Erste Schreinerlernende bei der Armee
Angela Vuille in der Werkstatt in Thun: Oft macht sie Instand-haltungsarbeiten. Bild: Personal V
Angela Vuille in der Werkstatt in Thun: Oft macht sie Instand-haltungsarbeiten. Bild: Personal V
Lehre beim Bund. Angela Vuille macht ihre Schreinerlehre bei der Schweizer Armee. Sie ist die einzige Lernende in diesem Beruf und umgeben von Militär. Doch bei ihrer täglichen Arbeit bekommt sie von ihrem Umfeld nicht so viel mit.
Das Armeelogistikcenter Thun beschäftigt gut 800 Mitarbeiter, davon 85 Lernende in unterschiedlichen Berufen. Eine davon ist eine Schreinerlernende: Das ist die 18-jährige Angela Vuille aus Uetendorf BE. Sie startet im August ins vierte und letzte Lehrjahr. Dass sie ihre Lehre bei der Armee macht, ist selten Gesprächsthema. «Am Anfang hat man in der Berufsschule ein bisschen darüber geredet. Ab und zu kommt es zur Sprache, aber eigentlich gibt es keine grossen Unterschiede.»
Angela Vuille ist die Erste, die bei der Armee eine Schreinerlehre macht. Vorher gab es das Angebot nicht. Ausgewählt wurde sie aus fünf Jugendlichen, die einen Schnuppertag absolvierten. Angela Vuille machte dabei den besten Eindruck und wurde als Lernende eingestellt. «Ich habe nicht aktiv nach einer Stelle beim Bund gesucht. Ich hatte mich auch anderswo beworben. Mir war wichtig, dass ich gut betreut werde, und es gefiel mir gut», sagt sie.
Die Schreinerei der Armee im bernischen Thun ist modern eingerichtet. In der Werkstatt sind alle üblichen Maschinen versammelt, die auch in anderen Schreinereien stehen. Nur eine CNC-Maschine gibt es nicht. Die Schreinerei im Logistikcenter Thun beschäftigt neben Angela Vuille sieben Schreiner. Ihr Aufgabengebiet ist etwas anders als das in einer Schreinerei, die Küchen oder Badezimmermöbel herstellt. Meistens führt sie Instandhaltungsaufträge aus. So hat Angela Vuille schon manche Tischplatte oder Tür erneuert oder die Blachenlatten bei den Truppen-LKWs ersetzt.
Für die Mitarbeiter gibt es im Logistikcenter einen separaten Eingang, der mit dem Badge betreten werden kann. Wenn nicht gerade ein Soldat seinen WK bei den Schreinern absolviert – was selten vorkommt –, gibt es kaum Berührungspunkte mit dem Militär.
Angela Vuille hat sich schnell an die aussergewöhnliche Umgebung gewöhnt: «Am Anfang war es etwas komisch, als sie in den WK eingerückt sind. Da kam ich mir etwas verloren vor. Aber sie sind Menschen wie wir auch, einfach anders angezogen. Sie sind ja auch unsere Kunden und Auftraggeber.» Angela Vuilles Berufsbildner, Andreas Bühler, sagt, man habe als Lernende bei der Armee mehr Zeit, um sich zum Beispiel auf die Teilprüfung vorzubereiten, als in einem Betrieb in der Privatwirtschaft. Das kann Angela Vuille, die Anfang Juni ihre Teilprüfung machte, nur bestätigen.
Angela Vuille hat in ihrer Lehrzeit neben Möbeln, Korpussen und Tischen auch einen Flipperkasten für die internen Ausstellungen hergestellt, Flächen von Anhängern und Latten von LKWs erneuert. Sie hat Nistkästen für Mauersegler gebaut und in 16 Metern Höhe montiert. Und sie hat massgefertigte Transportkisten für Fahrzeuge hergestellt. Damit sie aber nicht nur den Instandhaltungs- und Innendienst kennenlernt, durfte sie zwei Monate in einer Kü- chenbaufirma arbeiten, um einmal richtig den Termindruck zu spüren und Montageluft schnuppern zu können.
Neben der Lehrstelle als Schreinerin gibt es bei den Logistikcentern der Armee eine ganze Reihe anderer Lehrstellen wie beispielsweise Automobilmechatroniker, Lackierer, Strassentransportfachmann, oder auch eine Bürolehre ist möglich.
Angela Vuille ist nächstes Jahr fertig mit der Lehre. Sie war sozusagen die Pionierin – mit Erfolg. Bereits jetzt ist geplant, dass die Schreinerlehrstelle weitergeführt und neu besetzt wird. Und laut Berufsbildner Andreas Bühler ist nicht auszuschliessen, dass irgendwann eine zweite Schreinerlehrstelle in Thun dazu kommt.
www.vtg.admin.chVeröffentlichung: 09. August 2018 / Ausgabe 32-33/2018
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