Es muss niemand in die Röhre gucken

Das TV-Möbel «Loop» der Vifian Möbelwerkstätte AG verfügt über einen Standfuss fürs Gerät. Bild: Vifian Möbelwerkstätte AG

Fernsehmöbel.  TV-Geräte werden immer grösser und flacher. Wie wirkt sich das auf die Nachfrage und die Gestaltung von Fernsehmöbeln aus? Wenn die Kundschaft das Gerät nicht an die Wand hängen und zwischendurch verstauen möchte, bieten sich Modelle mit Lift an.

Gross, massiv und mit viel Stauraum: Wer kennt die klassischen Wohnwände von früher nicht? Es gibt bestimmt Schweizer Stuben, in denen noch so ein Exemplar, vorwiegend aus dem letzten Jahrhundert, steht. Mittendrin verfügten diese über eine Nische für den Bildröhrenfernseher, der mit seinem Gehäuse ebenfalls einiges an Raum beanspruchte. Die Fernseher sind jedoch immer moderner, grösser, aber auch flacher geworden. Mit ihnen haben sich die Geschmäcker bezüglich der Einrichtung und die Möbel selbst verändert. Sind TV-Möbel heute noch gefragt? Wenn ja, wie haben sie sich in ihrer Form und Funktion verändert? Werden sie vermehrt als Raumtrenner eingesetzt? Die Schreinerzeitung hat bei einigen Anbietern nachgefragt.

Das Möbel passt sich dem Gerät an

«Da der Fernseher heute ein Multifunktionstalent ist, sind TV-Möbel nach wie vor sehr gefragt», sagt Christian Petrini, CEO der Vifian Möbelwerkstätte AG in Schwarzenburg BE. Ihre Sideboards seien zeitlos, modern und individualisierbar. Zudem seien sie nachhaltig, was bei Vifian für Langlebigkeit stehe. «Auch wenn sich die TV-Geräte weiterentwickeln und verändern, die Adaption auf eines unserer Sideboards ist gewährleistet dank der entsprechenden Adapter.» Geräte mit Curved-Bildschirmen zum Beispiel würden von den Kunden in der Regel mit dem mitgelieferten Standfuss auf dem Sideboard platziert.

Heute sind einzelne Möbel gefragt

Dass der Trend weg von der Wohnwand zu einzelnen Möbeln geht, wird von allen befragten Unternehmen bestätigt. Möbel, in welche die Fernsehgeräte eingebaut werden, sind rückläufig. «Vielfach werden heute Vorbauwände montiert, um den Fernseher darauf zu befestigen», sagt Thomas Betschart, der stellvertretende Geschäftsführer der Käslin Innenausbau AG in Steinhausen ZG. «Eine indirekte LED-Beleuchtung passt auch dazu.» Der TV werde meistens in eine Wohnwand integriert, wobei diese eher aus einzelnen Möbeln bestehe. Einzelne Vorbauwände mit kleinen Möbeln würden von den Kundinnen und Kunden eher gefragt, sagt Betschart. Auch Markus Dubach, Mitinhaber der Schreinerei Graf Innenausbau AG in Hombrechtikon ZH, meint, dass TV-Möbel heute vor allem einzeln oder in Kombination mit Objekten im gleichen Stil nachgefragt werden. Alex Winzeler von Winzeler Holzdesign in Wolfhausen ZH bestätigt, dass seine Kunden nach Möbelstücken fragen, die unterhalb des Fernsehers stehen sollen. «Wenn eine Wohnwand gewünscht ist, dann wird sie im Vergleich zu früher offener und optisch leichter gestaltet.»

Der TV kann im Möbel verschwinden

Bernhard Reichmuth von der Reichmuth Wohn AG in Ibach SZ schreibt, dass sich TV-Möbel einer ungebrochenen Nachfrage erfreuten. «Obwohl die Geräte sehr schlank geworden sind, wollen die Kunden sie nicht alle an die Wand hängen.» Sein Betrieb hat sich auf Möbel mit elektrischen TV-Liften spezialisiert, die sehr beliebt seien. «Sie machen speziell bei Raumtrennmöbeln Sinn oder bei einem Objekt, das an einer Zimmerwand steht.» Die TV-Lifte würden zudem ganz andere Lösungsmöglichkeiten für Bars, Schmuckregale und Ähnliches bieten, sagt Reichmuth.

Gerne auch als Raumtrenner

Bei der Domino Möbel AG in Muttenz BL ist die Nachfrage nach TV-Möbeln in den letzten Jahren konstant geblieben. «Allerdings nur noch als Einzelmöbel. Und wenn sie als Raumtrenner gewünscht werden, wird meistens ein drehbarer Lift eingesetzt», teilt die Marketingverantwortliche Franziska Irmiger mit. Die Nachfrage nach Raumtrennern im Vergleich zu der nach TV-Möbeln an der Wand sei bei ihnen in etwa gleich.

