Swiss skills. Samanta Kämpf, Daniel Kunz, Thomas Schmid und Jérémie Droz haben an den Swiss Skills Medaillen gewonnen. Sie wissen nun, was es braucht, um sich gegen tausend Teilnehmer durchzusetzen.
An die Swiss Skills schaffen es nur 9 von 1300 Schweizer Schreinerlernenden. Um sich in die Nationalmannschaft zu schreinern, braucht es schon einiges an Talent, Können und Nerven. Sie alle haben viele Stunden an Planung, Organisation, Arbeit, Fleiss und Schweiss investiert. Sie alle haben Unterstützung von ihren Lehrbetrieben und Arbeitgebern erfahren und sich gut vorbereitet.
Zu den Swiss Skills gehört nicht nur handwerkliches Talent, sondern auch die Fähigkeit, sich einem Ziel zu verschreiben und sich für dieses Ziel zu engagieren. Vier der neun Natimitglieder haben an den Swiss Skills 2018 einen Podestplatz erklommen und mindestens eine Medaille gewonnen. Diese vier erzählen, was in ihnen vorging, was sie handwerklich von den Wettkämpfen gelernt haben und was es ihnen persönlich gebracht hat.
Zum zweiten Mal dabei
Jérémie Droz aus Blonay VD ist 19 Jahre alt und hat seine Lehre diesen Sommer bei der Ecole technique / Ecole des métiers Lausanne (ETML) beendet. An den diesjährigen Swiss Skills hat er abgeräumt. Schon an den letzten Schweizer Meisterschaften wurde er Dritter und Zweiter in den Kategorien Möbelschreiner und Bauschreiner. Nun, zwei Jahre später, hat er gleich in beiden Kategorien Gold geholt. «Als ich gewann, war ich sehr glücklich und überrascht, gleich zweimal Gold geholt zu haben. Ich bin auch sehr stolz, die Schweiz an den World Skills vertreten zu können.»
Man muss gewinnen wollen
Während des Wettkampfs war er gestresst wie alle anderen Teilnehmer auch. Aber als er einmal begonnen hatte, dachte er nicht mehr daran, weil er sich vor allem konzentrieren musste. Jérémie Droz hat das Prozedere bis zu den Swiss Skills nun schon zum zweiten Mal durchgemacht. «Die Motivation und Energie dafür kommen ganz einfach daher, dass ich diesen Beruf liebe und den Wettbewerbsgeist mag», sagt Droz.
Allen, die später gerne auch auf dem Treppchen der Swiss Skills stehen wollen, sagt Jérémie Droz: «Man muss wissen, dass es harte Arbeit verlangt. Aber das spielt keine Rolle, wenn man gewinnen will. Auch muss man mit Stress umgehen können, weil einem während der Wettkämpfe viele Leute zuschauen. Es reicht nicht, nur gut zu sein. Ein Grossteil passiert im Kopf.» Den Grund, warum die Schweiz bei den Berufsweltmeisterschaften oft gut abschneidet, sieht Jérémie Droz darin, dass die Schweiz motivierte Jugendliche hat, die von Berufsverbänden unterstützt und gut trainiert werden. Eine besondere Ehre sei es für ihn, die Romandie an den Weltmeisterschaften vertreten zu dürfen. Die Westschweiz sei international viel seltener dabei als die Deutschschweiz. «Es ist 20 Jahre her, seit ein Westschweizer Schreiner an den Weltmeisterschaften teilnehmen konnte», sagt er.
Dazu gelernt und nachjustiert
Samanta Kämpf aus dem thurgauischen Dettighofen ist im vierten Lehrjahr bei der Herzog Küchen AG. Sie hat sich zusammen mit Droz für die Weltmeisterschaften in Russland qualifiziert. Samanta Kämpf ist seit 1968 die erste Schweizer Frau, welche die Schweiz als Schreinerin an den Berufsweltmeisterschaften vertreten wird.
An den Swiss Skills hat die 18-Jährige die Silbermedaille in der Kategorie Möbelschreiner geholt. Im letzten Wettkampf vor den Swiss Skills war sie plötzlich auf Platz vier der Gesamtwertung verdrängt worden. Auf die Frage, was das mit ihr gemacht habe, antwortet Samanta Kämpf: «Ehrlich gesagt nicht viel, weil ich schon im zweiten Wettkampf Vierte wurde. Aber es hat mir noch einmal gezeigt, wo ich noch Verbesserungspotenzial habe. Ich konnte noch einmal einige Abläufe optimieren – wie zum Beispiel nur einmal an eine Maschine zu gehen und dort gleich alle Arbeiten auf einmal zu erledigen.» Insbesondere habe ihr der kleine Rückschlag auch gezeigt, dass sie ihren Arbeitsplatz anders einrichten musste, sodass sie ihr Werkzeug immer griffbereit hatte und es auch wieder schnell einräumen konnte.
