaufbauten und Zusatzfunktionen in Glasverbund ermöglicht.
Mit der Produktlinie «VetroTherm» bietet die Flachglas Schweiz AG aus dem luzernischen Wikon ein Wärmeschutzisolierglas, das mit diversen Funktionsgläsern kombiniert werden kann. Dank kontinuierlicher Weiterentwicklungen hat «VetroTherm 1.1» einen geringeren Emissionsgrad und eine hohe Lichttransmission. Mit den Funktionsgläsern «VetroSafe» und «VetroDur» stehen eine VSG- und eine ESG-Lösung zur Auswahl. Auch Kombinationen mit selbstreinigendem Glas sind möglich, was im Fassadenbereich interessant sein kann.
Die Richtlinie 002 des Schweizerischen Instituts für Glas am Bau (Sigab) ist seit dem 1. Januar 2018 in Kraft. Die Richtlinie regelt die «Sicherheit mit Glas – Anforderungen an Glasbauteile». Die in modernen Bauten immer häufiger eingesetzten, grossen Glasbauteile müssen hohe Anforderungen an den Wärme-, Schall- und Brandschutz sowie an die Statik und den Personenschutz erfüllen. Dazu enthält die Richtlinie neue Grundlagen wie auch Informationen zu den Themen «Projektierung und Nutzung» oder «Vorgaben für den Glaseinsatz».
An der Erarbeitung der Sigab-Richtlinie 002 waren der Schweizerische Fachverband Fenster- und Fassadenbranche (FFF), der Schweizerische Flachglasverband (SFV) und die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) beteiligt. Die Richtlinie kann auf der Sigab-Website bestellt werden.
www.sigab.chwww.fff.chVeröffentlichung: 15. November 2018 / Ausgabe 46/2018
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