«Ein herrliches Balkenwerk»

Der kollegiale Austausch. Bild: Christian Härtel

IHF.  Das Internationale Holzbau-Forum (IHF) lockte zur 28. Ausgabe vom 4. bis 6. Dezember genau 2905 dem Holzbau zugewandte Fachleute aus 40 Ländern ins Kongresszentrum in Innsbruck (A). Mit 470 Teilnehmenden war die Schweizer Szene wiederum stark vertreten.

Am Ende eines jeden Jahres schaut die Holzbaubranche beim IHF zurück und hatte dabei in den vergangenen Jahren stets Grund, sich selbst zu feiern. Auch 2024 ist das nicht anders, obwohl die konjunkturellen Aussichten nicht überall rosig sind derzeit.

Das Bauen mit Holz bleibt aber auf dem Vormarsch. Ein Zeichen davon: immer mehr Akteure internationalisieren sich. Etwa die drei Schweizer Unternehmen Blumer Lehmann, Erne oder Renggli mit eigenen Produktionsstandorten jenseits der eidgenössischen Grenzen. Ein anderes, untrügliches Zeichen: Immer mehr Investoren entdecken den Wert vom Bauen mit Holz. Denn die Gebäude für morgen müssen nachhaltiger werden. Holz ist dabei in der Poleposition, und das ist attraktiv für das Kapital. «Die Finanzwelt wird das Bauen in Zukunft bestimmen», zeigt sich Heinrich Köster, Präsident der Technischen Hochschule Rosenheim überzeugt. Wiederum herrsche noch viel Unsicherheit aufseiten der Investoren beim Umgang mit Holz, erklärte Ann Sophie Löhde vom Bauinvestor Leukos in ihrem Vortrag. Der Nicht-Fachwelt müsse deshalb nach wie vor das Holz erklärt werden.

Notre Dame ist wiederauferstanden

Bei der Wiedererrichtung einer gewaltigen Konstruktion, die ohne Übertreibung das Prädikat einzigartig tragen darf, zeigt der Holzbau, was in ihm steckt. Der Vortrag über die Rekonstruktion der Kathedrale Notre Dame de Paris sorgte für ungewohnt begeisterte Publikumsreaktionen. Als der Turm am 15. April 2019 den Flammen zum Opfer fiel und in das Hauptschiff der Kathedrale stürzte, waren viele schockiert. Nach gut fünf Jahren Arbeit erstrahlt das Bauwerk nun in neuem Glanz, und die Welt feiert das «herrliche Balkenwerk» des Spitzturmes, wie Gaëtan Genès, von der Étude Charpente et Structure Bois (F) die Arbeit nannte. Die 330 m3 Eichenholz kosteten kein Geld, aber die 1500 Holzverbindungen mit Knotenpunkten von bis zu 26 Hölzern benötigten allein 27 000 Stunden Planung. Dabei wird sich erst in einigen Jahren zeigen, ob die Arbeit richtig gemacht wurde, denn das Eichenholz aus einem Niederwald in Südfrankreich ist noch längst nicht trocken. «Der Fasersättigungspunkt wird erst in zehn Jahren erreicht werden, und dann werden 5 % des Volumens verloren gehen», sagt Valéry Calvi vom Bureau d’Études Calvi in Avignon (F). Aber jetzt wird erst mal gefeiert – und wer kann das schon besser, als die Stadt Paris?

www.forum-holzbau.com

christian härtel

Veröffentlichung: 12. Dezember 2024 / Ausgabe 50/2024

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