Die eigene Arbeit stets verbessern
Nun ist Samanta Kämpf eine der zwei besten Schreinerlernenden von ursprünglich 1300. «Das ist fast nicht zu glauben. Und dass es so weit reicht, hätte ich nie gedacht. Aber ich freue mich jetzt auf Russland und die weiteren Erfahrungen, die ich dort noch sammeln kann.» Durch die Vorbereitung und die Wettkämpfe habe sie gelernt, nicht aufzugeben und dranzubleiben, auch wenn etwas schiefgeht.
Für alle, die sich für eine Teilnahme an zukünftigen Berufsmeisterschaften interessieren, hat Samanta Kämpf einen Ratschlag: «Das Wichtigste ist, die Freude an der Arbeit nicht zu verlieren, auch wenn es teilweise sehr stressig ist. Und sich von Fehlern nicht unterkriegen zu lassen, sondern aus ihnen zu lernen und die eigene Arbeit stetig zu verbessern.»
Thomas Schmid aus Sonnental SG hat seine Lehre gerade bei der Schreinerei Egli abgeschlossen. Die Schreinerei ist bekannt dafür, dass sie regelmässig Mitglieder der Schreinernati hervorbringt, die auch an den Weltmeisterschaften Medaillen gewinnen. «Der Druck war jetzt nicht riesengross, aber er war da», sagt Thomas Schmid. In erster Linie seien die Erfolge der Vergangenheit für ihn eine Motivation gewesen, um an diesem Wettkampf teilzunehmen.
Froh, dass Normalität einkehrt
Thomas Schmid hat es trotz zweier Bronzemedaillen nicht für die WM-Qualifikation gereicht, was er mit echtem Sportgeist hinnimmt: «Ich hätte mich gefreut, an die WM fahren zu können. Doch ist die Entscheidung deutlich ausgefallen, und ich bin in keiner Weise enttäuscht. Auch gönne ich es Jérémie und Samanta sehr. Ich glaube an die beiden.» Er sei froh, dass er nun bis Januar wieder normal arbeiten und Feierabend machen könne, statt bis in den späten Abend zu üben. Danach geht Thomas Schmid in die Rekrutenschule.
Freie Tage für die Vorbereitung
Daniel Kunz aus Melchnau BE schloss seine Lehre diesen Sommer bei der Schaerholzbau Produktion AG ab. Wie Samanta Kämpf holte er sich an den Swiss Skills eine Silbermedaille, allerdings in der Kategorie Bau- oder Massivholzschreiner. Auch Daniel Kunz wurde von seinem Lehrbetrieb tatkräftig unterstützt: «Ich konnte auf viele Inputs und Ressourcen von meinem Lehrbetrieb setzen. Benötigte ich Werkzeug oder Material, um zu trainieren, bekam ich dies ohne Probleme. Zudem erhielt ich jederzeit Ferien oder freie Tage, um mich optimal vorbereiten zu können.»
Sich nicht überschätzen
Die Teilnahme an den Wettkämpfen habe ihn als Person weitergebracht. Er konnte seine handwerklichen Fähigkeiten stetig verbessern. «Ich arbeite heute sicher sauberer und präziser als zu Beginn der Wettkämpfe. Zudem komme ich mit Druck besser zurecht», sagt Daniel Kunz. Er ist stolz auf seine Leistung und würde gerne an die Weltmeisterschaften fahren. «Die Swiss Skills waren eine einzigartige Erfahrung und ein unglaubliches Event. Ich investierte relativ viel Zeit und bin der Meinung, dass man den nachkommenden Lernenden auch solche Erfahrungen ermöglichen muss.»
Das Fazit von Daniel Kunz für alle zukünftigen Teilnehmer lautet: «Einfach versuchen, sich seriös vorzubereiten und sich sicher nicht überschätzen. Jeder, der mitmacht, ist auch ein Gewinner. Man sammelt Erfahrung für das ganze Leben.»
www.etml.chwww.herzog-kuechen.chwww.schaerholzbau.chwww.schreinerei-egli.chVeröffentlichung: 04. Oktober 2018 / Ausgabe 40/2018
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