«Durch die Veränderung von Grundrissen zu weniger Wänden, sowohl im Home- als auch im Office-Bereich, sind raumstrukturierende Elemente immer mehr gefragt», sagt Christian Petrini von Vifian. «Dies erfordert eine entsprechende Qualität, sodass das Möbel von allen Seiten eine gute Figur macht.» Modelle mit Lift seien bei ihnen jedoch eher selten. «Diese Lifte haben aufgrund ihrer stabilen Bauweise entsprechende Preise und sind teuer.»

Um mit dem Fernseherlebnis und dem dazugehörigen TV-Lift zufrieden zu sein, muss man sich mit den erhältlichen Produkten auskennen. «Es gibt viele zu laute, holpernde oder schwankende Lifte, speziell im günstigen Segment», sagt Bernhard Reichmuth. Die Beträge für gute Modelle bewegten sich zwischen 1000 und 3000 Franken. «Je nachdem, ob er nur rauf- und runterfährt oder ob er auch manuell um 180 Grad drehbar sein soll.» Für einen elektrisch drehbaren Lift müsse man mit über 4000 Franken rechnen.

Fernseher wird direkt eingebaut

Etwa die Hälfte der TV-Möbel aus seinem Betrieb verfügten über einen Lift, sagt Markus Dubach. «Wir konnten noch nie zweimal den gleichen verwenden, da die Anforderungen immer anders sind.» Sie würden deswegen sehr genau planen und kurz vor der Oberflächenbehandlung des Möbels oder vor der Auslieferung den Fernseher in den Betrieb holen und ihn einbauen. Sie organisieren auch das Kabelwirrwarr. «So gibt es kein Durcheinander.»

Mit einem TV-Lift musste sich Alex Winteler noch nie beschäftigen, wie er sagt. Er hält jedoch ein TV-Möbel als Raumtrenner vor allem für kleine Wohnungen für eine sehr gute Lösung. «So kann der Raum um ein Vielfaches besser genutzt werden.»

 

Das Möbel versteckt mehr als den Fernseher

Das rote Raumtrennmöbel aus der Produktion der Reichmuth Wohn AG aus Ibach SZ war ein spezielles Projekt, wie Inhaber und Geschäftsführer Bernhard Reichmuth sagt. Es verfügt über einen elektrisch versenkbaren und elektrisch um 180 Grad drehbaren Lift. Dieser trägt nicht nur einen Fernseher, sondern auf der Rückseite auch noch eine beleuchtete Bar. Das macht das Möbel, das in Hochglanzrot lackiert ist, zu einem Hingucker in jeder Wohnung. Es bietet zudem einigen Stauraum. «Schubladen und Regale sind heute nicht mehr so gefragt, da DVD-Geräte usw. immer weniger in Gebrauch sind. Kunden wünschen sich aber speziell bei Raumtrennmöbeln Platz, um andere Gegenstände verstauen zu können.»

Die Reichmuth Wohn AG beschäftigt zehn Mitarbeitende und wird bereits in vierter Generation geführt. Sie besteht aus einer Schreinerei und einem Möbelgeschäft.

www.reichmuth-wohnen.ch

 

Auf engem Raum

Die Schreinerei Graf Innenausbau AG hat im Rahmen eines Umbaus neben dem gesamten Innenausbau auch das passende Fernsehmöbel planen und herstellen können. «Die Herausforderung war, in den sehr beengten Platzverhältnissen ein TV-Möbel mit Lift, integrierten Lautsprechern, Modem, Hi-Fi-Anlage und dem ganzen Kabelmanagement zu gestalten», beschreibt Mitinhaber Markus Dubach. «Das Design sollte nicht zu modern und neben der antiken Standuhr eher zurückhaltend sein.» Der Korpus besteht aus lackierten MDF-Platten (19 Millimeter) und Glastablaren. Beim Lift handelt es sich um einen Screenlift ST 700 A von Ergo Swiss.

Der Betrieb beschäftigt derzeit sieben Personen, davon sind zwei gleichberechtigte Inhaber. Vier von fünf Mitarbeitenden hätten ihre Lehre zwischen 1985 und 2016 bereits im Unternehmen gemacht und seien nach ein paar Jahren in dieses zurückgekehrt, sagt Dubach.

www.schreinereigraf.ch

 

