Brücke in die Branche
Das Gewächshaus von Zoe Ferrari Castelli steht auf dem Grundstück der Familie in Arbedo. Bild: Zoe Ferrari Castelli
Das Gewächshaus von Zoe Ferrari Castelli steht auf dem Grundstück der Familie in Arbedo. Bild: Zoe Ferrari Castelli
Vorstudienpraktikum. In vielen Branchen mangelt es an Fachkräften. Ein Mittel dagegen ist die Durchlässigkeit des Bildungssystems. Gymnasiasten können dank des Vorstudienpraktikums den Weg in die Holzbranche einschlagen und ein Fachhochschulstudium in Angriff nehmen.
Nicht jede Absolventin und jeder Absolvent einer gymnasialen Maturität strebt nach einem Studium an der Universität. Es gibt auch solche, die etwas Bodenständigeres bevorzugen und ihre Zukunft in einem technischen Beruf sehen, wie jenem der Holztechnikerin oder des Holztechnikers. In der Branche sind gut ausgebildete Personen gern gesehen, zumal es immer schwieriger ist, junge Leute für Tätigkeiten im handwerklichen Kontext zu begeistern.
Doch es gibt eine Hürde, die schwer zu überwinden ist und wohl viele Interessenten abschreckt: Ein Gymnasiast steht im Vergleich zu seinen Mitstudierenden mit Berufslehre als Schreinerin oder Holzbauer auf verlorenem Posten, wenn er das Bachelorstudium an der Berner Fachhochschule in Angriff nimmt. Wäre da nicht das Brückenangebot in Form eines rund einjährigen Vorstudienpraktikums, auch Arbeitswelterfahrung (Awe) genannt. Dieses ist Pflicht für Studierende ohne Berufsbildung in der Holzbranche. «Ohne das Praktikum hätten Kandidatinnen und Kandidaten nach dem Gymnasium keine Chance, das erste Studienjahr zu bestehen», sagt Zoe Ferrari Castelli (Bild). Die 26-jährige Tessinerin hat das Awe-Jahr nach ihrer Matur in der Deutschschweiz bei der Holzbaufirma Renggli in Schötz LU absolviert. Sie konnte verschiedene Abteilungen besuchen, wurde in der Fertigung, in der Montage und auch im Büro eingesetzt. «Ich bekam einen tiefen Einblick und lernte viel. Und das Unternehmen legte grossen Wert darauf, dass ich den Werkstoff Holz gut kennenlernte.» Der Fokus lag auf Themen, wo die Defizite einer Gymnasiastin am offensichtlichsten waren. Die junge Frau bekam die Möglichkeit, den Rückstand auf die Kolleginnen und Kollegen mit Berufsbildung vorgängig aufzuholen.
Wie das Vorstudienpraktikum abläuft, ist von den Verbänden VSSM, Holzbau Schweiz, Holzindustrie Schweiz und Frecem vertraglich geregelt. Die Praktikantinnen und Praktikanten können einen Schreiner-, Holzbauer- oder Mischbetrieb wählen und haben klare Ziele, die sie während des Jahres erreichen müssen. Sie führen eine Lerndokumentation und schliessen das Praktikum mit einem eigenen Projekt ab. Zoe Ferrari Castelli entwarf und fertigte ein Gewächshaus aus Holz mit komplexer Konstruktion, das heute auf dem Grundstück ihrer Familie in Arbedo steht.
Und noch etwas Wichtiges hat die Praktikantin aus dem Awe-Jahr mitgenommen: «Ich konnte mein Deutsch verbessern.» 2019 schloss Zoe Ferrari Castelli ihr Studium ab. Sie fand eine Anstellung als Projektberaterin Holzbau in Ascona – am dortigen Standort der Renggli AG.
Veröffentlichung: 17. Dezember 2020 / Ausgabe 51-52/2020
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