Ein Beitrag zur Kulturgeschichte

Schlichte Eleganz: Biedermeier-Möbel vermitteln den Eindruck von Wärme und Behaglichkeit. Bild: Archiv SchreinerZeitung

Kulturelles SChaffen.  Die Möbel des Schreiners sollen nicht zur alltäglichen Handelsware werden, sondern in Stil und Formgebung einen Zeitgeist repräsentieren. Dies forderte die SchreinerZeitung vor über 60 Jahren und führte den Biedermeierstil als gutes Beispiel an.

Unter dem Titel «Die kulturelle Aufgabe des Schreinerhandwerks» plädierte die SchreinerZeitung vom 3. März 1950 für «die Verbundenheit von Werkzeug, Technik und Zweck».

«Das Schreinerhandwerk ist zu allen Zeiten ein wichtiger Kulturträger gewesen.

Man kann mit Recht sagen, dass das schöpferische Schreinerhandwerk zu den wertvollsten Blättern der Kulturgeschichte gehört. Der Schreiner hat stets im kleinsten und entlegensten Orte aus eigenem Können und eigener Kraft Werke geschaffen, deren Form und Linienführung uns heute noch vertraut erscheinen und die uns von der Vollkommenheit des formalen handwerklichen Schaffens vergangener Zeiten berichten. Hier setzt nun die kulturelle Aufgabe des Schreiners an, die Dinge des Lebens nicht nur praktisch zu gestalten, sondern in sie ebenfalls etwas vom Wesen des Volkes und von der Strömung der Zeit hineinzuarbeiten.

Die letzte Epoche der Möbelkunst

Es scheint, als ob der Biedermeierstil, der bis etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts reichte, vorläufig die letzte Epoche in der Geschichte der Möbelkunst darstellt, denn nach 1850 entstand eine Periode sinnlosester Nachahmung historischer Stile und anschliessend um die Jahrhundertwende das Formengewirr des sogenannten Jugendstils. Man könnte manchmal den Eindruck haben, dass nur wenige Schreiner sich der kulturellen Aufgabe bewusst sind, die das Handwerk von ihnen fordert.

Der Ausdruck einer Lebensart

Die Möbel sind vielfach zu einer ausgesprochenen Handelsware erniedrigt worden. So steht das formale, das gestaltende Schaffen des Schreiners vor verantwortungsvollen Aufgaben und diese Aufgaben weisen dem Schreinerhandwerk neue Wege.

Das Schaffen des Schreiners muss auf Möbel ausgerichtet werden, die der Lebensart und Stimmung des Einzelnen entsprechen und dabei doch aus der Formensprache unserer Zeit entstehen. Man muss also von dem einzelnen Schreiner erwarten, dass er geschmacklich so weit geschult ist, dass er bei seiner Arbeit die anständige Werkform von der kitschigen zu unterscheiden vermag. Er muss deshalb in erster Linie so durchgebildet werden, dass er aus der Verbundenheit von Werkstoff, Technik und Zweck eine bleibende Möbelform zu entwickeln imstande ist.

Dass viele Schreiner auf diesem Wege sind, beweisen die bahnbrechenden Arbeiten, die in den letzten Jahren entstanden sind und die Freude und Anerkennung der Käuferschaft gefunden haben.»

www.schreinerzeitung.ch

Veröffentlichung: 07. März 2013 / Ausgabe 10/2013

Artikel zum Thema

23. Dezember 2024

4B wird nach Dänemark verkauft

Die Fensterbauerin 4B aus Hochdorf wird Teil der dänischen Dovista Gruppe, einem grossen Fensterbauer in Skandinavien. Die Belegschaft darf aber beruhigt Weihnachten feiern, denn das Luzerner Unternehmen soll unabhängig in der Schweiz weitergeführt werden. 

mehr
18. Dezember 2024

KI beeinflusst Jugendliche bei Berufswahl Richtung Handwerk

Nachwuchs. Eine Studie der Universität Bern zeigt auf, wie künstliche Intelligenz die Berufswahl beeinflusst. Wie SRF berichtete, würden sich Jugendliche offenbar weniger für kaufmännische Berufe entscheiden, dafür mehr für handwerkliche.

mehr

weitere Artikel zum Thema:

News