Ein tieferer Blick als gewohnt

An den Dachgiebelformen sieht man die Hallenvergrösserung der Nyfeler Holzwaren AG in Gondiswil. Bild: Andreas Brinkmann

Werksbesichtigungen.  Nichts versteht ein Handwerker besser, als wenn er miterleben kann, wie ein Objekt produziert wird. Der Verein «Treffpunkt Werk» machte möglich, dass bei 29 Betrieben im bernischen Oberaargau die Werkstätten für Besucherinnen und Besucher offen standen.

Betriebe und ihre Produkte kann man normalerweise durch Werbung in den Medien, Messebesuche oder regional auf Gewerbeschauen kennenlernen. Wer selbst im Handwerk zu Hause ist, fragt sich dann immer mal wieder, wie diese Produkte denn zustande kommen, was für Anlagen dazu notwendig sind und was wie weit von Hand gefertigt wird. Die Sicht in andere Produktionen hilft ja immer auch, im eigenen herstellungstechnischen Denken weiterzukommen, neue Partner für Teilbereiche zu finden und somit das eigene Angebot ausbauen zu können.

Bei Produktionen mit dabei sein

Im bernischen Oberaargau wurde der Verein «Treffpunkt Werk» gegründet, der es sich zum Ziel gesetzt hat, produzierende Unternehmen im Oberaargau einem breiten Publikum vorzustellen, über Produkte und Produktionsweisen zu informieren und Kontakte zu knüpfen. Am Freitag und Samstag vergangener Woche fanden nun die ersten Tage der offenen Werke statt. Ganze 29 Produktionsbetriebe, von Niederbipp bis Huttwil, haben ihre Firmentore interessierten Besucherinnen und Besuchern geöffnet und bereitwillig über ihre Produktionen, Möglichkeiten und Produkte Auskunft erteilt. Es gab jeweils die Wahl zwischen freien Besichtigungen mit erklärenden Displays oder geführten Rundgängen. Der Verein hat zudem mehrere geführte Touren organisiert, bei denen themenbezogen Firmen besucht wurden.

Direkter Austausch unter Profis

In einigen der Betriebe hat sich auch die Schreinerzeitung umgesehen. Vorweg muss gesagt sein, dass es schon sehr beeindruckend ist, wenn ein derart offener Austausch vor Ort stattfindet und Möglichkeiten zudem ganz praktisch anhand der vorhandenen Produktionsabläufe angeschaut und besprochen werden können. Spannend ist auch, wie und in welchen Intervallen es weitergehen wird.

Die Nyfeler Holzwaren AG in Gondiswil ist für ihre hochpräzise Fertigung von Holzteilen bekannt. Dort wird beispielsweise schon seit 35 Jahren die aus Würfeln bestehende Kugelbahn «Cuboro» hergestellt, für deren Produktion etliche technische Sonderlösungen erdacht wurden. Vergangenen November konnte eine massiv erweiterte Werkhalle in Betrieb genommen werden, was die bestehende Produktion vereinfacht und wodurch auch Raum für zusätzliche Aufträge geschaffen wurde. Besonders an den Fabrikationsbauten ist, dass sie, mit aller modernen Technik, als solche nicht auffallen und somit das bäuerliche Landschaftsbild nicht stören.

Ebenfalls ganz auf die Verarbeitung von Massivholz eingestellt ist die Firma Holzx in Rohrbach. In den Hallen einer ehemaligen Industriefabrik werden Innenausbauten, Möbel und Küchen aus Massivholz gefertigt, und für die Webstühle der Teppichfabrik Ruckstuhl stellt die Firma auch spezielle Weberschiffe für die raue Verarbeitung von Sisal her.

Werkzeugentstehung

Bei der Firma Pfeil Tools in Langenthal entstehen Schnitzwerkzeuge und Stechbeitel mit Holzgriffen. Gezeigt wurde jeder Schritt der gesamten Fertigung vom rohen Stahl bis zu den fertigen, gehärteten Werkzeugen – inklusive der Griffe-Herstellung aus verschiedenen Holzsorten.

Ein Blick in die Fertigung der beiden Firmen Novex AG und Bigla Office AG in Huttwil zeigte neben der eindrücklichen Blechverarbeitung auch mögliche Akustiklösungen. Die Firmen sind im Bereich Büro- sowie Schulmöbel tätig und überzeugen mit durchdachten Lösungen.

Sitzmöbel und mehr

Mit der ganzen Innenraumgestaltung befasst sich die Steffen Raumkonzepte AG in Herzogenbuchsee. Gezeigt wurden Möglichkeiten von Polsterarbeiten im klassischen wie auch modernen Bereich, Wandbespannungen, Vorhängen, textilen Bodenbelägen und Parkettarbeiten. Eine gute Zusammenarbeit mit anderen Handwerkern ist offensichtlich sehr wichtig.

Im Werk der Girsberger AG in Bützberg konnte der Werdegang eines Tisches mitverfolgt werden, und auch sonst waren die ganze Produktion und die Ausstellung frei zu besichtigen. Vielen Schreinern dürfte die Firma auch als Holzhändlerin bekannt sein. Als Tisch- und Stuhlfabrik, die sie eigentlich ist, bewegt sie sich in den Bereichen Wohnen und Büro. Daneben werden auch alte Sitzmöbel wieder aufgefrischt, und ein Bereich recycelt ungebrauchte Möbelteile zu neuen Sitzmöbeln.

www.treffpunkt-werk.ch

Andreas Brinkmann

Veröffentlichung: 19. September 2024 / Ausgabe 38/2024

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