Eine Black Beauty für das TV- und Musikvergnügen

Das TV-Möbel von Winzeler Holzdesign aus Wolfhausen ZH ist aus Spanplatten mit Holzstruktur in Schwarz gefertigt. Die Schubladenauszüge sind von Blum. Im Dunkeln wird es von einer LED-Beleuchtung für den Inneraum sowie einer indirekten Beleuchtung auf der Rückseite in Szene gesetzt. Schubladen und Türen würden heute eher einen optischen Effekt erfüllen, meint Alex Winzeler. Platz für DVDs und CDs sei nur noch selten gefragt. Dafür hätten Kunden vermehrt den Wunsch, Spielkonsolen, Musikanlagen und Musikboxen ins Möbelstück zu integrieren. Winzeler Holzdesign ist ein Einzelunternehmen, das individuelle Möbelstücke herstellt und Räumlichkeiten plant und gestaltet.

www.winzeler-holzdesign.com

 

Je nach Bedarf kann die eine oder andere Seite gewählt werden

Die Käslin Innenausbau AG aus Steinhausen ZG hat vor ein paar Jahren ein besonderes TV-Möbel realisiert. Es steht auf einem Drehkranz und ermöglicht so eine doppelte Nutzung. Die eine Seite dient dem Betrachter mit dem TV und dem dazugehörigen Equipment für das Fernseherlebnis, die andere Seite fungiert als Bibliothek. Der Möbelkörper wurde mit Strukturlack veredelt, und die vertikalen Schieber sind aus eloxiertem Alucobond hergestellt. Der Betrieb beschäftigt derzeit zwölf Mitarbeitende. «Unser Slogan lautet ‹Wo Unikate entstehen›, was auch auf das TV-Möbel zutrifft», sagt Thomas Betschart, der stellvertretende Geschäftsführer. Das traditionelle Handwerk wird bei der Käslin Innenausbau AG, die seit 1969 besteht, weiterhin grossgeschrieben und gelebt, inmitten eines modernen Maschinenparks.

www.kaeslin.ag

 

Ein Einzelstück bietet einen besonderen Blickfang

An der Messe Blickfang in Basel hat die Domino Möbel AG aus Muttenz BL ein Fernsehmöbel mit Lift ausgestellt. Die Oberfläche des Sideboards ist Swiss Krono U4446/U4436, der TV-Lift ist ein Screenlift ST 700 A, und die Möbelfüsse sind Metall RAL 7060, gespritzt. Bei ihnen würden TV-Möbel in der Regel nur noch als Einzelstücke nachgefragt, sagt Franziska Irmiger vom Marketing. Meistens würden dabei Schubladen, offene Regale oder Fronten mit Akkustikstoff gewünscht. Hinter diesen könne man Zusatzgeräte wie Boxen platzieren. Die Domino Möbel AG ist seit über 50 Jahren auf die Planung und Herstellung nach Mass von Schränken, Regalen, Ankleiden, Sideboards und Badmöbeln spezialisiert.

www.dominoag.ch

Innovation in vintageTönen

«Loop» von Vifian

Das Modell «Loop» (Bild links) der Vifian Möbelwerkstätte AG aus Schwarzenburg BE fügt sich durch seine abgerundeten Ecken in eleganter Weise in seine Umgebung ein. «Mit zwei Ausschwenkklappen und einem offenen Fach bietet es Flexibilität, mit der drehbaren Adaption für den Screen gibt es jederzeit klare Sicht auf das bewegte Bild», sagt CEO Christian Petrini. Verwendet werden hochwertige Beschläge, die im gezeigten Modell im Klappenbereich auch mit feingedrehten Drahtseilen für Stabilität sorgen. Untergestelle werden in der Wunschfarbe lackiert, die Möbel be- stehen aus MDF- oder CDF-Platten und werden mit hochwertigen Lacken, Echtmetall-Kunstharzen, Fenix oder Furnier veredelt. Kombinierbare Ele- mente ermöglichen ein Maximum an Funktionalität.» «Loop», entworfen von Kurt Müller, bringe moderne Eleganz mit futuristischer Leichtig- keit zusammen und sei eine Innovation in Vintagetönen.

www.vifian.ch

, Nicole D’Orazio, ndo, ndo, ndo, ndo, ndo, ndo

Veröffentlichung: 18. Mai 2023 / Ausgabe 20/2023

Artikel zum Thema

25. April 2024

Simple, praktische Designexponate

Möbel.  Als weltweit grösste Designmesse lockt der Salone del Mobile jedes Jahr unzählige Besucher nach Mailand. So auch heuer wieder, wo sich Interessierte aus allen Herren Länder von den neusten Trends, Farben, Formen und Materialien inspirieren liessen.

mehr
24. April 2024

Horgenglarus zügelt in ehemalige Wolltuchfabrik

Möbel. Die AG Möbelfabrik Horgenglarus verlagert ihre Produktion bis April 2027 komplett in die frühere Wolltuchfabrik Hefti in Hätzingen GL. Der neue Sitz der 144-jährige Traditionsfirma liegt ebenfalls im Kanton Glarus, nur wenige Kilometer südlich des jetzigen Standorts.

mehr

weitere Artikel zum Thema:

Möbel