Damit es richtig klebt


Kartuschen haben viele Vorteile, wenn sie richtig gelagert und transportiert werden. Bild: Noah J. Gautschi
Kartuschen haben viele Vorteile, wenn sie richtig gelagert und transportiert werden. Bild: Noah J. Gautschi
Baukleber. Eine kleine Auswahl an Montageklebern liegt meistens schon griffbereit im Schreinerfahrzeug, doch nicht jeder Klebstoff kann überall eingesetzt werden. Neben der richtigen Auswahl haben auch Anwendung, Lagerung und Transport einen Einfluss.
Jeder Schreinermonteur kennt die Situationen auf der Baustelle, wenn nur noch der Griff zur Kartuschenpistole mit dem eingelegten Baukleber hilft. Sei es, um einen extrem klein geratenen Beistoss zu fixieren oder eine Blende ohne sichtbare Befestigung anzubringen. Für spezielle Verleimungen nimmt der Handwerker meist schon in der Planungsphase mit dem Fachhändler oder Klebstoffspezialisten Kontakt auf.
Bei einem alltäglichen Montageauftrag kommt jedoch meistens jener Kleber zum Einsatz, der gerade im Montagefahrzeug oder in der Werkzeugkiste zu finden ist. Doch Kleber ist nicht gleich Kleber, und je nach Anforderungen an die Klebefläche haben die unterschiedlichen Produkte ihre Vor- und Nachteile.
Zum einen muss der Schreiner wissen, was er kleben will, und zum anderen muss er die benötigten Eigenschaften der Verklebung definieren. Die grundsätzliche Entscheidung liegt in der Definition, ob die Verklebung elastisch oder hart sein soll. «Hier muss dem Schreiner bewusst sein: Je elastischer die Verklebung ausfällt, desto weniger Festigkeit bietet sie», sagt Bernhard Wicki, Mitglied der Geschäftsleitung bei der Wisabax AG aus dem luzernischen Littau. Eine flexible Verklebung benötigt eine gewisse Schichtdicke, um zu funktionieren. «Wird eine flexible Verklebung komplett zusammengepresst, kann sie nicht mehr flexibel sein», gibt Bernhard Wicki zu bedenken.
Die Feuchtigkeit und die Temperatur haben einen entscheidenden Einfluss auf das Verhalten der Klebstoffe und der zu verklebenden Materialien.
Wechselnde Temperaturen lassen die Materialien unterschiedlich arbeiten. Vor allem bei Materialkombinationen aus sich stark unterschiedlich ausdehnenden Werkstoffen muss ein entsprechend elastischer Klebstoff eingesetzt werden. Je grösser die zu verklebenden Teile aus unterschiedlichen Materialien sind, desto stärker unterscheidet sich die Ausdehnung. Daher sollte eher elastisch geklebt werden. Bei kleineren Teilen, bei Fügeteilen des gleichen Materials oder wenn mindestens ein Material eine gewisse Flexibilität besitzt, kann man mit härteren Klebstoffen meistens höhere Festigkeitswerte erreichen.
Die Feuchtigkeit ist ein oftmals entscheidender Einflussfaktor und ebenfalls temperaturabhängig. Bei höheren Temperaturen laufen die meisten chemischen Prozesse deutlich schneller ab als bei 20 °C. Als Faustregel gilt, dass sich die Prozessgeschwindigkeit bei einer Temperaturerhöhung um 10 °C plus/minus verdoppelt. Eine Verminderung um 10 °C halbiert die Prozessgeschwindigkeit in etwa. «Unter fünf Grad Lufttemperatur sollten keine Verklebungen mehr vorgenommen werden. Hier handelt es sich um einen Spezialbereich, und es werden spezielle Produkte benötigt», sagt Bernhard Wicki.
Wird ein Hybrid- oder Polyurethanklebstoff vor der Verklebung leicht befeuchtet, kann beispielsweise ein Produkt mit einer Hautbildezeit von 10 min schon ab circa 40 min leicht belastet werden, weil die Luftfeuchtigkeit nicht erst langsam von aussen durch die Klebstoffschicht transportiert werden muss – was bei nicht saugenden Untergründen wie beispielsweise Metallen oder Kunststoffen einige Tage dauert, bis der Klebstoff vollständig ausgehärtet ist.
