«Findige Köpfe und fleissige Hände»

Das Siegerprojekt heisst «Caspar» und ist ein Drei-Häuser-Hotel in Muri AG. Bild: Luca Zanier

Wettbewerb.  Das Hotel National in Bern bot am Donnerstag vergangener Woche einen feierlichen Rahmen für die Preisverleihung des Prix Lignum. Mit 583 Anmeldungen erreichte der Wettbewerb einen Rekord, dies bei gewohnt hoher Qualität der Projekte.

121 Projekte waren in der Kategorie Schreinerarbeiten eingegangen. Eine Zahl, die Thomas Iten, Zentralpräsident des VSSM, sehr freute. Dies insbesondere deshalb, weil die Schreiner bei der sechsten Durchführung des Prix Lignum zum ersten Mal in einer eigenen Kategorie vertreten waren. In Anbetracht der 462 Projekte, welche in der Kategorie Holzbauten eingegangen waren, meinte Iten, dass er in den kommenden Jahren auch bei den Schreinerarbeiten noch viel Potenzial sehe. Der gleichen Meinung waren auch Projektleiterin Melanie Brunner, die in sympathischer Weise durch den Anlass führte, und Jurypräsident Marc Angélil. Letzterer strich die hohe Qualität der eingereichten Projekte heraus. «Sie bewegen sich alle zwischen Innovation und Perfektion.» Überhaupt liege die Schweizer Holzbranche in qualitativer Hinsicht ganz vorn. Bundesrat Albert Rösti stellte in seiner Ansprache fest, dass der Prix Lignum zeige, «was findige Köpfe und fleissige Hände zustande bringen». Er sprach der Holzbranche ein grosses Lob aus für deren tägliche Arbeit. Dasselbe tat auch Lignum-Präsident Jakob Stark. Er wies ausserdem darauf hin, dass zum aktuellen Zeitpunkt noch doppelt so viel Waldfläche nachwachse, wie herausgenommen werde. Das Ziel sei eine Million Kubikmeter mehr Holz aus dem Wald zu nehmen pro Jahr. Im Idealfall entstehen daraus dann einmalige Projekte, wie die Preisträger des diesjährigen Prix Lignum, welche in einem zweistufigen Verfahren ausgelotet worden waren. Für die Endrunde im nationalen Wettbewerb hatten sich jene Projekte qualifiziert, die in den fünf Preis-Regionen von der jeweiligen Jury ausgezeichnet worden waren.

Gold: Drei-Häuser-Hotel «Caspar»

Gold in der Kategorie Schreinerarbeiten sicherte sich der Festsaal im neuen Drei-Häuser-Hotel «Caspar» in Muri AG, ausgeführt von der Schreinerei BBF Weber aus Fehraltorf ZH. Sozusagen ein tierisch gutes Projekt, denn aus den alten Gasthäusern Ochsen und Adler und dem Neubau mit dem Namen Wolf ist ein stimmiges Ensemble entstanden. Herzstück des Drei-Häuser-Hotels ist der grosse Festsaal mit seinen bis ins Detail ausgeklügelten Decken- und Wandelementen. 20 000 pyramidal geschnittene, massive Eichenholzelemente bilden in versetzter Anordnung eine strukturierte Oberfläche. Diese verleihen dem Saal neben einer aussergewöhnlichen Optik auch eine angenehme Akustik. Um die Elemente fast abfallfrei schneiden zu können, wurden spezielle Werkzeuge für die CNC-Maschine gefertigt.

Silber: Sanierung in der Klinik Beverin

Silber in der Kategorie Schreinerarbeiten holte sich der Ausbau des Hauses 8 der Klinik Beverin in Cazis GR, umgesetzt von der Schreinerei Gredig aus Sarn GR. Statt Beton prägt nun Holz das Innere des 1970 errichteten Gebäudes. Ein neues Atrium bringt mehr Licht in die Räume. Um die Transparenz zu steigern, sind in den raumtrennenden Schrank- und Türfronten Oberlichter eingebaut worden. Nach Ansicht der zehnköpfigen Jury hätte der Ausbau mit seiner ruhigen Gestaltung kaum besser auf die Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner der psychiatrischen Klinik abgestimmt werden können. In ihrer Laudatio brachte es die Bündner Schreinerin und Jurymitglied Barbara Schuler-Rozzi auf den Punkt: Das Ziel sei es, dass sich die Menschen hier wohlfühlen. Dies sei mit der Wärme des regionalen Lärchenholzes gelungen. «Holz öffnet, Beton blockiert.»

Bronze: Nachhaltige Küche «Ater Culina»

«Ater Culina» – schwarze Küche, so heisst die Bronzegewinnerin in der Kategorie Schreinerarbeiten. Und der Name ist bei der nachhaltig entworfenen Küche in Volketswil ZH Programm: Um dem Fichtenholz seine schwarze Farbe zu verleihen, mischte der Bauherr in mehreren Versuchen eine eigene Beize aus Russ aus dem Schornstein und Alkohol. Die von der Merk Raumgestaltung/Schreinerei Merk AG aus Uster gefertigte Küche kommt praktisch ohne Schrauben, Leim und Scharniere aus. Das Skelett besteht aus Vierkant-Fichtenholz in der Dimension von 30 × 30 mm und technischen Holzverbindungen in der Form von Überblattungen.

Publikumspreis: KuhBar in Arosa

Ein Novum war in diesem Jahr nebst der Kategorie der Schreinerarbeiten auch die Verleihung eines Publikumspreises. Erstmals wurde in einem Online-Voting der Publikumsfavorit ermittelt. Das Rennen machte bei den Schreinern der Innenausbau der KuhBar in Arosa GR. Blickfang ist der riesige Kuhkopf, der an Stahlseilen an der Dachkonstruktion hängt, über Laseraugen verfügt und aus der Nase dampfen kann. Konstruiert wurde er von der Hans Rickenbacher AG aus Läufelfingen BL aus 450 Dreiecken in Dreischichtplatte. Die Kanten haben unterschiedliche Schrägen, die auf Gehrung verleimt wurden. Im Innern wird die Holzkonstruktion durch ein Stahlgerüst gestützt.

Bei den Holzbauten entschied sich das Publikum für die Rigiaa-Brücke in Arth SZ mit den Holzbauarbeiten der Schmidlin Holzbau AG aus Steinen. Bei dem Projekt handelt es sich um eine Schwerlastbrücke in Leichtbauweise, konkret einer Kombination aus Holz und Ultrahochleistungsbeton.

Das Podest in der Kategorie Holzbauten

Gold: Die wiederverwendbaren Sportbauten in Stadt und Kanton Zürich, ausgeführt von Blumer Lehmann aus Gossau SG (kantonale Bauten) und Schäfer Holzbautechnik in Dottikon AG (städtische Bauten), sind demontierbar und erlauben modulare Konfigurationen.

Silber: Die Pappelhöfe in Langenthal BE frischen eine Arbeitersiedlung auf und verdichten sie. Die drei Reihenhausriegel, ausgeführt von Hector Egger Holzbau aus Langenthal BE, zeigen, wie Transformation geht.

Bronze: Die Passerelle des Buissons, ausgeführt von Groupe Grisoni – Dougoud Constructions bois aus Epagny FR führt ausgehend vom Stadtzentrum von Bulle FR als wunderschön ausgestaltete Brücke für den Langsamverkehr über die Trême.

Die Projekte werden bis Ende 2025 als Wanderausstellung an verschiedenen Standorten zu sehen sein.

www.prixlignum.ch

Monika Hurni

Veröffentlichung: 26. September 2024 / Ausgabe 39/2024

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