Der Mensch klebt seit 10 000 Jahren

Rund 90 Interessierte aus dem deutsch-sprachigen Raum nahmen an der Tagung in Biel teil. Bild: Berner Fachhochschule

Holzverklebung.  «Neue Perspektiven in der Holzverklebung» an der Berner Fachhochschule: Rund 90 Teilnehmende aus dem gesamten deutschsprachigen Raum fuhren im September nach Biel, um den spannenden Ausführungen verschiedener Referenten aus Wirtschaft und Forschung zu folgen.

Das Kleben ist eine der ältesten Kulturtechniken überhaupt: Seit rund 10 000 Jahren nutzt der Mensch Klebstoffe – schon Ötzi verklebte sein Beil mit Birkenharz. Dass das Verkleben von Holz aber nicht nur eine Vergangenheit, sondern vor allem eine Zukunft hat, darum ging es an der Fachtagung «Neue Perspektiven in der Holverklebung» an der Berner Fachhochschule (BFH) in Biel.

So geht etwa Prof. Hermann Blumer, Ingenieur, Unternehmer und Visionär mit einer grossen Leidenschaft für Holz, davon aus, dass Holzklebstoffe in Zukunft als Brandverzögerer, Pilzhemmer, Holzwurmbarriere oder Duftquelle wahrgenommen werden. Bis es jedoch so weit sei, stünden der Holzverklebungsbranche noch grosse Aufgaben bevor, so Blumer in seinem Vortrag.

Laubholz auf dem Vormarsch

Durch Laubhölzer ergeben sich im Holzbau neue Möglichkeiten, sie bedingen jedoch auch eine auf Laubholz angepasste Be- und Verarbeitungstechnologie. Prof. Dr. Peter Niemz von der Berner Fachhochschule (BFH) zeigte in seinem Referat auf, welche drei Parameter in der Holzverklebung relevant sind: Das Holz (Dichte, Inhaltstoffe), der Klebstoff (z. B. chemische Zusammensetzung, Viskosität) und die Technologie (Pressdruck, Presszeit). An der BFH laufen diverse Forschungsprojekte, um neue Klebstoffe, insbesondere für die wichtigen Laubhölzer Buche und Esche, zu entwickeln und die Verfahren zu optimieren. So forscht die BFH in Zusammenarbeit mit der Collano AG an einer 2-K-PUR-Technologie, welche für Nadelhölzer ebenso wie für Laubhölzer geeignet ist. Verschiedene Vergleichstests an Fichte und Buche haben bisher gute Resultate in Bezug auf die Vielzahl an Variationsmöglichkeiten, die Mindestfeuchte des Holzes und die Klebfugenfestigkeit ergeben. Auch wenn noch viele Fragen offen sind, bei Collano ist man optimistisch, mit der 2-K-PUR-Technologie ein Produkt zu entwickeln, welches vielseitig einsetzbar ist. Auch die Henkel & Cie AG forscht zusammen mit der BFH an innovativen Klebstoffen auf Basis von 1-K-PUR. Henkel arbeitet mit verschiedenen Holzarten (z.B. Buche, Esche, Lärche) sowie mit auf die Verarbeitungsgeschwindigkeiten angepassten 1-K-PUR-Systemen.

In den Teilbranchen wichtiges Thema

Nicht nur im Holzbau, auch in anderen Bereichen der Branche ist Innovation angesagt, etwa in der Möbelindustrie oder im Fassadenbau.

Stellt bei Möbeln insbesondere die Haftung von Schmalflächen an Objekten mit erhöhter Feuchteexposition (Küchen und Bäder) eine Herausforderung dar, schafft der Trend hin zu grossformatigen Fassadenelementen und dem vermehrten Einsatz von 3-fach-Isoliergläsern neue Probleme, insbesondere in Bezug auf die thermischen Eigenschaften.

Von der Vision zu neuen Technologien

Prof. Blumer hat mit seinen Projekten wie dem Centre Pompidou in Metz, einem Golf-Resort in Südkorea oder dem Omega-Gebäude in Biel bereits gezeigt, was im Holzbau möglich ist. Visionäre Zukunftsprojekte erlauben mittels Verklebungen Tragwerke mit bisher unvorstellbaren Spannweiten und erweitern das Spektrum der Anwendungen im Holzbau massiv. Hierfür braucht es weiterhin eine gute Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Forschung, innovative Unternehmen, neue Verklebungstechnologien und eine grosse Leidenschaft für das Holz.

Dr. Frederic Pichelin, Leiter des Institutes für Werkstoffe und Holztechnologie, kündigte an, dass die nächste Fachtagung zum Thema Holverklebung am 31. Oktober 2018 in Biel stattfinden werde. Danach sei ein Zweijahresrhythmus geplant – in Abstimmung mit der Tagung zur Holzverklebung in Würzburg.

www.ahb.bfh.ch

SZ

Veröffentlichung: 19. Oktober 2017 / Ausgabe 42/2017

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