«Wir müssen nur wollen!»

Architekt und Referent Gion A. Caminada appelliert dafür, Materialien aus der Umgebung zu wählen. Bild: Alex Arnet

Proholz.  Schweizer Holz fördern war das Thema für einen Anlass von Proholz Lignum Luzern. Die Referenten und Gäste tauschten ihre Erfahrungen aus und machten konkrete Vorschläge, wie Schweizer Holz am Bau eingesetzt werden kann.

Während der Holzbau vor allem bei mehrgeschossigen Häusern und bei öffentlichen Grossbauten im Vormarsch ist, nimmt in der Schweiz die Menge des geschlagenen Nutzholzes in den Wäldern ab. Um die Nutzung des Schweizer Holzes zu fördern, hat der Holzcluster Luzern im Januar zu einer Veranstaltung nach Ruswil LU eingeladen. Wie brisant das Thema «Gestalten mit Ressourcen aus der Region» ist, zeigte der Grossaufmarsch von 70 Fachpersonen aus der Holzindustrie und dem Holzbau, der Schreinerbranche und der Architektur.

Botschafter für Schweizer Holz

Der Bündner Architekt Gion A. Caminada, Professor für Architektur und Entwurf an der ETH Zürich, appellierte dafür, Bauten in ihrer Beziehung zur Region zu sehen. «Wenn immer möglich greife ich auf Materialien zurück, die in der Umgebung des Bauwerks vorhanden sind», sagte er, «denn im engen Umfeld entstehen Beziehungen, von denen das Bauwerk lebt. Dazu gehört auch die Ökonomie des Lokalen.» Materialwahl als kulturelle Verpflichtung also? Durchaus. «Wichtig ist es, dass wir in diesem Sinne als Botschafter für Schweizer Holz einstehen», sagte Beat Bucheli, Präsident der Luzerner Schreiner. «Das heisst, wir müssen Schweizer Holz in unseren Ausstellungen erlebbar machen, die Geschichte des Schweizer Holzes erzählen und den Mehrwert aufzeigen.»

Material in der Offerte festlegen

«Schön und gut – aber leider zu teuer», sagen sich viele. «Stimmt nicht», entgegnet Pirmin Jung, Geschäftsleiter der Pirmin Jung Ingenieure AG und Präsident der Proholz Lignum Luzern. Er rechnete dem Publikum vor, dass sich in Bezug auf die Investitionskosten in ein neues Mehrfamilienhaus (inklusive Landkauf) in Holzbauweise ein Mehrkostenanteil von nur gerade 0,06 % bis höchstens 0,6 % ergibt, wenn man konsequent auf Schweizer Holz setzt. «Seit wir Schweizer Holz von Beginn an konsequent ins Devis hineinnehmen, konnten wir den Anteil an Schweizer Holz in unseren Vergaben von 17 auf 79 Prozent steigern», sagte Pirmin Jung.

Auch die Haupt AG – in deren Haus der Anlass stattfand – rechnet mit Schweizer Holz als Basis im Baukostenplan, sagte Projektleiter Eugen Amstutz. Davon ausgehend kann man die Preisdifferenzen anderer Holzherkünfte als Variante ausweisen.

Pius Renggli, Mitinhaber der Holzprojekt GmbH, und Reto Schüpbach von der A6 Architekten AG berichteten von ähnlichen Methoden, den Bauherren die Wahl zu lassen. Zudem lasse sich bei den Beurteilungskriterien im Bereich Ökologie etwas machen. «Warum nicht die Transport-Tonnenkilometer dort ins Spiel bringen?», fragte Pius Renggli in die Runde. Wichtig ist, dem Bauherrn die Holzherkunft offen zu legen. Die Verordnung des Bundes über die Deklaration von Holz und Holzprodukten verpflichtet die Akteure dazu.

www.lignumluzern.ch

sl

Veröffentlichung: 01. Februar 2018 / Ausgabe 5/2018

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