Schreinerin mit Torriecher
Samira Meier im Dress der Lady Lakers des SC Rapperswil-Jona. Sie ist dort Stürmerin. Bild: PD
Samira Meier im Dress der Lady Lakers des SC Rapperswil-Jona. Sie ist dort Stürmerin. Bild: PD
Hobby. Wenn Samira Meier nicht in der Werkstatt steht, dann flitzt sie übers Eis. Die 18-Jährige aus Einsiedeln SZ spielt Eishockey bei den Lady Lakers des SC Rapperswil-Jona. Sie ist auch schon für die Schweiz aufgelaufen.
Sie lernt Schreinerin und spielt Eishockey. Dass sie sich gleich in zwei Männerdomänen bewegt, das hört Samira Meier nicht gerne. «Ich habe einen normalen Beruf, und Eishockey ist ein normaler Sport, auch wenn beides mehr Männer als Frauen ausüben», sagt sie. «Darauf immer wieder angesprochen zu werden, nervt mich etwas.» Denn die Geschlechterfrage spiele für sie und ihr Umfeld normalerweise keine Rolle. «Zu spüren bekam ich diese bisher einzig bei der Lehrstellensuche. Ich hatte Mühe, eine zu finden, weil viele Betriebe lieber einen Mann wollten.»
Bei der KHT Kälin HolzTechnik AG in Trachslau im Kanton Schwyz sei das jedoch kein Thema. Sie ist dort jedoch die einzige junge Frau unter den Lernenden. Neben ihr werden noch vier Zimmerleute ausgebildet. «Ich arbeite deswegen ab und zu auch in der Zimmerei. Das ist eine gute Abwechslung und macht Spass.»
Als Schreinerin eifert sie ihrem Grossvater nach, wie Samira Meier erzählt. «Ich habe bei ihm viel gesehen und war gerne in der Werkstatt.» Sie wolle etwas arbeiten, bei dem man am Schluss ein Ergebnis sieht. Auch finde sie eine körperliche Arbeit besser. «Schreinerin war meine erste Wahl, und ich bin nun im vierten Lehrjahr.» Am liebsten arbeitet die Schwyzerin mit Massivholz. Dieses zu bearbeiten, findet sie toll. Das Zuschneiden bei Spanplatten mag sie hingegen am wenigsten. «Das ist etwas eintönig.»
Das grosse Hobby der Einsiedlerin ist das Eishockey. Zwei- bis dreimal die Woche steht sie im Training bei den Lady Lakers des Schlittschuh Clubs Rapperswil-Jona auf dem Eis. Dazu kommen die Meisterschaftsspiele in der Nationalliga B, der zweithöchsten Spielklasse in der Schweiz. Sie ist Flügelstürmerin und fürs Toreschiessen zuständig. Als Assistenzcaptain darf sie zudem mit dem Schiedsrichter diskutieren. «Ich verbringe viel Zeit mit meinen Teamkolleginnen. Ich geniesse das.»
Zum Spiel mit dem Puck ist die 18-Jährige durch den Göttibuben ihrer Mutter gekommen. «Ich habe erst in der ersten Oberstufe angefangen, Eishockey zu spielen. Davor war ich Leichtathletin», erzählt sie. Sie habe sich zuvor auch nicht für den Eissport interessiert, hatte keinen Lieblingsverein oder Lieblingsspieler. Sie sei da eher hineingerutscht, sagt Samira Meier und lacht. Das mit dem Herzensteam hat sich mittlerweile geändert, sie fant für Fribourg-Gottéron. Und von den Spielern findet sie Roman Josi, der in der NHL bei den US-amerikanischen Nashville Predators spielt, toll.
«Eishockey macht mir grossen Spass. Auch wenn ich mich im letzten Lehrjahr bald auf die Abschlussprüfungen fokussieren muss.» Mit Eishockey angefangen hat sie in Einsiedeln, ehe sie nach Rapperswil wechselte. «Ich spielte zu Beginn mit den Jungs.» Dann ging sie zu den Lady Lakers und spielte eine Saison parallel noch beim Frauenteam in Weinfelden. Und das erfolgreich.
Samira Meier machte schnell Fortschritte und wurde jeweils für die Schweizerische Nationalmannschaft der U15-, U16- und U18-Mädchen aufgeboten. Sie durfte auch schon an Europameisterschaften teilnehmen, wie 2017 mit der U16-Auswahl in Budapest (H). «Das war toll. Doch leider habe ich mich in Ungarn im ersten Spiel an der Schulter verletzt», erzählt sie. «Ich hatte zwar Schmerzen, trainierte aber weiter.» Als diese nicht nachliessen, wurde bei Samira Meier eine schwerwiegende Verletzung festgestellt: In der rechten Schulter waren die Sehne und die Gelenklippe gerissen. «Ich musste mich operieren lassen. Da es danach nicht besser wurde, musste ich mich sogar einem zweiten Eingriff unterziehen.»
Die Folgen waren je eine zweimonatige Pause von der Arbeit. Auf das Eishockey musste sie sogar zweimal ein halbes Jahr lang verzichten. «Das war schon hart. Erst im letzten August habe ich wieder angefangen zu trainieren», erzählt Samira Meier.Doch die Verletzungshexe meint es nicht gut mit ihr. Durch die stärkere Belastung, vor allem beim Arbeiten, hat nun die andere Schulter begonnen zu schmerzen. Sie hat die Bänder angerissen und der Schleimbeutel ist wahrscheinlich entzündet. «Das ist ärgerlich, und ich bin nun in Behandlung.» Aufgrund ihrer Schulterprobleme macht sich Samira Meier viele Gedanken über die Zukunft. «Wenn ich mit der Lehre fertig bin, weiss ich noch nicht, ob ich als Schreinerin weiterarbeite», meint sie. «Das ist zwar sehr schade, aber vielleicht werde ich eine zweite Ausbildung machen.»
Auch die Aussichten als Schreinerin lassen sie an eine Umorientierung denken. «Der Schreinerberuf wird stets maschineller. Handwerklich muss man immer weniger machen, was ich bedaure», begründet Samira Meier. Und sie störe es etwas, dass Schreiner im Gegensatz zu anderen handwerklichen Berufen schlechter verdienen.
«An die Zukunft möchte ich derzeit aber noch nicht zu sehr denken. Ich konzentriere mich auf das letzte Lehrjahr und geniesse es», sagt die Auszubildende. «Zudem kann ich ja zum Beruf zurückkehren, sollte er mir später fehlen.»
Veröffentlichung: 05. Dezember 2019 / Ausgabe 49/2019
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