Der Temperatur muss auch bei der Lagerung und beim Transport eine gewisse Aufmerksamkeit gezollt werden. So ist ein Baukleber beispielsweise innert kürzester Zeit extremen Temperaturunterschieden ausgesetzt, wenn er vom kühlen Lager im Keller in den heissen Lieferwagen und auf die Baustelle gebracht wird. «Hier lohnt sich, nur die für den Arbeitstag benötigte Klebstoffmenge mitzunehmen», sagt Wicki und fügt an: «Ansonsten kühlt der Klebstoff über Nacht wieder ab, und Wechseltemperaturen bekommen den Klebstoffen überhaupt nicht.» Wird der Klebstoff sogar über längere Zeit im Fahrzeug gelagert, kann er schon vor dem eigentlichen Ablaufdatum kaputt sein. Dies hat auch damit zu tun, dass eine Kartusche nie hundertprozentig dicht sein kann. Im Bereich, wo der Kolben den Leim nach vorn drückt, gibt es zwangsläufig eine minimale Undichtigkeit. Hier tritt je nach Luftfeuchte und Wechseltemperaturen vermehrt Feuchtigkeit in die Kartusche ein und lässt den Klebstoff im hinteren Bereich abbinden. «Oftmals merkt der Schreiner dies erst, wenn die Kartusche fast leer ist und sich kleinere Körnchen im Klebstoff gebildet haben», sagt Wicki. Als Anwendungstipp rät der Fachmann, den Klebstoff in einer Styropor- oder Kühlbox zu transportieren, damit er sich im Fahrzeug nicht zu stark erhitzen kann. Schon abgebundene Kleberbestandteile können negative Auswirkungen auf die spätere Qualität der Verklebung in puncto Festigkeit und Dauerhaftigkeit haben. Wird ein Klebstoff beispielsweise in zu kaltem Zustand angewendet, ist die Abbindezeit um ein Vielfaches länger als bei 20 °C. Wird die Klebefuge während dieser Abbindezeit leichten Bewegungen ausgesetzt, bilden sich ganz kleine Haar-Risse in der Klebschicht. Diese Risse verringern die Festigkeit des Klebstoffs sehr stark. Bei Werkstücken, die herunterfallen können, kann dies im Extremfall tödlich sein.
Als Erstes sollte bei jeder Verklebung auf die Sauberkeit der Klebflächen geachtet werden. «Häufig funktioniert die Verklebung sogar, wenn die Flächen vorher nicht gereinigt wurden. Davon rate ich jedoch dringend ab, denn die Adhäsion wird dadurch massiv verschlechtert», sagt Wicki. Bei Metallen oder Kunststoffen lohnt sich ein Anschliff, um die Klebefläche zu vergrössern und Verunreinigungen wie beispielsweise Flugrost zu entfernen. Danach sollte die Reinigung mit einem Lösemittel erfolgen. «Hier rate ich, auf ein herstellerempfohlenes Reinigungsmittel, Reinbenzin oder Alkohol zurückzugreifen. Aceton funktioniert zwar auch, ist jedoch zu aggressiv und greift beispielsweise Lacke an. Vom ebenfalls oft verwendeten Nitroverdünner ist aus toxischen Gründen abzuraten», sagt Bernhard Wicki.
Welche Klebstoffe der Schreiner an Lager nehmen sollte, hat natürlich viel mit seinem Auftragsbereich zu tun. Mit einem modernen Hybridklebstoff kann der Schreiner circa 90 Prozent aller Klebarbeiten abdecken. «Er hält fast überall und bleibt elastisch. Sobald jedoch eine gewisse Festigkeit benötigt wird, sollte auf härtere Klebstoffe, wie beispielsweise auf 1-K- oder 2-K-PUR-Klebstoffe zurückgegriffen werden», rät Bernhard Wicki.
Physikalisch vernetzende Klebstoffe funktionieren über die Verdunstung von Wasser oder Lösemittel. Chemisch aushärtende Einkomponentenklebstoffe reagieren normalerweise mit der Luftfeuchtigkeit. Kann kein Wasser eindringen oder entweichen, beispielsweise bei grösseren Metallflächen, sollte ein Zweikomponentenklebstoff eingesetzt werden oder die Klebefläche vor dem Fügen mit Wasser besprüht werden. Falls die Festigkeit ausreicht, hilft auch ein Raupenauftrag mit ausreichend Abstand zwischen den einzelnen Raupen, sodass Feuchtigkeit zugeführt werden kann. So kann für jede Anwendung ein passender Kleber gefunden werden. Als Grundregel kann man sagen: Im Aussenbereich und bei grossen Flächen sollte eher ein elastischer Klebstoff gewählt werden, bei kleinen Verklebungen wie beispielsweise bei Stühlen sollte ein harter Kleber (PUR, Weissleim) verwendet werden.
Sobald grössere Mengen, Spezialwerkstoffe oder Objekte, die herunterfallen können, verklebt werden müssen, sollte frühzeitig ein Klebespezialist kontaktiert werden. «Auch bei herkömmlichen Fragen zum Gebrauch sollte lieber einmal zu viel nachgefragt werden», sagt Bernhard Wicki. Denn meistens kann ein Fachmann übers Telefon schon den einen oder anderen wichtigen Ratschlag mitgeben.
www.wisabax.chVeröffentlichung: 06. September 2018 / Ausgabe 36/2018
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